Horn#
Das Wort Horn (ahd. Spitze) steht für den Auswuchs am Kopf mancher Tiere, die daraus hergestellten Gefäße (wie Trinkhorn, Füllhorn, Pulverhorn), eine heraldische Figur, Musikinstrumente (wie Naturhorn, Waldhorn, Flügelhorn) akustische Signale (Nebelhorn, Folgetonhorn), Familien- und Ortsnamen (Horn in Niederösterreich).
Fabeltiere sind mit auffälligen Hörnern versehen wie das Einhorn oder der gehörnte Hase ("Wolperdinger", "Raurackl", "Almtatscherl"). In Brauchspielen tragen Teufelsmasken Hörner. Je schrecklicher die Masken und zahlreicher die Hörner, umso jünger ist die Perchtenmaske.
Das markanteste Musikinstrument ist das aus Holz gefertigte, meist etwa 4 m lange Alphorn. Ähnliche Instrumente kommen bei verschiedenen Bergvölkern (u.a. in Indien und Südamerika) vor. In der Schweiz ist es erstmals 1527 urkundlich fassbar und wurde im 17. Jahrhundert - von verarmten musizierenden Hirten in den Städten in Verruf gebracht - als Bettlerinstrument verspottet. Erst die im beginnenden 19. Jahrhundert einsetzende Folklore und Touristik machten es zu einem Symbol der Schweiz. Die ersten "Hirtenfeste" fanden 1805 statt. Der Schweizer Jodlerverband zählt ca. 1800 organisierte Alphornbläser.
Hörner dienten als Signalinstrumente der Nachtwächter, Postillons und Weinhüter die dadurch Traubendiebe am Betreten des Weinbergs hindern sollten. Beim jüdischen Neujahrsfest, Rosch ha-Schana wird das Schofar-Horn, das Horn eines Widders, geblasen.
Redensarten handeln von "gehörnten" (betrogenen) Ehemännern, die zugehörige Spottgeste - das Ausstrecken des kleinen und des zweiten Fingers (corna) gilt einerseits als Ehrenbeleidigung, anderseits zur Abwehr des "bösen Blicks". Andere Sprüche lauten "einem die Hörner zeigen" (entschieden entgegentreten), "den Stier bei den Hörnern packen" (etwas mutig angehen), "ins selbe Horn stoßen" (die gleiche Meinung haben, zusammenspielen wie die Jäger bei der Treibjagd).
Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 17, 386
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1992. Bd. 2/S.738
Wikipedia: Alphorn (Stand 3.3.2024)
Bild:
"Kuh" mit geschmückten Hörern und Alphornbläser beim Bio-Bauernmarkt auf der Freyung, Wien 1. Foto: Alfred Wolf, 2006