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Die Wachaubahn und ihre Kulturgeschichte
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Ein Konglomerat aus Verkehrs-, Technik- und Kulturgeschichte an der Donau zwischen Krems und Emmersdorf

Von Ernst Zentner

Die k. u. k. Staatsbahnen begannen im 19. Jahrhundert mit einem umfangreichen Schienennetz in Österreich-Ungarn. Einerseits den Personen-, Güter- und andererseits den Militärverkehr aufrecht zu erhalten. Dazu wurden auch vorhandene Strecken privater Betreiber und Firmen übernommen.
Wachau. Die Donauhochwassermarke von 1889 diente als Ausgangshöhe für die Trassierung unweit des Flussufers. Die gegenwärtige Autostraße liegt tiefer. Viele Tunnel und große Brücken wurden errichtet. Einer der Tunnel misst über 12 Meter und gilt als einer der kürzesten der ÖBB. Die Wachaulandschaft wurde schon immer beachtet. Damals schon standen Überlegungen zum Denkmalschutz und der Pflege der Landschaft im Mittelpunkt.
Am 7. August 1908 wurde beim Ausbau der Wachauer Donauuferbahn eine jungsteinzeitliche Skulptur entdeckt: "Venus von Willendorf" (Naturhistorisches Museum Wien). Ihr Alter ist beträchtlich: Nahezu 30.000 Jahre! Der Stein, aus dem sie gemeißelt wurde, stammt aus Norditalien.[1] In nächster Nähe der Ausgrabungsstätte steht eine riesige Nachbildung der jungsteinzeitlichen Dame aus dem Gravettien. Daneben braust gemächlich die Bahn vorbei.

