Schemenlauf#
Der Imster Schemenlauf, das wichtigeste Element der Tiroler Fasnacht findet im Fasching statt. Die Geschichte beginnt nachweislich mit Dokumenten aus den Jahren 1597 und 1610. 1842 zitiert Carl Spindler in seinem Roman „Der Vogelhändler von Imst“ den Prediger Abraham a Santa Clara. Er soll anno 1683 geurteilt haben, man möge den Menschen ihr Schemenlaufen einmal im Jahr gönnen, da ja die Mächtigen dieser Welt stets mit der Maske der Verstellung herumliefen. Mitte des 19. Jahrhunderts malte der Beamte Carl von Lutterotti die ersten Darstellungen der Fasnacht, um 1890 folgten die ersten Fotografien vom Schemenlaufen. 1911 fand sich der Brauch in einem touristischen Führer. 1998 wurde das „Glaserhaus“ als Fasnachtshaus (seit 2002: Haus der Fasnacht) umgestaltet und 2001 darin das Museum eröffnet. Seit 2012 steht der Imster Schemlauf als eine von fünf Nennungen aus Österreich auf der weltweiten "Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit".
In der Gegenwart findet der Schemenlauf alle drei bis fünf Jahre statt. Rund 900 Imster Männer und Burschen ab 16 Jahren (rund 10 % der Bevölkerung) wirken aktiv mit. Es beginnt am Morgen des Faschingssonntags mit der "Fasnachtsmesse" in der Pfarrkirche. Man gedenkt der Verstorbenen, auf deren Gräbern man Kerzen entzündet. Es folgt das „Figatter“, ein mit verteilten Rollen dargestelltes Spottgericht vor der Kirche. Danach reiten die Ausrufer in Begleitung von Fanfarenbläsern durch die Stadt und verkünden, dass heute Fasnacht ist. Um zwölf, mit dem letzten Glockenschlag heißt es für die Aktiven: "Larven (= geschnitzte Maske) auf, es geht los!" Die Sackner, Spritzer, Kübelemaje schaffen Raum für die Hauptmasken des Umzugs, Roller und Scheller, die in Kreisen tanzen, die Hexen samt ihrer Musik, die weiteren Masken und die großen Wagen. Der Weg führt von der Unterstadt in den Obermarkt. Brauchelemente sind auch die Begleitung durch die Stadtmusik, die den „Fasnachtsmarsch“, eine Komposition von Franz Treffner sen. („Die Fasenacht, die Fasenacht, die weard hålt von die Imster g’måcht. Und kannt ma nimme Fåsnåcht gia(h)n, nå war döis Leb‘n nimmer schien! - Die Fasnacht wird von den Imstern gemacht. Und könnten wir nicht mehr in die Fasnacht gehen, wäre das Leben nicht mehr schön!“) spielt, und das "Einführen" einzelner Besucher. Für diese ist es eine Ehre, wenn sie zum Tanz gebeten werden. Als Dank für ihre Spende erhalten sie eine kleine Erinnerung. Das Betläuten um 18 Uhr ist das Signal zum „Z’såmmschalle“, dem abschließenden Höhepunkt des Umzugs.
Die wichtigsten Figuren der Imster Fasnacht sind Scheller und Roller. Scheller haben eine dunkle Larve mit markanten Gesichtszügen und Schnurrbart. Sie tragen schwarze Lederkniehosen und über Hinterkopf und Oberkörper ein traditionelles Tischtuch, darüber prangt ein nach oben spitz zulaufender, ovaler Aufputz mit zahlreichen Seidenblumen und Schmuckelementen, der "Schein". Namen gebend für die Figur sind die Schellen (das „G’schall“), die um die Hüfte getragen werden - gewöhnlich vier bis acht Stück, bis zu 35 kg schwer. Die Schellen - eckige „Klöpfe“ und ovale „Kumpfe“ - werden beim Tanzspiel ("Gangl") mit dem Roller durch rhythmische Bewegungen zum Klingen gebracht. Der Roller trägt eine Larve mit feinen Zügen und lächelndem Gesichtsausdruck, auch sein Kopfputz ist zierlicher. Der stets tänzelnde Roller schwingt den „Pemsl“ (Pinsel) aus Hobelspänen. Um die Hüften trägt er einen Gurt mit etlichen Dutzend hell klingenden, kugelförmigen Glöckchen („Gröll“). Laggescheller und -roller bilden die Karikatur der Hauptfiguren. Sie markieren ein altes Paar und gehen langsam („lagg“). Ihre Kleidung ist statt kostbar nur phantasievoll. Die "Ordnungsmasken" Sackner, Spritzer und Kübelemaje schaffen Platz für den Kreistanz der Scheller und Roller. Die Sackner drängen die Zuschauer mit einem kugelförmigen Sack zurück auf den Gehsteig, die Spritzer hantieren mit Wasserspritzen, und die Kübelemaje verteilen mit einem Spitzentuch weißen Puder aus ihrem Kübel auf die Gesichter der Zuschauer. Weitere Figuren erinnern an die Geschichte der Stadt oder alte Berufe, wie Vogelhändler, Kaminer, Verkäuferin Rof'n-Kathl, Korbweible, Ausrufer und der Treiber mit Affen und einem Bären, der Purzelbäume schlagen muss. Die "Labara" in Frack und Zylinder treten als Moritatensänger auf. Die "Hexen" kommen laut schreiend. Zu ihrer einfache Tracht gehören ein Schurz, eine blonde Perücke mit zwei langen Zöpfen, eine zweiteilige Maske mit hässlichem Gesichtsausdruck und Besen, die sie drohend schwingen. Diese Gruppe bietet schon den Buben Gelegenheit zur aktiven Teilnahme an der Fasnacht.
Ein bis zwei Dutzend Männer waren monatelang im Geheimen mit dem Herstellen der Umzugswagen beschäftigt. Früher von Ochsen oder Pferden gezogen, werden die riesigen Aufbauten jetzt auf Zugmaschinen durch den Ort bewegt. Eine Jury bewertet die Wagen nach Originalität, Ausführung und Funktion.
Quellen:
Museum im Fasnachtshaus Imst. Imst o.J. (um 2000)
Wolf, Helga Maria: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003
Imster Fasnacht
Siehe auch:
Maske
Heimatlexikon