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Pribram, Karl Harry#

* 25. 2. 1919, Wien


Neurochirurg, Neurowissenschaftler, Neurobiologe


Karl Pribram
Karl Pribram beim “Toward a Science of Consciousness”- Meeting in Tucson (Arizona) 2008
Aus: Wikicommons

ist ein Österreich-stämmiger Neurochirurg und -wissenschaftler, der an verschiedenen amerikanischen Universitäten (Stanford (Palo Alto, Kalifornien), George Mason (Virginia), Georgetown (Washington, D.C.) und an der Radford University (Virginia)) als Professor unterrichtet und geforscht hat.
Pribram arbeitete besonders über das limbische System und dessen Zusammenspiel zwischen frontalem Kortex und den Funktionen des motorischen Kortex im menschlichen Gehirn. Bekannt wurde er mit der Entwicklung des 'holonomic brain model of cognitive function’.


Vita
Seine Ausbildung absolvierte Pribram an der Universität von Chicago (BS 1938 und MD 1941). Anschließend war er in den Yerkes Laboratories of Primate Biology (1946), an der Yale University (1948), an der Stanford University (besonders am Center for Advanced Studies der Stanford University; 1958-59) und als Professor an der Radford University (1989) angestellt.

Seine Frau ist die bekannte amerikanische Schriftstellerin Katherine Neville.



medizinische Errungenschaften

In den späten 1940er bis frühen 1950er Jahren erarbeitete Pribram die Beschaffenheit und Funktionen diverser, wichtiger Strukturen des Gehirns, wie dem cerebralen Kortex und dem präfrontalen Kortex und die Rolle der Basal-Ganglia, die große Wichtigkeit für das Empfinden von Emotionen haben, etc.

Er entdeckte auch die visuellen Funktionen des Temporallappens und die Beziehungen zwischen dem anterioren frontalen Kortex und dem Limbischen System bzw. dem motorischen Kortex, etc.

Mithilfe von Studien zur Neurophysiologie und Verhalten im Zusammenhang mit seinen neuronalen Grundlagen verglich er Menschenaffen mit Menschen intensiv.

Bekannt wurde er in den 1960er Jahren besonders durch die Entwicklung des 'holonomic brain model of cognitive function’, dass er zusammen mit dem Quantenphysiker D. Böhm erarbeitet hatte. In der Theorie sollten Erinnerungen u.a. Informationen nicht in einzelnen Zellen sondern eher in einer Art Welleninterferenz bestimmten Musters (‚wave interference patterns’) im Gehirn gespeichert sein.

Pribram unterlegte diese Theorie durch zwei Fakten: 1) die Antworten des visuellen Kortex ähneln ‚Gabor’- Funktionen, die ihrerseits wieder mit holographischen Bildfunktionen verwand scheinen. 2) Grobe Verletzungen in Tiergehirnen reduzieren, aber löschen Informationen nicht, die die Versuchstiere während Trainings gelernt hatten, wie schon K. Lashley in den 1920er Jahren zeigen konnte.

Mithilfe von Fourier- Transformationen, die komplexe Muster in einfachere Sinus- Wellen umformen können, versuchte Pribram die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns näher zu beleuchten. Pribrams Theorien könnten auch verstehen helfen, wie das Hirn die Erinnerungen und Informationen auf so beschränktem Raum speichern kann.
Wissenschaftler schätzen, dass das menschliche Gehirn eine Speicherkapazität von ca. 10 Billionen Bits innerhalb für eine durchschnittliche menschliche Lebensspanne haben kann. Dies entspräche ungefähr derselben Informationsmenge, wie sie in fünf Sets der Encyclopaedia Britannica enthalten sind.

Pribram ist der Ansicht, dass das Gehirn nach denselben mathematischen Prinzipien arbeitet wie ein Hologramm. Böhm hatte daraufhin vorgeschlagen, dass Gehirnwellen und Nervenimpulse womöglich hologramm- ähnlich organisiert sein könnten und in bestimmten Mustern über das Gehirn wabern.

Eine andere Interessante Frage, die man mit Pribrams Modell bekeuchten kann ist, wie es das Gehirn schaffen kann, unglaubliche Mengen an Informationen, die sekündlich durch unsere Sinnesorgane auf uns einprasseln, zu filtern und zu verarbeiten. Besonders interessant waren für Pribram der visuelle und akustische Sinn, da diese die Reize a priori durch Wellen übertragen (Licht- und Schallwellen).

Man erkannte bald, dass Sinnesorgane viel komplexer waren als lange angenommen wurde. Man entdeckte z.B. dass der Sehsinn auch für bestimmte Tonfrequenzen empfindlich ist, etc.

