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Rau(ch)nächte#

Weihrauchgefäß. Foto: Doris Wolf

Mit dem Dreikönigstag (6. Jänner) enden die zwölf Rau(ch)nächte, die zu Weihnachten begonnen hatten. (Regional, wie in Tirol oder Bayern zählte man sie schon ab dem alten Thomastag , 21.12., abends). Sie sind wohl nach dem Ausräuchern benannt, das seit dem Spätmittelalter Haus und Hof Segen bringen und Unheil abwehren sollte. Auf eine Schaufel oder in eine Pfanne gibt man Glut und dazu Weihrauch, geweihte Kräuter oder Teile des Palmbuschens. Betend und segnend ging der Hausvater, begleitet von Familie und Gesinde, damit durch den ganzen Bauernhof, oft wurde Weihwasser ausgesprengt. Ein Salzburger Spruch dazu lautet: "Glück herein, Unglück hinaus". In Tirol stellten sich alle Hausleute im Kreis auf und erhielten einzeln den Rauchsegen. In der Steiermark sprach man vom "Rauchen und Sprengen". Die Rauhnächte galten als unfallträchtig. Es bestanden Arbeitsverbote für Tätigkeiten wie Holzspalten,Pferde beschlagen, Forstarbeiten, Schlachten. Man sollte auch keine Wäsche waschen bzw. zum Trocknen aufgehängt lassen.

Im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens heißt es 1936 dazu: Eine Ausräucherung des Hauses wird in vielen katholischen Familien öfters im Jahre vorgenommen, besonders an den Vorabenden hoher Feste, in manchen Häusern sogar alle Samstage. In Niederösterreich bezeichnet man als Freinächte , Rauchnächte oder schwarze Nächte: Thomas, Nikolaus- Christnacht, Dreikönige, Fastnacht , Walpurgis-, Andreas-, Hubertusnaht und St. Ruprecht. Im Pinzgau sind es die drei Donnerstage vor Weihnachten, Burschen ziehen dann als Perchten um. Anderswo die vier Klöpfelnächte. In der Luziennacht (13. Dezember räuchert in Niederösterreich die Hausfrau mit dem angekohlten Holz vom Osterfeuer. ... Vielfach bezeichnet man die ganze Zeit der Zwölften als Rauhnacht. Gewöhnlich aber begeht man in dieser zeit am Vorabend von St. Thomas (21. Dezember), Weihnachten, Silvester und Dreikönig. An diesen Abenden durchräuchert ein Priester oder der Hausherr oder die Hausfrau nach dem Abendläuten alle Räume des Hauses und die Ställe mit geweihten Kräutern oder Weihrauch und besprengt sie mit Weihwasser Dazu werden Gebete gesprochen... Nach dem Rauchen darf die Stalltür nicht mehr geöffnet werden. Mit dem dabei benutzten Weihrauch wir Liebes- und sonstiger Zauber getrieben. Um den Attersee räuchert man selbst das Stallgerät. Man begnügt sich auch mit drei Rauhnächten: Christ-, Neujahrs und Dreikönigsnacht. Die letzte ist besonders wichtig. Sie heißt im Böhmerwald "Foast-Rauhnacht", weil es da recht fettes Schweinefleisch zu essen gibt. Maskierte Burschen singen Foastrauhnachtlieder. Das Zeltenbrot wird in den drei heiligsten Rauhnächten eingeräuchert. Die Rauhnächte werden für die Erforschung der Zukunft besonders in Anspruch genommen. Sie heißen daher auch Losnächte. In den Rauhnächten gab es den sogenannten Rauchweizen, von dessen Genuss sich niemand im Hause ausschließen durfte. In München wird der Rauchwecken gebacken. Wer in der Rauhnacht geboren wird, wird reich.


Quellen: 
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1936. Band 7, Spalte 529 ff.
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde (Hg. Beitl). Stuttgart 1974. S. 665
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 15

Bild:
Weihrauchgefäß. Foto: Doris Wolf


Siehe auch:

--> Essay Rauhnächte

Rauhnächte in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern


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