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Thomas, hl.#

Thomas

Das Neue Testament nennt Thomas in den Apostellisten (Mt 10,1-4; Lk 6,12-16; Apg 1,12-14). Bis zu seiner Berufung als Apostel war Thomas Fischer. Sprichwörtlich ist sein Zweifel am Auferstandenen mit dem anschließenden Glaubensbekenntnis „Mein Herr und mein Gott!“, der ursprüngliche Höhepunkt und Abschluss des Johannesvangeliums (Joh 20,24-29).

Nach der Legende lehrte Thomas im Iran und in Indien, wo er wahrscheinlich um das Jahr 70 bei Madras (Chennai) als Märtyrer starb. Er soll einen indischen König, Gundaphar, zum Christentum bekehrt haben. Der Apostel, der Baumeister gewesen sein soll, habe einen Palast für ihn gebaut.

Im Kult des hl. Thomas war die Translation der Reliquien nach Edessa (Urfa, Türkei) im 3. Jahrhundert von Bedeutung. Die Thomas-Christen an der Südwestküste Indiens führen ihr Christentum auf den Apostel zurück. Auf dem "Großen Thomasberg" erbauten sie 1547 eine Kirche mit dem Thomaskreuz, das eine Inschrift in der Sprache der Parther aus dem 6.- 8. Jahrhundert enthält. Das Heiligengedächtnis wurde bis 1969 am 21. Dezember begangen und dann auf den 3. Juli (Translation) verlegt. Nach der Kalenderreform steht "Thomas, Apostel" als Fest im Generalkalender. Thomas zählt zu den Kanon-Heiligen.

Darstellungen zeigen Thomas, Jesus ähnlich sehend, als jungen Mann mit Bart. Attribute sind, wie bei den anderen Aposteln, Buch oder Schriftrolle, auch Lanze, Schwert und Herz. Winkelmaß und Steine verweisen auf seinen legendären Beruf als Baumeister. Die bekannteste Einzelszene ist der Thomaszweifel, wobei der Apostel seine Hand in die Wunde Jesu legt.

Der hl. Thomas ist der Patron der Architekten, im Baugewerbe Tätigen und Zimmerleute; von Portugal und Ostindien; für eine gute Heirat; gegen Rückenschmerzen.

Bräuche bezogen sich auf den alten Festtermin. Mit dem 21. Dezember als kürzestem Tag des Jahres verband sich eine Reihe von Orakeln. Liebesorakel waren die gleichen wie in der Andreasnacht (30. November): Schuhwerfen, Horchen auf Kreuzwegen, Scheitergreifen, Bleigießen, Zettellegen, Bettstaffeltreten. Regional unterschiedlich begannen mit der Thomasnacht die Rau(ch)nächte oder Zwölften, in denen man "rauchen und sprengen" ging. In vielen Familien wurde am Vorabend das Kletzenbrot (aus gedörrten Birnen, Rosinen, Feigen, Nüssen) gebacken, doch erst am Stephanitag (26. Dezember) angeschnitten. Mit dem vom Backen teigigen Händen umarmten die Frauen die Obstbäume. Üblich war auch das "Füttern" der Elemente - Wasser, Feuer, Wind - mit Mehl. Am Thomastag gefälltes Holz galt als ewig haltbar.


Quellen:
Alle heiligen Zeiten. Lieder und Texte im Jahreskreis. Atzenbrugg 2010. S. 115f.
Bautz: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Herzberg 1996. Bd. XI/Sp. 1292-1323 (ISBN-3-88309-064-6)
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 801f.
Hiltgart L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Stuttgart 1970. S. 480f.
Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen (Bearb. Josef Gelmi). Innsbruck 1988. S. 793f.
Heiligenlexikon: Thomas

Bild:
Thomaszweifel. Aus Georg Ott: Legende von den lieben Heiligen Gottes. Regensburg 1858. Bd. 2/Sp. 12605


Siehe auch:
Hl.Thomas in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern