Mariä Erwählung ("Mariä Empfängnis")#
Das Hochfest Mariä Erwählung am 8. Dezember ist das am meisten missverstandene Fest. Der Feiertag, der mit vollem Namen "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria" heißt, hat nichts mit der immerwährenden Jungfräulichkeit der Muttergottes Maria zu tun, die seit dem 4. Jahrhundert lehramtlich festgelegt ist, sondern mit ihrer Erbsünde-Freiheit. Gegenstand des Festes ist der Glaube, dass Maria "durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechtes, von jedem Makel der Erbsünde unversehrt bewahrt worden ist", wie Pius IX.(1792-1878) 1854 definierte. Sein Dogma untermauerte den Feiertag. Die Begriffe „Erbsünde“ oder „Erbschuld“ weisen auf eine schicksalhafte Verstrickung in das Böse hin, in die jeder Mensch hineingeboren wird, ohne persönlich daran schuld zu sein. Darstellungen zeigen die Immaculata als junge Frau ohne Kind, die auf der Mondsichel oder Weltkugel steht.
Im Osten feierte man schon um 700 ein Fest der "Empfängnis der heiligen Anna" am 9. Dezember, neun Monate vor Mariä Geburt am 8. September. Es gelangte über das damals byzantinische Unteritalien nach England und Frankreich. Dort erhielt es den Akzent des Lebensbeginns Marias ohne Erbsünde. Papst Sixtus IV. approbierte das Fest 1476, Clemens XI. dehnte es 1708 auf die ganze Kirche aus. In Österreich wurde der Feiertag nach dem 2. Weltkrieg aufgrund einer Unterschriftenaktion von 1,5 Millionen Unterzeichnern wieder eingeführt. 30 Jahre später begannen die Diskussionen um den 8. Dezember als Einkaufstag. Seit 1995 dürfen Geschäfte am 8. Dezember - sofern dieser auf einen Wochentag fällt -von 10 bis 18 Uhr aufsperren. 2022 blieben trotzdem 40 % der Handelsbetriebe geschlossen. Ein Grund dafür waren die hohen Energie-und Personalkosten.
Quellen:
Adolf Adam: Das Kirchenjahr mitfeiern. Freiburg/Br. 1979. S. 172 f.
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S.194 f.
"Kurier" 9.12.2022
Bild:
"Ein schönes Gebet…", das auch als Amulett und gegen das "Verschreien" von Kindern Verwendung fand. 18. Jahrhundert. Gemeinfrei
Siehe auch:
Heimatlexikon