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Johann Wolfgang von Goethe und die Krippenkunst in Neapel#

Von Ernst Lanz

Eine orientalische Krippe mit Figuren aus dem 18. Jh.
Ein Beispiel einer neapolitanischen Krippe. Figuren 18. Jh.; Bühne eher neueren Datums?; Museo Diocesano de Arte Sacro de Vitoria(?), Nordspanien - Foto: Juan Quintas, Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Goethe bewunderte die neapolitanischen Krippen. Goethe zählte damals 38 Jahre und war vor dem eintönigen Hochbeamtenalltag nach Italien geflohen, um wieder schöpferisch tätig sein zu können. Nun von November 1786 bis Februar 1787 hatte er sich in Rom aufgehalten.

Goethe sah in den 'Krippchen' der Neapolitaner eine 'Liebhaberei'
Der junge Johann Wolfgang von Goethe, während seines Romaufenthaltes von Angelika Kauffmann porträtiert, 1787; Goethe-Nationalmuseum, Weimar - Foto: Wikimedia Commons - Gemeinfrei

Danach hatte er offenbar diese spezielle Krippenkunst in Privatbesitz und Kirchen gesehen. Aber lassen wir den Weimarer Dichterfürst selbst zu Worte kommen: "Hier ist der Ort, noch einer andern entschiedenen Liebhaberei der Neapolitaner überhaupt zu gedenken. Es sind die Krippchen (presepe), die man zu Weihnachten in allen Kirchen sieht, eigentlich die Anbetung der Hirten, Engel und Könige vorstellend, mehr oder weniger vollständig, reich und kostbar zusammen gruppiert. Diese Darstellung ist in dem heitern Neapel bis auf die flachen Hausdächer gestiegen; dort wird ein leichtes hüttenartiges Gerüste erbaut, mit immergrünen Bäumen und Sträuchen aufgeschmückt. Die Mutter Gottes, das Kind und die sämtlichen Umstehenden und Umschwebenden, kostbar ausgeputzt, auf welche Garderobe das Haus große Summen verwendet. Was aber das Ganze unnachahmlich verherrlicht, ist der Hintergrund, welcher den Vesuv mit seinen Umgebungen einfaßt. / Da mag man nun manchmal auch lebendige Figuren zwischen die Puppen mit eingemischt haben, und nach und nach ist eine der bedeutendsten Unterhaltungen hoher und reicher Familien geworden, zu ihrer Abendergötzung auch weltliche Bilder, sie mögen nun der Geschichte oder der Dichtkunst angehören, in ihren Palästen aufzuführen." (Italienische Reise 1, 27. Mai 1787)
Goethe sah in den "Krippchen" der Neapolitaner eine "Liebhaberei". Diese Form der Weihnachtskrippe ist wegen ihrer umfangreichen Figurenausstattung, ihrer detailfreudigen Üppigkeit des gesamten Geschehens um die Geburt Christi so ziemlich unübertroffen gewesen. Und das mit Recht. Heute noch haben sich Beispiele erhalten.
Wegen des Detailreichtums gehört die Neapolitanische Krippe zu den berühmtesten Krippen überhaupt. Die Geburt Christi wurde in umfangreich ausgeschmückte Straßen- und Marktszenen eingebettet.
Im Barock wurden sie zum Vorbild für mehrere Krippen in Süddeutschland und Österreich.
Der Kunsthistoriker - und Krippenexperte - Rudolf Berliner (1886-1967) meinte folgendes: "Zu den merkwürdigen Mißverständnissen der Neapler Krippe gehört, daß man verkannt hat, um eine wie gehobene Welt es sich hier handelt. Volksmäßig ist an ihr nur, daß sich das Volk in ihr dargestellt findet, und daß auch das Volk sich von ihr angesprochen fühlt ... aber hier lag keine Selbstdarstellung des Volkes zugrunde, sondern es war Folklore von oben. Dem armen, leidenden und gequälten Volk hätte sicherlich anderes entsprochen …"

Quellen

Siehe auch

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