Majestic Imperator Train de Luxe, Wachau, Franzosendenkmal bei Dürnstein
Majestic Imperator Train de Luxe fährt durch die Wachau. Lok mit Tender voran. Seitlich das wuchtige Franzosendenkmal nahe Dürnstein (23.10.2006) - Foto: Hans Gerasdorfer für Majestic Train de Luxe GmbH, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Noch bei Dürnstein steht inmitten der Weingärten ein steinernes imposantes Monument: Das Franzosendenkmal. Geschaffen wurde es 1905 von Friedrich Schachner und aus Anlass des 100. Jahrestages der Schlacht bei Dürnstein und Oberloiben aufgestellt. In Tolstois "Krieg und Frieden" wird der Kampf gegen Napoleon ausführlich beschrieben.
Minnesänger Blondel und Richard Löwenherz neben der Donauufeerbahn
Hinter dieser Figurengruppe verläuft neben den massiven Felsen das Gleis der Wachaubahn (24.12.2008) - Foto: JERRYE & ROY KLOTZ MD, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
In der Nähe von Dürnstein steht eine Reiterskulptur (1958) des Salzburger Bildhauers Alois Lidauer (1908-1975). Der Zug der Nibelungen nach Wien; Richard Löwenherz und Sänger Blondel; Herzog Leopold V.; Krimhilds Ritt ins das Hunnenland, an ihrer Seite der Erzähler des Nibelungenliedes, eine Lyra spielend. Eventuell auch eine Ahnung über die uralten Herren der Kuenringer, die im nahen Waldviertel ihren Geschäften nachgingen. Im Allgemeinen spielt die Skulptur die historischen oder literarischen Wesenszüge der Wachau-Donau-Gegend an.
(In der Nähe von Dürnstein steht eine sandgraue Reiterskulptur (1958) des Salzburger Bildhauers Alois Lidauer (1908-1975). Im Allgemeinen deutet die Figurengruppe die historischen und literarischen Wesenszüge der Wachau-Donau-Gegend an: Das Nibelungenlied oder Löwenherz und Blondel. Wie und wem es gefällt!)
Portal des Schlossbergtunnels bei Dürnstein
Wachauerbahn - Portal des Schlossbergtunnels. ERBAUT / MCMIX, Dürnstein; , rechts Detail der E2043(?) der NÖVOG (16.10.2011) - Foto: © Bwag, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
In der Ferne schimmert die Silhouette des Stiftes Göttweig, dessen schlossartige Anlage von Lucas von Hildebrandt stammte. Allerdings nie vollendet. Übrigens am Fuße des Göttweiger Berges liegt Furth und das wird von einer Bahnstation einer anderen Nebenlinie begleitet.
St. Michael an der Donau - Links das Tunnelportal der Wachaubahn
St. Michael an der Donau - Links das Tunnelportal der Wachaubahn (11.04.2018) - Foto: Isiwal Wikimedia Commons - Gemeinfrei
1998 wurde die Bahnstrecke zwischen Emmersdorf und Krems als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt. Zwei Jahre später wurde die gesamte Wachau in der UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe aufgenommen.
2002 wurde eine neue ÖBB-Station "Krems Campus-Kunstmeile" errichtet und seit 2010 wird die Wachaubahn - als Regionalbahn - von der NÖVOG (Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft) betrieben. Ihre angejahrten Fahrzeuge sind goldfarben lackiert und die Stationsschilder sind violett mit weißer Schrift (violett-weiß) und einer Wieselfigur verziert. Im Frühling 2016 wurden weitere irgendwie moderne Schienenbusse mit riesige Panoramafenster angeschafft.
Bahnhof Aggsbach-Markt - ÖBB 5047 - Donauuferbahn
Damals als die ÖBB noch regulären Zugsverkehr betrieb: In Aggsbach-Markt hält zur Mittagszeit ein damals moderner Schienenbus der Baureihe ÖBB 5047. Wartet auf Rückfahrt nach Krems an der Donau (01.05.2004) - Foto: Gunnar1m, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Auf den vorspringenden Berg die Ruine Aggstein, die auf das hartnäckige Wirken der Kuenringer erinnert.
Ja überhaupt fahren wir an der Grenze zum Waldviertel entlang.
Teufelsmauer, seit 1929 Naturdenkmal, Tunnel der Wachaubahn
Naturdenkmal Teufelsmauer südlich von Spitz an der Donau. Hier ist mit 12,43 Meter der kürzeste Tunnel der Wachaubahn (21.07.2014) - Foto: Duke of W4, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Die Wachau gilt wiederum als das "fünfte Viertel" von Niederösterreich!
Spitz an der Donau - Wachauerbahn - Tausendeimerberg - Viele Weinstöcke - Donautal
Spitz an der Donau - Wachauerbahn - Unterhalb des Tausendeimerberges - Zwischen den Bergen im Tal die mächtige Donau (11.04.2018) - Foto: Isiwal, Wikimedia Commons - Gemeinfrei
Die Wachaubahn ist eine Touristenattraktion, eigentlich eine Saisonbahn wie die Schneebergbahn oder die Wiener Liliputbahn. Sie fährt von April bis Oktober (Vgl. https://www.noevog.at/de/wachaubahn). In Emmersdorf hat sie Endstation sowie Anfangstation bis Krems an der Donau. Bevor die modernen Schienenbusse zum Einsatz kamen, waren normale vierachsige Personenwaggons mit dieselektrischer Lokomotive (GM!) in den Zugbetrieb. Die Touristen konnten in Emmersdorf das umständliche Umkuppeln der Lok an die Waggons beobachten.
Hier in Emmersdorf gibt es am gegenüberliegenden Donauufer das Barockwunder Stift Melk zu sehen.
Monumente an der Donau.

Copyright Ernst Lanz 2016/2022

Siehe auch

Videos
Empfehlenswert:

Touristischer Hinweis
NÖVOG: https://www.noevog.at
Interessantes Bildmaterial

Weiterführendes


Anmerkung

[1] Rätsel um die Herkunft der 30.000 Jahre alten Venus von Willendorf gelöst/Wissenschaft/Neues aus der Wissenschaft