Expeditus, hl. #
Expeditus war ein römischer Soldat, der zum Christentum konvertierte. Das spätantike Martyrologium Hieronymianum nennt Expeditus unter sechs armenischen Märtyrern und gibt seinen Tag mit 19. April an. Später bezweifelte die Amtskirche seine Existenz, doch ist diese Frage nicht geklärt.
Nach der Legende erschien ihm der Teufel in Gestalt eines krächzenden Raben (lat. cras - morgen), der ihn zum Aufschub der Taufe überreden wollte.
Die bekanntesten Darstellungen zeigen Expeditus als Soldaten in Brustharnisch und rotem Mantel. In seiner linken Hand hält er den Palmzweig als Zeichen des Märtyrers, die rechte weist auf eine Sonnenuhr oder trägt ein Kreuz mit der Aufschrift Hodie (heute). Den "cras" schreienden Raben zertritt er mit dem rechten Fuß. Diese Art der Typus findet sich auch bei Andachtsbildern und Figuren, die Devotionalienverlage im Internet vertreiben.
Die Grazer Volkskundlerin Elfriede Grabner fand als erstes Zeugnis der Verehrung in der Neuzeit ein barockes Altarbild in der Prager Theinkirche von Franz Xaver Palko (1724-1767). Dieses wurde vom Münchner Franz Xaver Jungwierth (1720-1790) in Form von Kupferstichen verbreitet. "S. Expeditus Mar." ist darauf als junger römischer Soldat, der den Märtytrerkranz trägt, in einer Wolke sitzend dargestellt. Am Bildrand und im Hintergrund sind ein Hafen und zum Seetransport bestimmte Waren zu erkennen.
Statuen und Bilder des Heiligen wurden in österreichischen Kirchen verehrt: Peterskirche, Wien 1; alte Lainzer Pfarrkirche, Wien 13; ehem. Minoritenkirche, Bruck/Mur; Kapellenfresko in Fernitz bei Graz; Franziskanerkirche, Graz; Kapelle bei der Trattnermühle in Wildon. In Niederösterreich befindet sich sein Bild in der Klausnerhöhle auf dem Arbesberg in Arbesbach im Waldviertel. Wien spielte offenbar bei der Verbreitung nach Süddeutschland und Italien eine Rolle.
Wegen seines Namens (expeditus - lat. losmachen, rüsten, zurechtmachen; oder expetitus - begehrt, erfleht) ist er traditionell ein Patron "in dringenden und verzweifelten Fällen", der Schifffahrt, Kaufleute, Reisenden, bei Gerichtsverfahren und Prüfungen, neuerdings der Computerfachleute.
Christian Morgenstern (1871-1914) widmete St. Expeditus ein Gedicht, das sich im Nachlassband "Der Gingganz" (1919) findet. Im Internet widmet sich die Homepage der Verbreitung der Verehrung. Unter dieser Adresse werden Gebete für verschiedene Lebenslagen angeboten und es existieren ein digitales Fürbittbuch und elektronische "Votivtafeln".
Quellen:
Elfriede Grabner: Sankt Expeditus. In: Öst. Zeitschrift für Volkskunde. Wien 1982. S. 344
Helga Maria Wolf: Der eilige Heilige. In: Eisenbahn und Kirche (Hg. Christoph Schönborn und Gerhard H. Gürtlich) Wien 2013
Bilder:
Hl. Expeditus. Andachtsbild 19. Jh. Gemeinfrei
Hl. Expeditus. Statuette 21. Jh. Foto: H. M. Wolf
Siehe auch:
Der eilige Heilige