Keller#
Unterirdische Räume dienen meist der Aufbewahrung von Lebensmitteln und anderen Vorräten. Von besonderer Bedeutung sind sie in den Weinbaugebieten, beispielsweise unter der Stadt Retz im Weinviertel (Niederösterreich). Dort befinden sich 20 km lange Anlagen mehrere Stockwerke tief in einer Sandschicht, die vor 25 Millionen Jahren (Jungtertiär, Miozän) von einem Meer angeschwemmt wurde. Als "Erlebniskeller" ausgebaut, zählten sie innerhalb weniger Jahre mehr als eine Million Besucher. Tiefe Keller in mehreren Etagen finden sich auch in der Wiener Innenstadt.
Während in den Städten die Keller unter den Häusern angelegt sind, bilden in die Abhänge der Weinberge hineingebaute Kellergassen typische Ensembles im Dorf. Vom Kamp bis zur Nord- und Ostgrenze des Weinviertels finden sich ähnliche Anlagen wie in Mähren, Ungarn und im Burgenland. Es gab - mindestens - so viele Keller wie Häuser im Dorf. Meist handelt es sich um Presshäuser, in deren mittlerem Raum die Baumpresse stand, während sich in einem Nebenraum ein Flaschenkeller und im anderen (Stube) der Heurigenausschank befand. Die erhaltenen Kellergassen in Niederösterreich stammen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. In ihrer ursprünglichen Funktion werden sie kaum noch benötigt, da moderne Weinkellereien klimatisierte Hallen hohen Edelstahltanks sind. Als Sehenswürdigkeiten und mit Festen zählen die Kellergassen nun zum touristischen Angebot, dafür werden eigene Kellergassenführer ausgebildet. Seit 2019 steht der Brauch In d' Grean gehen, das Emmausgehen in die Kellergasse am Ostermontag auf der nationalen Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO, seit 2022 auch die "Weinviertler Kellerkultur " .
Quelle:
Leopold Schmidt: Volkskunde von Niederösterreich, Horn 1966. Bd. 1/S. 241
Bilder:
Keller im Haus "Zum roten Löwen", Wien 18
Kellergassen in der Wachau, aus dem Film "Körndlbauern und Zegerltrager", von Anna Thaller, Andrea Müller und Helga Maria Wolf
Siehe auch:
Heimatlexikon