Die Steiermark – Brücke und Bollwerk. Impressionen über eine steiermärkische Landesausstellung (1986)
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Von Ernst LanzErstaunlich man fährt einen Berg hinauf, schreitet durch dichtem Forst und sieht auf eine weißgeputzte Fassade eines Renaissanceschlosses hinab: Schloss Herberstein bei Stubenberg in der Oststeiermark. Das Kulturamt des Landes Steiermark richtete dort eine sehenswerte Kulturgeschichtsschau ein: Die Steiermark – Brücke und Bollwerk. Als Emblem war auf den riesigen Plakaten ein steirischer Reiter in Rittergewand abgebildet. Das Schloss daselbst, das sich seit Jahrhunderten im Besitz der Adelsfamilie Herberstein befindet, bot sich im frisch restauriertem Zustand wieder. Das Gebäude ruht auf einem direkt über der Feistritz liegenden Felsen, sehr gut geschützt vor seinen Feinden. Eben ein Bollwerk über dem einstigen Grenzfluss Feistritz.
In mehr als dreißig Räumen wurde die Kulturgeschichte der Steiermark von der Frühzeit bis in die Jetztzeit dargestellt. Die Schau wurde im Mai 1986 eröffnet und dauert bis Oktober. Über 300.000 Interessierte besuchten über dem Sommer das Schloss Herberstein. Fast wie eine Brücke von Vergangenheit bis vor Anbeginn der Zukunft. Nur einige Höhepunkte aus der nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten ausgerichteten Darstellung der Landesgeschichte. Die Zeit der Babenberger und Traungauer – deren Georgenberger Handfeste (1180) und Landespolitik gab der Steiermark ihren Namen, der frühen Habsburger, die Plagen, symbolisiert durch Heuschrecken aus farbiger Plastikfolie, die Bedrohung durch die türkische Armeen, der Prunk und Glanz des Barockzeitalters, gestreift wurde die Ära eines Prinz Eugens – Prinz-Eugen-Jahr, das franzisco-josephinische Zeitalter, beide Weltkriege und der kulturelle Weg in die Gegenwart. Ein Gutteil der Leihgaben stammte aus dem Johanneum in Graz. Der letzte Raum der Ausstellung war der Darstellung derer von Herberstein gewidmet. Ein Herberstein fungierte vor Jahrhunderten als Botschafter in Moskau und schrieb sogar ein uraltes Standardwerk über die Moskowiter.
Eine Landesausstellung bot immer die Möglichkeit die nähere Umgebung kennen zu lernen. So etwa das Barockstift Vorau und ehemalige Kloster Pöllau und die darüber liegende Wallfahrtskirche Pöllauberg.
Copyright Ernst Lanz 1986
Quellen
- Ausstellungskatalog Die Steiermark - Brücke und Bollwerk. Graz 1986
- Steirische Berichte Jg. 1986
- Eigene Recherchen und Erinnerungen
Nachtrag
Fasziniert hat mich die Tatsache, dass an der Ausstellungskasse Gräfin Andrea Herberstein Eintrittskarten an die Besucher verkauft hatte. - Ernst Zentner
Siehe auch
Landesausstellungen (allgemeiner Überblick)