Minneheilige#
Am Tag bestimmter Heiliger wurde bzw. wird Wein gesegnet und zu deren Ehren getrunken. Das Minnetrinken war ein alter und weit verbreiteter Brauch. Man erhoffte sich von dem Getränk Hilfe in schwierigen Lebenssituationen und für einen guten Tod. Die Minne sollte vor Zauberei, Vergiftung, Ertrinken und Blitzschlag schützen, Männer stark und Frauen schön machen. Sie war Medizin, Abschiedstrunk, Brautsegen, Schutzmittel für den Wein und die Landwirtschaft.
Minneheilige waren vor allem der Erzmärtyrer Stephan und der Evangelist Johannes sowie Gertrud, Martin, Michael, Sebastian, Ulrich und Urban. Im Hochmittelalter zählten sie zu den beliebtesten Namenspatronen. Die Stephansminne ist seit karolingischer Zeit belegt, die Johannesminne seit dem 10. Jahrhundert. Sie galt Sterbenden als Wegzehrung, das ist u.a. von der Mutter Albrecht Dürers (1471-1528) bekannt. Nach der Segnung des Johannesweins am 27. Dezember reichte der Priester bei den Agape den Wein mit den Worten "Trinket die Liebe des heiligen Johannes". Aktuell findet die Johannesweinsegnung in der Pfarre Sievering, Wien 19, statt. Gertrudenminne trank man zum Abschied und zur Versöhnung. Eine Ballade aus dem 14. Jahrhundert erzählt, St. Gertrud habe einen Ritter, der seine Seele dem Teufel verschrieben hatte, gerettet, indem sie ihm Johannesminne zu trinken gab.
Quellen:
Alle heiligen Zeiten. Lieder und Texte im Jahreskreis. Atzenbrugg 2010. S. 253
Helga Maria Wolf: Das neue BrauchBuch. Wien 2000
Bild:
Johannesweinsegnung in Wien-Sievering mit Pater Dariusz Teodorowski. Foto: H. M. Wolf, 2013
Siehe auch:
Heimatlexikon