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Richard Mayr (links) und Hermann Maurer
Richard Mayr (links) und Hermann Maurer

Ebenenwechsel#

(Den Rahmen öffnen)#

Von Martin Krusche#

Ich bin ein leidenschaftlicher Vertretet kollektiver Wissens- und Kulturarbeit. So verlockend es sein mag, sich als Wesen von singulärer Exzellenz zu fühlen und in diese operettenhafte Pose des „Genies“ einzutreten, unsere Kultur entfaltet sich hauptsächlich über andere Kräftespiele.

Die vorzügliche Leistung einzelner Personen bleibt unverzichtbar, ist aber bloß eine Option unter mehreren Möglichkeiten, um an der Zukunftsfähigkeit eines Gemeinwesens zu arbeiten. Außerdem macht es Vergnügen, die eigenen Möglichkeiten im Wechselspiel mit anderen inspirierten Menschen zu erkunden, zu erproben, in etwas Konkretes zu überführen.

Die Session#

Wir waren jüngst ein Kreis von wenigstens drei Generationen Kulturschaffender im Gleisdorfer Büro des Fotografen Richard Mayr, um uns von Wissenschafter Hermann Maurer eine Innovation erläutern zu lassen, die wir für unsere weitere Arbeit nutzen dürften: Net Interactive Documents (NID).

Monika Lafer ist einerseits Malerin, anderseits Kunsthistorikerin. Peter Moser, Vizebürgermeister von Ludersdorf, war eben Projektleiter des Buchprojektes „Wegmarken“. Isolde Seirer-Melinz leitet das Steirische Volksbildungswerk. Reinhard Temmel ist – wie Mayr – Fotograf.

Diese Session konnte ich aus einem aktuellen Projektabschnitt der Wegmarken herleiten, was auch bedeutet, die Zusammenkunft war ein Schritt, meine bisherige Situation (bei den „Wegmarken“) aufzumachen, damit sich neue Vorhaben verselbständigen können.

Ich meine, die „Wegmarken“ bleiben nun zwar eines der kulturellen Referenzsysteme, innerhalb dessen es neuerdings auch ein Buch gibt, aber ab diesem Punkt formieren sich nächste Vorhaben in der Kooperation mit Informatiker Maurer, die nicht mehr an mich gebunden sind.

Diese Vorhaben sind auf unterschiedliche Genres und unterschiedliche personelle Formationen abgestellt. Es dürfte uns aber gelingen, dabei inhaltlich begründete Schnittstellen zu schaffen, über die sich dann manche Querverbindungen nahelegen.

Modusfragen#

Ein Projekt ist ein Projekt, weil es zum erklärten Auftakt auch ein definiertes Ende hat. So ist mir das als Faustregel aus den 1980ern in Erinnerung. Die Fünfer-Phase meiner „Wegmarken“ bildet nun eine Zone der Transition. Es gibt ein Buch, das als LEADER-Projekt realisiert, also mit EU-Geldern kofinanziert wurde. Das beruht auf einem mehrjährigen Prozeß der Wissens- und Kulturarbeit, in der auch andere Optionen aufgingen.

Isolde Seirer-Melinz
Isolde Seirer-Melinz
Hermann Maurer und Monika Lafer
Hermann Maurer und Monika Lafer

Eine dieser Optionen hat mir Wissenschafter Hermann Maurer eröffnet. Ich bekam von ihm die Möglichkeit, eine neue Online-Technologie zu nutzten, die er mit seinem Team in den letzten Jahren entwickelt hat. Diese Form der „Net Interactive Documents“ (NID) bedeutet einerseits, daß traditionelle Druckwerke mit mehr Optionen, als sie PDF bietet, im Web publiziert werden können. (PDF steht für „Portable Document Format“ und ist ein plattformunabhängiges Dateiformat.)

Andrerseits bedeutet NID, daß unsere Publikation zur Teleworking-Plattform geeignet ist und ich in recht beliebigen Besetzungen mit anderen Menschen online kooperieren kann. Es geht - je nach Wunsch - in einem öffentlichen oder privaten Modus, wobei das Ursprungsdokument davon unberührt bleibt.

Das bedeutet, wir können im Web quasi mehrere Ereignis-Schichten auf das Dokument legen, können ganz unterschiedliche Arbeitsgänge Layer per Layer anordnen. So ergibt sich zugleich eine detailreiche Dokumentation der vollzogenen Arbeitsprozesse. Die kann ihrerseits zur Grundlage einer weiterführenden Publikation werden.

