Zelluloid#
Die Erfindung des ersten Thermoplast-Kunststoffs reicht in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Die Verbindung aus Cellulosenitrat und Kampfer diente zunächst zur Imitation wertvoller Werkstoffe wie Elfenbein oder Horn. Dadurch konnten bisherige Luxusgüter wie Billardkugeln, Fächergestelle, Behälter, Bilderrahmen oder Ziergegenstände in Massen hergestellt werden. Was wie Schnitzerei erscheint, entstand im Spritzgussverfahren.
In den 1880er- Jahren löste Zelluloid die bisher von Fotografen verwendeten Glasplatten ab. Dadurch wurden Rollfilme, Kleinbildfilme und Kinofilme möglich. Bis in die erste Häfte des 20. Jahrhunderts stellte man Gebrauchsgegenstände und Spielzeug (vor allem Puppen) aus dem leicht brennbaren Kunststoff her. Jetzt findet er fast nur noch für Ping-Pong-Bälle Verwendung.
Um die Jahrhundertwende entstanden eine Reihe anderer Kunststoffe. 1889 befand sich die erste Kunstseide-Spinnmaschine auf der Pariser Weltausstellung. Der Grundstoff von Galalith (1897) war Milch. Man verwendete es bis in die 1930er- Jahre für Knöpfe und Isolatoren. Bakelit (1907) in den typischen dunklen Farben war der erste Kunststoff, aus dem zahlreiche Alltagsgegenstände, wie Telefone oder Radios, industriell produziert wurden. Ebenfalls dunkel ist Ebonit, aus Kautschuk und Schwefel, das sich für Bestandteile von Musikinstrumenten als widerstandsfähiges Material bewährte.
Quelle:
F.K. Mathys: Kunststoffe. In: SammlerJournal. Schwäbisch Hall 1984, S. 1058 f.
Bild:
Tischbesen-Garnitur aus Kunststoff. Wien um 1930. Foto: Helga Maria Wolf