Immer besser werdende technische Möglichkeiten – wie z.B. ‚neuroimaging’ und Transcraniale Magnetische Stimulation (‚transcranial magnetic stimulation’; TMS) erlaubten es die Theorien von Pribram und Böhm zu untersuchen. Besonders durch die Verwendung von TMS- Hirnimplantate, konnten Versuche gemacht werden, die die Hirnströme durch leichte magnetische Felder abändert.

Zusammengelegt und ergänzt mit Böhm’s Theorie erscheint Pribarms Idee schier unfassbar. Wenn angenommen die Welt nur eine sekundäre Realität ist, das was uns real erscheint tatsächlich nur eine holographische Frequenz-Kokophonie ist und unser Gehirn auch nur ein Hologram ist, das einige wenige Frequenzen aus dieser Vielzahl an Wellen aufnehmen und mathematisch zu unseren Wahrnehmungen transformieren kann – was ist dann die objektive Realität? Sie hört zu existieren auf, meint Pribram!

Cortex-Areale im menschlichen Gehirn
Cortex-Areale im menschlichen Gehirn
Foto: Maquesta (modifiziert nach Patrick Lynch). Aus: Wikicommons unter CC

rot= primärer motorischer Cortex; grün= primärer sensitiver Cortex; blau= visueller Cortex; lila= akustischer Cortex; gelb= Geschmacks-Cortex; orange= Sprach-Cortex.


wichtigste Publikationen

Pribrams theoretische Abhandlungen über Themen wie Erkennen, Gefühle, Erinnerung und Planungsabläufe sind weltberühmt. U.a. verfasste er:

  • Brain Mechanisms and Intelligence (1929)
  • Plans and the structure of behavior (1960), G. A. Miller, E. Galanter & K. H. Pribram, Holt, Rinehart & Winston, NY, 226 S.
  • A progress report on the neurological process disturbed by frontal lesions on primates‚ (1964), K. H. Pribram, A. Ahumada, J. Hartob & L. Roos, In: (Hrsg.) J. M. Warren & K. Akert, The frontal granular cortex and behavior, Verlag McGraw-Hill, NY, S. 28-55.
  • Frontal lesions and behavioral instability (1966), K. H. Pribram, K. Konrad & D. Gainsburg, Journal of Comparative and Physiological Psychology Vol. 62, S. 123-124.
  • Brain and behaviour – selected readings (1969), (Hrsg.) K. H. Pribram, Penguin Books, Harmondsworth, Midlesex (u.a.).
  • On the biology of learning (1969), (Hrsg.) K. H. Pribram, Harcourt Brace & World, NY, 225 S.
  • The Neurophysiology of Remembering (1969), Scientific American.
  • Biology of memory (1970), (Hrsg.) mit D. E. Broadbent, Academic Press, NY, 323 S.
  • Languages of the brain. Experimental paradoxes and principles in neuropsychology (1971), (Prentice-Hall series in experimental psychology), Prentice-Hall, Englewood Cliffs (N. J.), 352 S.
  • The Brain (1971), Psychology Today.
  • Psychophysiology of the frontal lobes (1973), (Hrsg.) mit A. R. Luria, Academic Press, N.Y., 332 S.
  • The Hippocampus (1975-86), (Hrsg.) mit R. L. Isaacson, in 4 Bänden, Plenum Press, NY.
  • Freud's "Project" re-assessed: preface to contemporary cognitive theory and neuropsychology (1976), mit M. M. Gill, Basic Books, N. Y192 S.
  • What the fuss is all about (1982), In: The Holographic paradigm and other paradoxes, (Hrsg.) K. Wilbur, Shambhala Verlag, S. 33.
  • Brain and perception. Holonomy and structure in figural processing (1991), (John M Maceachran Memorial Lecture Series), L. Erlbaum, Hillsdale (N. J.), 400 S.
  • Strategien des Handelns. Pläne und Strukturen des Verhaltens (1991), G. A. Miller, E. Galanter & K. H. Pribram, Klett-Cotta.
  • Geschichte des ökonomischen Denkens, in 2 Bänden (1992), Suhrkamp Verlag, Frankfurt.
  • Rethinking neural networks: quantum fields and biological data (1993), L. Erlbaum Verlag, Hillsdale (N. J.), 568 S.
  • Origins: brain and self organization (1994), (Hrsg.) K. H. Pribram, (Inns Series of Texts, Monographs, and Proceedings), L. Erlbaum Verlag, Hillsdale (N. J.), 728 S.
  • Scale in conscious experience. Is the brain too important to be left to the specialists to study? (1995), (Hrsg.) J. King & K. H. Pribram, (Inns Series of Texts, Monographs, and Proceedings), L. Erlbaum Verlag, Mahwah (N. J.), 464 S.
  • Learning as self-organization (1996), (Hrsg.) mit J. King, (Inns Series of Texts, Monographs, and Proceedings), L. Erlbaum Verlag, Mahwah (N. J.), 616 S.
  • Brain and values. Is a biological science of values possible (1998), (Hrsg.) K. H. Pribram, (The Inns Series of Texts, Monographs and Proceedings), L. Erlbaum Ass., Mahwah (N. J.), 576 S.
  • Brain And Being. At the boundary between science, philosophy, language, and arts (2004), G. G. Globus, K. H. Pribram, H. Karl & G. Vitiello, (Advances in Consciousness Research 58), John Benjamins Publ. Co., 350S.
  • Brain and Mathematics (2004), In: Brain and Being. At the boundary between science, philosophy, language and art, (Hrsg.) G. G. Globus, K. H. Pribram, H. Karl & G. Vitiello, (Advances in Consciousness Research 58), John Benjamins Publ., 350 S.

Auszeichnungen#


  • NIH Lifetime Research Career Award (1962)
  • Menfred Sakel- Award der Gesellschaft für biologische Psychiatrie (1976)
  • Realia Honor des Instituts für Advanced Philosophic Research (1986)
  • Outstanding Contributions Award des American Board of Medical Psychotherapists (1990)
  • Ehrendoktorat in Psychologie der Universität von Montreal (Kanada) (1992)
  • Neural Network Leardership Award der Internationalen Neural Network Society (1994)
  • Ehrendoktorat in Neurowissenschaften der Universität von Bremen (Deutschland) (1996)

Außerdem war Pribram Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Vereinigungen, oftmals auch deren Präsident (Auswahl):

  • International Neuropsychological Society (Präsident, 1967)
  • American Psychological Association
  • Division of Physiological and Comparative Psychology (Präsident, 1967-1968)
  • Division of Theological and Philosophical Psychology (Präsident, 1979-1980)


Zitate
„My interests are focused on cerebral function as it relates to psychological processes. I am especially concerned with the differences between the functions of the posterior convexity of the brain on the one hand, and its fronto-limbic systems on the other.
Briefly put, the convexity deals with locating us in space and time; the fronto-limbic formations monitor that experience to create a narrative about our existence. The substance of my research and theorizing is to provide data and interpretations as to just how our brains organize the psychological processes that make up 'locating' and 'monitoring'"

„My claim is that the basis function from which both matter and mind are “formed“ is flux (measured as spectral density) that provides the ontological roots from which conscious experiences regarding matter as well as mind become actualized in spacetime. To illuminate this claim, let me begin with a story I experienced: Once, Eugene Wigner remarked that in quantum physics we no longer have observables, but only observations”

„English is not spoken by the computer, nor are there photographs in the computer when it processes the takes of a digital camera. Likewise, there are no words or pictures in the brain, only circuits, chemical transactions and quantum-like holographic (holonomic) processes based on Gabor-like wavelets. To use another metaphor, the processing of an fMRI tomograph uses quantum holography. The pictures we see are reconstructions made possible by the process”

„The main unanswered question for identity theory has been: ‘How does the identity come about?’”

„Which comes first, our experience of the material world or the material brain that makes the experience possible?” (K. H. Pribram, 1998)

„Fortunately, the face of science is beginning to meet the challenge. For a century the reductive mode has been regnant: particles not fields, probabilistic statistics not topologies have been the descriptive ‚paradigms’ taught our students. But over the waning years of the century a return of interest in holistic issues has begun to emerge“ (K. H. Pribram, 1999).

Quellenangaben#


  • Motivation, emotion, and goal direction in neural networks (1991), (Hrsg.) D. S. Levine & S. J. Leven, L. Erlbaum Verlag, 472 S.
  • Neural networks for knowledge representation and inference (1993), (Hrgs.) D. S. Levine & M. Aparicio IV, L. Erlbaum, 528 S.
  • Optimality in biological and artificial networks? (1997), (Hrsg.) D. S. Levine & W. R. Elsberry, L. Erlbaum Verlag, 528 S.
  • The roots of consciousness: The classic encyclopedia of consciousness studies revised and expanded (1997), J. Mishlove & S.-P. Siraq, Marlowe & Co., 478 S.
  • Autobiographies in experimental psychology (1985), (Hrsg.) R. Gandelman, L. Erlbaum Verlag, 122 S.


Redaktion: N. Miljković