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Gertrud, hl.#

Gertrud

Gertrud wurde 626 geboren. Ihre Eltern waren Pippin der Ältere (580-640), der Stammvater der Karolinger, und Iduberga (Ida, Itta, + 652), eine französische Herzogstocher. Auch ihre Mutter und die Geschwister Begga (+ 694) und Allowin (Ordensname: Bavo, + 653) gelangten zur Ehre der Altäre. Gertrud lehnte eine Heirat ab und wurde 652 Äbtissin des Klosters von Nivelles (Belgien), Gründung und Witwensitz ihrer Mutter. Selbst hoch gebildet, bemühte sich Gertrud um die Mädchenbildung, ließ liturgische Bücher aus Rom kommen und berief irische Mönche als Theologen. Gertrud von Nivelles starb am 17. März 655. 

Nach der Legende vertrieb sie durch ihr Gebet Mäuse und Ratten und rettete dadurch eine Ernte. Eine Ballade aus dem 14. Jahrhundert erzählt, Gertrud, selbst eine Minneheilige habe einen Ritter, der sich dem Teufel verschrieben hatte, gerettet, indem sie ihm Johannesminne reichte. Dieser Wein wurde am Tag des Evangelisten Johannes (27. Dezember) vom Priester gesegnet. Mit dem Genuss verband sich der Glaube, die Minne helfe gegen alles Böse, wie Zauberei, Gespenster, Hexen und den Teufel. Auch weitere wunderbare Begebenheiten wurden Gertrud nachgesagt: Sie rettete ihr Kloster vor einer Feuersbrunst, heilte Lahme und Blinde und erweckte ein ertrunkenes Kind zum Leben.

Das Heiligengedächtnis wird am 17. März begangen. „Gertrud, Äbtissin von Nivelles“ ist ein nicht gebotener Gedenktag im Regionalkalender. Im Mittelalter wurden häufig Spitäler nach ihr benannt, da sie für Kranke, Pilger und Gefangene sorgte. So ist ihr die romanische "Pius-Parsch-Kirche", von der die Liturgiereform ausging, in Klosterneuburg geweiht. Auch dort befand sich ein Hospiz. Man schrieb der Heiligen die Beherbergung der Seelen nach dem Tod zu, ehe sie der hl. Michael wog. Gertrud(e) oder Gertraud war ein häufiger Taufname.

Darstellungen zeigen Gertrud als Äbtissin mit einem Stab, auf den Mäuse (auch als Symbol des Teufels gedeutet) klettern, mit Spinnrocken oder Katze.

Die hl. Gertrud ist die Patronin der Armen, Feld- und Gartenfrüchte, Gärtner, Gefangenen, Herbergen, Krankenhäuser, Pilger, Reisenden und Witwen; gegen Fieber, Ratten- und Mäuseplage.

Bräuche haben mit der Legende zu tun, dass Gertruds Gebet Mäuse und Ratten vertrieb. Gertrudiswasser und Gertrudiszettel sollten Schädlinge von den Feldern fernhalten. „Zu Gertrud beißt die Maus den Spinnfaden ab“, sagte man, um zu betonen, dass die Zeit der Winterarbeit im Haus vorbei war und die Feldarbeit begann. Oder auch: „Gertraud führt die Kuh zum Kraut, das Ross zum Zug, die Bienen zum Flug“. An ihrem Tag gesegneten Wein, die Gertrudenminne, trank man beim Abschiednehmen oder zur Versöhnung. Das Gertrudenbüchlein erreichte im 17. und 18. Jahrhundert hohe Auflagen als Andachtsbuch. Da sie auf dessen Titelbild ein Kleid mit Zauberzeichen trug, fand es auch Verwendung als Zauberbuch zum Schatzheben und Beschwörungen.


Quellen: 
Alle heiligen Zeiten. Lieder und Texte im Jahreskreis. Atzenbrugg 2010. S. 56
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 276 f.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd 3 /Sp. 699 f.
Hiltgart L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Stuttgart 1970. S. 228f.
Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen (Bearb. Josef Gelmi). Innsbruck 1988. S. 319f.
Heiligenlexikon

Bild: 
Aus Georg Ott: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Regensburg 1858. Bd 1/S. 400


Siehe auch:
Hl.Gertrud in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern