Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Howl 001: Ein 2019er Moment#

von Martin Krusche

Nein, der Projekttitel "The Long Distance Howl" hängt nicht mit Allen Ginsburgs bedeutendem Gedicht zusammen. Ich erwähne das der Vollständigkeit halber. Doch es scheint mir ohnehin, daß die Frage danach heute praktisch nicht mehr auftaucht. Im regionalen Kulturgeschehen der Gegenwart spielt dieses Werk von 1955 keinerlei Rolle.

“Die Verschwörung der Poeten“ auf der v@n-Site. (Foto: Martin Krusche)
“Die Verschwörung der Poeten“ auf der v@n-Site. (Foto: Martin Krusche)

Ich hab meine Wahl, das Vorhaben so zu betiteln, damals vom Begriff Ferngespräch hergeleitet, im Englischen: long-distance call. Die Jahre 2000 bis 2002 waren von weitreichenden Erfahrungen mit der Netzkultur verknüpft. Ich lebe in der Provinz, doch ich habe eine Kommunikationssituation, welche rund um die Welt führt.

Das war meist keine so gezielte Kommunikation, wie man ein Ferngespräch mit einer einzelnen Person führt. Als Netizen, als Bewohner der Netze, war ich plötzlich auch mit weit diffuseren Situationen beschäftigt. Es bildeten sich Communities. Ein Ruf konnte zu einer Art Geheul werden und man wußte keineswegs, wer darauf reagieren würde.

Wie schon auf der Startseite dieser Reflexions-Leiste erwähnt, der Entschluß für dieses Projekt fiel 2002 im Rahmen der Vorgänge zu „Die Verschwörung der Poeten“. In diesem Prozeß, der eben 15 Jahre durchlaufen hat, entstand das Kuratorium für triviale Mythen, dessen heutige Position hier im Austria-Forum verankert ist. (Gründungsnotiz: 3. Dezember 2009.) Im Rückblick wird deutlich, daß das Jahr 2018 zu einem deutlichen Wendepunkt wurde.

Die deutsche Ausgabe von 1959. (Foto: Woodland987, Creative Commons)
Die deutsche Ausgabe von 1959. (Foto: Woodland987, Creative Commons)

Es wird zu zeigen sein, daß inzwischen eine Ära geendet hat. Die begann Ende der 1970er Jahre im Herausbilden dessen, was wir heute Initiativenszene nennen. Das bekam Ende der 1980er Jahre einige spezielle Ausprägungen im Sinn der Eigenständigen Regionalentwicklung. Das betonte ganz speziell die Situation abseits von Landeszentren.

Dies Entwicklung erhielt ihren schwersten Schlag aus den Konsequenzen der Krisen im Kielwasser des Zusammenbruchs der Lehman Brothers (2008). Unter diesen Einwirkungen kamen eigene Fehler und Versäumnisse innerhalb der Initiativenszene hart zur Wirkung.

Diese Entwicklung war spätestens 2008/2009 nicht mehr zu übersehen. Unter einem rapide wachsenden Budgetdruck (als einem von mehreren Gründen) stellte sich etwa 2014/2015 ein merkwürdiger Backlash ein, durch den an vielen Orten die Bottom up-Verhältnisse wider in Top down-Situationen gewendete werden konnten.

Diese Wendung wurde in der Provinz von sehr vielen Kulturschaffenden ohne jeden Einwand mitvollzogen und muß daher wohl als ein legitimer Ausdruck von Bedürfnissen im Wettstreit demokratisch geordneter Interessenslagen anerkannt werden.

Sie entnehmen meinem Tonfall sicher, daß ich daran keinen Gefallen finden konnte. Aber ich habe "The Long Distance Howl“ nicht initiiert, um meine Interessen durchzusetzen, sondern um eine kulturelle Situation mitzugestalten und zu dokumentieren. ich mache das mit künstlerischen und mit diskursiven Mitteln. Diese Leiste an Notizen ist der Reflexion und der Weichenstellung für die übrigen fünf Jahre Laufzeit des Projektes gewidmet.