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Blitz #

Hauswurz

In vielen Kulturen galten Blitz und Donner als Zeichen der Kraft des obersten Gottes: Jupiter, Zeus, Donar (Thor), Gott Vater. Die Gottheit, die Macht über das Universum hat, straft die Menschen, indem sie Blitze schleudert. Künstler des Mittelalters haben die Pest durch einen Blitz oder Pfeil symbolisiert, wobei die Muttergottes diese abzuwehren suchte. 

Blitzschlag bedeutete bei Dächern und Häusern aus leicht brennbaren Materialien den Verlust der Existenz, oft ganzer Siedlungen. Die bei der Entladung mehrere 1000 °C hohen Temperaturen führten zwangsläufig zu Feuer. Dementsprechend vielfältig waren die Abwehrmaßnahmen. Nach den Vorstellungen des Sympathieglaubens ziehen bestimmte Pflanzen und Tiere Blitze an, andere sollen vor Gewitter schützen. Bekannt ist der Reim: "Eichen soll man weichen, Buchen soll man suchen, Weiden soll man meiden…" Im Haus versprach man sich abwehrende Wirkung von Sakramentalien wie Palmzweigen, Antlasseiern, Fronleichnamsgrün oder geweihten Kräuterbuschen. Die - auch Donnerbart genannte - Hauswurz (Sempervivum tectorum) setzte man als magische Pflanze auf das Hausdach. Dies wurde schon im 9. Jahrhundert im Capitulare de villis empfohlen. Im Tierreich versprach man sich von Storch und (Wetter-)Hahn Hilfe. Schwarze Gewitterkerzen und rote Feuerkerzen ließ man zu diesem Zweck zu Maria Lichtmess (2. Februar) weihen. Himmelsbriefe und Wetterbüchlein (schon 1549) sollten gegen Blitzschlag und Brandgefahr helfen. Auf dem Stephansturm waren vier kapitale Hirschgeweihe angebracht, um Blitze aus jeder Himmelsrichtung abzuwehren. Der Zusammenhang wurde dadurch hergestellt, dass Hirsche angeblich weniger oft vom Blitz getroffen wurden, als andere Wildtiere.

Kirchenglocken trugen die Inschrift "Fulgura frango" (Ich breche die Blitze).

Vor der Erfindung des Blitzableiters durch Benjamin Franklin (1706-1790), 1752, stellte man aus Erfahrung Sensen in der Nähe des Hauses auf. Der Prämonstratenserpater und Pfarrer Prokop Diviš (1898-1765) führte seit den 1740er -Jahren elektrische Experimente durch und pflegte dabei ständigen Kontakt mit Gelehrten und Theologen. Zwei Jahre nach Franklin (1754)errichtete Divis auf seinem Pfarrhaus in Přímětice einen Blitzableiter, den die dortigen Bauern zerstörten. Als Erzherzog Johann (1782-1859) 1823 auf dem steirischen Erzberg ein großes Kruzifix errichten ließ, beauftragte er auf diesem die Anbringung eines Blitzableiters.

In Redensarten begegnet die Schnelligkeit und Gefährlichkeit des Blitzes: blitzschnell, "wie ein Blitz aus heiterem Himmel" (1639), " vom Blitz gerührt" (bei Goethe), "Potz Blitz" (Potz im 15. Jahrhundert als Umschreibung für Gott - Gottes Zorn)


Quellen:
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd. 1/Sp. 1399 f.
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1991. Bd. 1/S. 219
Martin Scharfe: Über die Religion. Köln 2004. S. 18

Bild:
Hauswurz auf dem Dach sollte das Haus vor Blitzschlag schützen. Foto: Alfred Wolf


Siehe auch:
Blitzschutz in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern