4. Eisernes Tor Eisernes Tor #
Das Eiserne Tor, bezeichnet den ca. 100km langen Durchbruch der Donau durch die südwestlichen Karpaten, zwischen Serbischen Karpaten und Banater Gebirge. Beide Seiten der Donau wurden zu einem Nationalpark erklärt, links in Rumänien, rechts in Serbien gelegen. Nach Orsova gibt es zwei Engstellen, großer und kleiner Kazan (=Kessel) genannt, wo die Donau auf 150m Breite und 80m Tiefe eingeengt wird, dies ist das eigentliche Eiserne Tor. Bis zum Stau durch das Kraftwerk Eisernes Tor 1 1972 war dies der gefährlichste Abschnitt der Donau. Während für die Talfahrt aufragende Felsriffe stark behinderten, gefährdeten die engen Flussbögen mit starker Strömung die bergauffahrenden Schiffe. Von 1830 bis 1834 fanden zwar im Auftrag Österreichs Felssprengungen statt, diese führten jedoch zu keiner Verbesserung der Fahrrinne. Beim Berliner Kongress war Österreich-Ungarn mit der Regulierung des Eisernen Tores betraut worden. Die ungarische Regierung ließ die Bauarbeiten unter Leitung Ernst von Wallandts in den Jahren 1890–1896 ausführen. Die regulierte Donaustrecke am Eisernen Tor wurde am 27. September 1896 von Kaiser Franz Joseph I., zusammen mit den benachbarten Königen von Serbien und Rumänien, eröffnet.
Die Regulierungsarbeiten bestanden aus einem fast 8 km langen und 3 m tiefen Kanal. Die gewaltige Strömung in diesem „Eisernes-Tor-Kanal“ oder serbisch „Sip-Kanal“ erschwerte aber die Bergfahrt der damaligen Dampfschiffe so stark, dass dort zwei Schleppschiffe als Vorspann benötig wurden. 1916 wurde eine 2,3km lange Treidelbahn am serbischen Ufer des Sip-Kanals gebaut. Die in Normalspur ausgeführte Eisenbahnstrecke wurde bis 1918 von Ungarn betrieben, jedoch am Ende des Ersten Weltkriegs fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau dauerte bis 1928, wobei die Treidelbahn um 400 m verlängert wurde. Parallel dazu war auch noch ein Schleppschiff bis 1933 in Betrieb. Obwohl im Zweiten Weltkrieg der Kanal und die Bahn mehrfach bombardiert wurden, konnte der Betrieb bald nach Kriegsende 1945 wieder aufgenommen werden. Mit dem Bau des jugoslawisch-rumänischen Gemeinschaftskraftwerkes Kraftwerk Eisernes Tor war das Ende des Treidelbetriebs am Sip-Kanal gekommen, da die Gleise mit der Flutung des Rückstaubereiches im dabei entstehenden Derdap-See versinken sollte.
Kurz bevor die eigentliche Passage beginnt ist auf der linken Seite eine eigenartige Brücke bei Moldova Veche zu sehen, gleichsam eine Brücke ins Nichts. Sie ist das Relikt eines rumänisch-jugoslawischen Industrieprojekts aus den 1980er Jahren, das unvollendet blieb. Vor der Brücke sieht man noch den Babakaj Felsen, der früher der "Äquator der Donau" genannt wurde, da er sich vor dem Stau 50m hoch aus dem Wasser erhob. Heute ist nur noch eine kleine Spitze zu sehen. Bei der Einfahrt erblickt man die Festung Golubac mit acht Türmen. Sie war während des Mittelalters heiß umkämpft, besonders zwischen dem Osmanischen Reich und dem Königreich Ungarn. Sie wurde immer wieder zerstört und neu aufgebaut und war abwechselnd unter türkischer, bulgarischer, ungarischer, serbischer und österreichischer Herrschaft. 1867 übergaben sie die Österreicher an Serbien. Bei der Durchfahrt durch das Eiserne Tor sieht man immer wieder Gedenktafeln, hier wurde Gabriel Barosz Edler von Bellus, verewigt, der als ungarischer Verkehrsminister zwischen 1886 und 1892 eine Donauregulierung leitete. Eine andere Tafel nennt erinnert an den zweiten großen Straßenbau im Kazan. Sie wurde nach Stephan Graf Szechenyi benannt, der sie von 1830 bis 1834 bauen ließ. Bei km 972,2 taucht die so genannte Veterani - Höhle knapp oberhalb der Wasseroberfläche aus. sie ist nach dem österreichischen General Veterani benannt, der 1692 in diesem Abschnitt das Kommando führte. Er harrte mit 500 Soldaten 45 Tage gegen eine türkische Übermacht in der Höhle aus. 1788 trotzten in dieser Höhle neuerlich österreichische Soldaten 21 Tage lang unter Oberleutnant Voith gegen eine türkische Übermacht. Das Kloster Mraconja wurde 1523 am Ufer des Flusses Mraconia, der hier in die Donau mündet, erbaut und hat seither mehrere Veränderungen erfahren. Während des Russisch-österreichischen Türkenkriegs von 1787–1792 wurde das Kloster völlig zerstört. 