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Eislauf #

Eislauf

Schlittschuhlaufen als Sport kam vermutlich im 17. Jahrhundert in Frankreich auf. Um 1850 wurde der an den Schuh angeschraubte "amerikanische Schlittschuh" modern.

In Wien erwähnt der Hofprediger Abraham a Sancta Clara (1644-1709) anno 1680 den Sport. Belvedereteich, Stadtgraben, Wienfluss und Donau waren die ersten Eislaufplätze. Zur Maria-Theresianischen Zeit veranstaltete man bei den Schlössern des Hochadels "Eisfeste". Anfangs übten nur Männer den Sport aus, Damen ließen sich in Schaukelstühlen und Schlitten schieben.

Eine Generation später hieß es über den Sport: "Unter dem holländischen Schleifer ist kein Scheren- oder Messerschleifer zu verstehen, sondern ein Schleifer auf dem Eise, in welcher Kunst nicht nur die Holländer, sondern auch die Holländerinnen wahre Virtuosen sind. Marktfrauen und Milchmädchen kommen zur Winterszeit in die Städte scharenweise herbeigeschliffen, indem sie Eierkörbe und Milchgefäße auf dem Kopfe tragen"

Nach der Eröffnung des Wiener Neustädter Kanalhafens (1803) in Wien 3 wurde dieser zum bevorzugten Sportplatz der Bürger. Besonders beliebt war dort das Eislaufen im Mondschein, mit Fackeln und Laternen. Mit der Anlage des Stadtparks (1863) kamen der dortige Teich und der gestaute Wienfluss dazu. Im späten 19. Jahrhundert entstanden private Eislaufplätze im Währinger Cottage, im 7., 15. und 17. Bezirk. Der "Engelmann"-Platz in Hernals war verbunden mit einer Dynastie, die vier Olympiasieger, 17 Weltmeister und elf Europasieger hervorbrachte.

1867 ist das Gründungsjahr des Wiener Eislaufvereins. Auf seinem Platz (Heumarkt) fanden spektakuläre Schaulaufen, Eistanzen und Schnelllaufwettbewerbe statt. Hier entstand die Wiener Eisrevue, die 1932 bis 1973 existierte. In der Zwischenkriegszeit war die "Wiener Schule" des Eislaufens international bekannt. Das Rundtanzen am Eis ist ein auf das Eis übertragener Gesellschaftstanz. Es entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts parallel zu den Wiener Bällen. Die Schrittfolgen können frei an den Rhythmus der Musik angepasst werden, wie bei einer Ball-Veranstaltung wird mit wechselnden PartnerInnen paarweise oder zu mehrt getanzt. Das Rundtanzen findet täglich zu Mittag und an einzelnen Abenden auf den Wiener Eislaufplätzen Wiener Eislauf-Verein und Kunsteisbahn Engelmann statt. Dabei wird die Musik (jetzt von der CD) in einer bestimmten Reihenfolge gespielt. Seit 2018 steht der Brauch auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes.

2024 stehen in Wien sechs Eislaufplätze zur Verfügung: Wiener Eislaufverein, Eisring Süd, Eisstadthalle, Engelmann und Steffl Arena. Großer Beliebtheit erfreut sich seit 1996 der Wiener Eistraum mit Lichteffekten, Kulinarik, Eisstockbahnen und Schlittschuhverleih.


Quellen:
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 1/  S. 155 - 158
Gerhard Robert Coeckhelberge zu Dützele ("Realis") Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Wien 1846. I/409
Helga Maria Wolf: Sehnsucht nach dem Alten Wien. Wien 2014, S. 102f.
UNESCO-Liste
"Kurier", 10.1.2022
"Österreich" 12.1.2022
"Mein Wien" 1/2024

Bild:
Festschrift "100 Jahre Wiener Eislaufverein", Wien 1967. Mit Reproduktion eines Ölgemäldes von Demeter Diamantini, 19. Jahrhundert


Siehe auch:
--> Biedermeierschlittschuh
--> 150 Jahre Eislaufverein


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