Drache#
In Europa ist der Drache (griechisch dracon - der starre Blick) - anders als in Asien - ein verabscheuungswürdiges Ungeheuer. Der Vorstellung des saurier-ähnlichen Tieres liegt wohl das Krokodil zugrunde. Die kalte, schuppige Haut, das schreckliche Gebiss und der starre Blick des Reptils machen Angst. Auch zu Schlangenbesteht eine Ähnlichkeit, im deutschsprachigen Raum heißt das mystische Untier (Lind-)wurm. Man stellte sich verschiedene Arten von Drachen vor: zweibeinig, vierbeinig, mit und ohne Flügel, mit gespaltener Zunge, feuerspeiend, mit kräftigem Schwanz, im Wasser, auf oder unter der Erde lebend. Auch zum Basilisk bestehen Parallelen.
Antike (Perseus und Andromeda) wie germanische (Siegfried) Sagen sprechen vom Drachenkampf, auch in der Legende
(Georg) findet sich das Motiv des Sieges des Guten. In der Johannes-Apokalypse (um 95) steht vor dem Jüngsten Gericht "Der Kampf des Satans gegen das Volk Gottes" (Offb 12,1-14,5). Der Teufel hat die Gestalt eines roten, geschwänzten Drachens mit sieben Köpfen und zehn Hörnern. Michael und seine Engel stürzen den Drachen auf die Erde.
Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) erfreuten sich Georgs-Taler mit der Drachenkampf-Abbildung großer Beliebtheit. Soldaten kauften sie, um durch das Amulett hieb- und stichfest zu werden. Der Drachenstein, der aus dem Kopf eines Drachens stammen soll, machte vermeintlich gegen alle Gifte immun. Diese Vorstellung bestand schon in der griechischen Antike.
Quellen:
Ausstellungskatalog Magische Orte. Wien Museum 2004. S. 52
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S.143 f.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd. 2/Sp. 364 f.
Bild:
Romanisches Steinrelief mit Darstellung eines Drachen, Groß-Enzersdorf (Niederösterreich) Rathausstraße 9. Foto: Alfred Wolf