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Weiß#

Weiss

Weiß ist die hellste und eine  "unbunte" Farbe. Symbolisch steht Weiß für Reinheit, Unschuld, Heiligkeit und Unendlichkeit. Eine weiße Flagge bedeutet Kapitulation, Waffenstillstand oder Frieden. An Gymnasien wird sie gehisst, wenn alle die Matura bestanden haben. Die Friedenstaube hat ein weißes Gefieder. Als liturgische Farbe wird Weiß zu Weihnachten und Ostern mit den anschließenden Festzeiten, zu Herrenfesten wie Fronleichnam und Christkönig, sowie zu Marienfesten und anderen Nicht-Märtyrerfesten verwendet. Der Täufling trägt traditionell ein weißes Kleid, ebenso die Kinder bei der Erstkommunion. Dessen häufiger Termin, der "weiße Sonntag" erinnert an einen alten Brauch. In der Osternacht wurden im frühen Christentum die erwachsenen Katechumenen getauft, sie trugen ihre weißen Gewänder eine Woche lang. Das lange, weiße Brautkleid, dessen Vorbild dem höfischen Milieu entstammte, wurde im Lauf des 19. Jahrhunderts im Bürgertum üblich. Im Zuge gesamtgesellschaftlicher Wandlungsprozesse zeigte es das Zunehmen des bürgerlichen Selbstbewusstseins. Außerdem konnte man es als "Zeichen der Reinheit und Jungfräulichkeit, wie es die kirchliche Moral vorschreibt" deuten.

Als Farbe des Lichts und der Engel wurde Weiß zur (positiven) Zauberfarbe, Glücks- und Schutzfarbe. Andererseits werden Geister und Gespenster ("weiße Frau") als weiß gedacht. Weiße Geister warnten vor der Pest, weiße Rosen galten als Todesvorzeichen. Weiße Tiere erfreuten sich in der Antike hoher Wertschätzung, später sagte man, sie würden Böses fernhalten. Weißes Wachs und weißes Brot waren kostbar. 

Als Redensarten finden sich: "Eine weiße Weste haben" (untadelig sein), "Ein weißer Rabe sein" (Individualist), "Weiß machen, was schwarz ist" (lügen), "Einem nicht das Weiße im Auge gönnen" (nicht das Geringste lassen wollen),"Sich weiß waschen" (als unschuldig ausgeben).


Quellen:
Susan Baumert: Bürgerliche Familienfeste im Wandel. Frankfurt/M. 2014. S. 167 f.
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S.958 f.
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1941/1987. Bd. 9 / Sp. 337 f.
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1992. Bd. 3 / S. 1711 f.

Bild:
Dame im weißen (Braut ?)-kleid. Postkarte um 1900. Gemeinfrei


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