Von links: Peter Moser, Hermann Maurer und Reinhard Temmel
Von links: Peter Moser, Hermann Maurer und Reinhard Temmel

Vernetzung…#

…ist kein Inhalt, sondern eine Verfahrensweise. So lautet eines meiner Lieblingsmantras, weil das kulturelle und politische Geschehen unseres Landes immer noch davon geschwächt ist, daß diese Kategorien gerne verwechselt werden und Ressourcen oft für das Strukturelle aufgehen, ohne das Inhaltliche adäquat mitzunehmen.

Nun aber dieser Ansatz, das Vernetzungspotential a) dieser Technologie und b) dieser kleinen Community dafür zu nutzen, auf daß unterschiedliche Themenschwerpunkte und Genres zu eigenständig erarbeiteten Präsenzen führen, die allerdings Synergiepotentiale haben.

Ich pflege das bei Kunst Ost seit Jahren mit der Option von „Autonomen Ortsformationen“, also von Arbeitseinheiten, die in sich völlig autonom geführt/betreut werden, aber jeweils durch eine erklärte Schlüsselperson vernetzbar sind, so sich dafür gute Gründe ergeben.

Noch einmal explizit: Vernetzung ist hier kein Inhalt, sondern braucht gute Gründe, die aus den konkreten Inhalten bezogen werden. Ich halte das für einen kulturpolitisch sehr wichtigen Aspekt.

Landkarten der Bedeutung#

Auch diese Formulierung ist in der kleinen Sammlung meiner Lieblingsmantras vermerkt. Das bekommt mit der NID-Technologie eine interessante Entsprechung. Ich kann eine Landkarte unserer Region nutzen, um sie ganz autonom mit Markierungen zu versehen und mit relevanten Informationen zu verknüpfen.

Wer etwa Google Maps für solche Zwecke verwendet, ist erstens strukturell und finanziell an diesen Großkonzern gekettet, sieht zweitens seine Inputs/Markierungen leicht zwischen all den anderen Markierungen in einer Info-Flut versinken, die mit den eigenen Angelegenheiten nichts zu tun hat.

Von links: Carolina Sales Teixeira, Monika Lafer und Mathias Petermann
Von links: Carolina Sales Teixeira, Monika Lafer und Mathias Petermann

In diesem Sinn wäre es attraktiv, die NID-Technologie für eine großräumigere Darstellung bevorzugter Inhalte zu nutzen. Das kann aber weder meine Aufgabe sein, sowas als eine regionale Kulturinitiative (Kunst Ost) umzusetzen, noch wird es eine oststeirische Kommune tun.

Dafür zeigte allerdings Isolde Seirer-Melinz Interesse, die über das Steirische Volksbildungswerk sowohl inhaltlich wie auch strukturell passend für so ein Vorhaben aufgestellt wäre. Andrerseits könnten wir lokal und regional bestimmte Sektoren übernehmen, um sie mit relevanten und vor allem validen Informationen zu bespielen. (Ich halte in diesen Dingen die Kontinuität für unabdingbar.)

Wie sehr ein gesamtes Setting so ausdifferenziert werden kann, hab ich schon tags darauf bei einer anderen Session weiter ausloten können; mit Monika Lafer und Künstler Mathias Petermann im Atelier von Carolina Sales Teixeira. Siehe dazu: Running Code (Work in Progress)!

Mit dieser Session sind es dann übrigens nicht mehr drei, sondern vier Generationen Kulturschaffender auf einem Set, was ich betone, weil ich es für kulturell/kulturpolitisch wichtig halte, derlei Kontraste zu beachten und zu nutzen. Kontraste, die sich durch völlig verschiedenen Lebenswelten ergeben. (Das meint hier ein Spektrum zwischen dem dreißigsten und achtzigsten Lebensjahr.)

Dabei ebenso wichtig: das alles eignet sich nicht für eine hierarchische Anordnung der einzelnen Sets, sondern muß ein insgesamt komplementäres Setting sein. Das bedeutet auch, die möglichen Strukturen, die so eine Entwicklung verlangt, dienen den Inhalten, wie sie von den primären Kräften generiert werden, und nicht umgekehrt, sind also

Das Buch zum Projekt von Krusche & Mayr
Das Buch zum Projekt von Krusche & Mayr

Kontext#