1931 begann der Wiederaufbau des Klosters, doch wurden die Ruinen nach dem Bau des Wasserkraftwerks überflutet. Das heutige orthodoxe Kloster ist ein Neubau aus 2000. Dakerkönig Decebal, in Stein gehauenes Bildnis des Dakerkönigs Decebal. Das 2005 fertiggestellte Kunstwerk wurde von einem rumänischen Millionär in Auftrag gegeben. Decebal kämpfte im ersten Jahrhundert nach Christus gegen Trajan, verlor aber die entscheidende Schlacht bei Adamclisi. Die Decebal-Skulptur geht auf die Initiative von Iosif Constantin Drăgan, dem Gründer der Europa-Stiftung-Drăgan zurück. Das Projekt wurde schon 1994 nach den Skizzen eines italienischen Bildhauers in die Wege geleitet. Die Skulptur ist 40 Meter hoch und 25 Meter breit und befindet sich an der Stelle an der die Mraconia in die Donau fließt. „Decebalus Rex – Dragan fecit“ der Financier der Skulpur hat sich auch auf der Inschrift verewigt. Die Trajanstafel stammt aus dem Jahr 103 nach Christus. Sie erinnert an die hier in den Fels gehauene Römerstraße, die um das Jahr 100 errichtet wurde. Die eigentlichen Spuren der Straße befinden sich heute unter Wasser, lediglich die Tafel wurde 35m höher gehängt, um sie vor dem Untergang im Stausee zu bewahren. Die lateinische Inschrift auf der Tafel ist nur noch unvollständig erhalten. Das Strombett weitet sich zwischen Stromkilometer 965 und 950 zu einem großen Becken. Zu dem bei Stromkilometer 954 gelegenen Ort Orsova (neu), führen die Eisenbahn, sowie die befahrene Europastraße E 70. Der alte Ort gehörte bis 1918 zu Österreich-Ungarn unmittelbar vor der Grenze zu Rumänien. Der nach dem Aufstau neugebaute Ort auf der Westseite der Bucht, bekrönt vom Nonnenkloster St. Anna, das 1936-1939 errichtet wurde. Hierher wurde 1848 die ungarische Krone von den Revolutionären geflüchtet und vergraben. Sie wurde erst 1853 gefunden und wieder nach Budapest zurückgebracht. Bei Stromkilometer 952 war - wie das alte Orsova und die Trajanstraße - auch die Insel Ada Kaleh (türkisch: Festungsinsel), die auch Neu-Orsova hieß, beim Kraftwerksbau (Aufstau) im Strom versunken. Die Bewohner wurden 1967 gegen ihren Willen deportiert. Man versuchte, einzelne Bauten (Moschee) auf die Insel Simian, Stromkilometer 927, weiter flussabwärts, wieder auf zu bauen. 1878, im Berliner Kongress, erlangte Rumänien die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich und die Donau wurde in diesem Abschnitt als Grenze zwischen Serbien und Rumänien festgelegt. Die kleine Insel Ada Kaleh inmitten des Stromes wurde jedoch einfach vergessen. So entstand eine Exklave des Osmanischen Reiches weit entfernt vom eigentlichen Staatsgebiet. Obwohl zu Österreich-Ungarn seit 1877 gehörend, blieben die Bewohner aber de jure weiterhin Untertanen des Sultans. Ada KalehBei den Ein- und Ausfahrten des Oberen Kazan (dt: Kessel), Strom-km 974 bis 970, herrscht für Schiffe Begegnungsverbot. Der Fluss ist hier zwar 80m tief, jedoch ist die Fahrrinne nur wenig mehr als 100 Meter breit, wobei die starke Strömung exakte Schiffsmanöver nötig macht. Die begleitenden Straßen an beiden Donauufern führen öfters durch Tunnel oder weichen manchmal ins Hinterland aus. Eine alte Zeichnung aus dem 18. Jahrhundert zeigt die frühere Gefährlichkeit der im Fluss befindlichen Riffe und die inzwischen versunkene Festungsinsel.
Durch den Bau des jugoslawisch- rumänischen Djerdap-Kraftwerks, bei km 941 am Eisernen Tor im Jahre 1972, nach achtjähriger Bauzeit eröffnet, wurde zwar die Flusslandschaft grundlegend verändert, dafür können die Schiffe heute die gefährliche Stelle ungehindert passieren. Die Hubhöhe von 34 m an der Schleuse von Djerdap 1, überwinden Schiffe in den beiden jeweils 310 m langen und 30 m breiten Kammern der Treppenschleuse innerhalb von 90 Minuten. Das ehemalige Wappen von Jugoslawien auf serbischer Seite des Kraftwerks ist noch ein Relikt aus führerer Zeit. 80km weiter gibt es noch ein weiteres Kraftwerk Djerdap 2.
Text und Fotos: Michael Göbl
vorherige Etappe: Novisad-Belgrad
nächste Etappe: Ruse (Rousse, Rustschuk) - Bukarest