Wettlauf#
Wettläufe waren ein Teil der antiken Fünfkämpfe. Für die Ausübung verschiedener Berufe war es wichtig, schnell zu sein. Häufig wurden die Konkurrenzen mit vielen Zuschauern zum volksfestartigen Brauch: Beim Pfingstlaufen in Kärnten durfte sich der schnellste Halterbub "Pfingstkönig" nennen.
Zwischen 1382 und 1534 fand in Wien zur Zeit der Jahrmärkte um Christi Himmelfahrt und Katharina (25. November) ein Pferderennen statt. Vorbilder, wie den Pallio in Siena, gab es in italienischen Städten. Das Scharlachrennen war nach dem Hauptpreis, einem kostbaren, scharlachroten Tuch, benannt. Der zweite Preis war eine Armbrust, der dritte ein Spanferkel. Meist nahmen sechs bis 13 Reiter teil, die einen Gulden Nenngeld, aber für ihre Pferde keine Maut bezahlen mussten. Zuschauer waren neben dem Landesfürsten die Stadtregierung und die Spitzen des Bürgertums. Am Vorabend kündigten Trompeter und Ausrufer das Rennen bei der Schranne am Hohen Markt an. Der Auszug, bei dem die Preise mitgetragen wurden, erfolgte feierlich: Trompeter, Teilnehmer, Bürger, Schützen mit Armbrust und Büchsen samt ihren Fahnen, Bürgermeister und Ratsherren. Von Sankt Marx führte die Strecke über den (möglicherweise danach benannten) Rennweg zum Wienfluss und zurück. Nach dem Pferderennen fand jeweils ein Wettlauf junger Männer und Frauen statt, dabei war ein Stück Barchent (Mischgewebe aus Baumwolle und Leinen) der erste Preis. Nach der Preisverteilung lud der Bürgermeister auf Kosten der Stadt zum Festmahl ein.
Zur Barockzeit hielten Adelige und Kaiserhaus Laufer als Bediente, Maria Theresia (1717-1780) hatte 14. Die jungen Männer trugen Uniformen in den Wappenfarben ihrer Dienstgeber bzw. die Hofläufer-Livree, einen mit Federn gezierten Hut und einen Stab. Sie hatten die Aufgabe, den Weg für die Kutschen ihrer Herrschaft frei zu machen und bei Nacht Windlichter und Fackeln voran zu tragen. Zwischen 1720 und 1847 mussten sie sich am 1. Mai in der Prater Hauptallee einem Wettrennen stellen. Die Sieger erhielten Geld- und Ehrenpreise. Das Dreilauferhaus (Wien 9, Alser Straße 38) zeigt in der Giebelgruppe drei Angehörige des Berufes.
Ostern war vielerorts ein Termin für Wettläufe. Die Osterspiele des 14. und 15. Jahrhunderts stellten den Wettlauf der Jünger zum Grab Christi (Joh 20,1-10) dar. Beim österlichen Eierklauben gewinnt, wer die in einer Reihe aufgelegten Eier am schnellsten einsammelt. Das steirische Gonesrennen ist ein Wettlauf von drei Männern zu Ostern, der 1813 beschrieben und in einigen Gemeinden folkloristisch wiederbelebt wurde.
Beim Marathonlauf - dessen Name an die Schlacht bei Marathon, 490 v. Chr. zwischen Persern und Athenern erinnert - sind 42,195 Kilometer zurückzulegen. In Wien ist der Vienna City Marathon (VCM) die größte Sportveranstaltung Österreichs. Beim ersten Event dieser Art nahmen 1500 LäuferInnen teil, im April 2024 fast 40.000. Es siegte der Äthiopier Chala Regasa mit 2:06:35 Stunden. Der 26-Jährige war als einer der Favoriten in das Rennen gegangen und setzte sich schon rund um Kilometer 30 von der Konkurrenz ab. Bester Österreicher wurde Mario Bauernfeind in 2:14:19.
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 967 f.
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 3/S. 69, Bd. 5/S. 65
Gerhard Robert Coeckhelberge zu Dützele ("Realis") Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Wien 1846. II/301 f.
Alfred Wolf: Sagen, Haus- und Geschäftszeichen vom Alsergrund. Wien 1969. S. 12
Marathon, Geschichtepubliziert 29.3.2020
Bild:
Dreilauferhaus, Wien 9. Foto: Doris Wolf
Siehe auch:
Heimatlexikon