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Volksbrauchtum und volkskundliche Kostbarkeiten: Weitensfelder Kranzelreiten#

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In alter Zeit war das Gebiet der Marktgemeinde Weitensfeld im Gurktal von dichten Wäldern bedeckt und diente als Rückzugsgebiet für die Kelten. Eine Besiedelung größeren Ausmaßes erfolgte vermutlich im 12. Jahrhundert. Weitensfeld wird urkundlich 1131 erstmals erwähnt und erhielt 1211 das Marktrecht. 1629 wurde dem Ort ein Wappen zugestanden. Die Gemeinde besitzt die älteste Gemeindefahne Kärntens, sie ist über 200 Jahre alt. Aus dem Gemeindegebiet stammt auch ein kunstgeschichtliches Juwel, die 'Magdalenenscheibe', Österreichs ältestes Glasfenster, entstanden um 1170. Sie wird im Landesmuseum Klagenfurt aufbewahrt. Ein rechtsgeschichtliches Denkmal stellt der 'Bürgereid von Weitensfeld' dar, den ein Marktschreiber 1765 aufzeichnete. Alljährlich wird zu Pfingsten einer der schönsten Bräuche Kärntens gepflegt, das Kranzlreiten in Weitensfeld. Es ist eine Art Gelöbnis zur Erinnerung an die Pestepidemie vor etwa 400 Jahren. Fürchterlich soll damals der 'Schwarze Tod' gewütet haben. Der Sage nach haben nur drei Bürgersöhne überlebt und das Burgfräulein vom Schloss Thurnhof in Zweinitz. Die ritterliche Maid habe die jungen Männer, die um ihre Hand anhielten, zu einem Wettlauf aufgefordert. Dem Sieger reichte sie die Hand zum Lebensbund. Daraus entstand das Kranzelreiten. Es muss jedes Jahr stattfinden, andersfalls käme Unheil über den Markt Weitensfeld. Selbst in den schwersten Kriegsjahren, als es großen Mangel an Ross und Reiter gab, wurde das Fest traditionsgemäß abgehalten. Heute besteht das Kranzlreiten aus einem Wettlauf und einem Wettritt, an dem sich jeweils drei Burschen - Angehörige von Gewerbebetrieben der Marktgemeinde - beteiligen. Das Fest beginnt am Pfingstsonntag mit einem Einladungsritt in die Nachbardörfer und einem G'stanzlsingen für die Bewohner des Marktes. Am Pfingstmontag findet der eigentliche Wettstreit statt. Die steinerne Jungfrau auf dem Marktbrunnen wird festlich geschmückt, sie trägt ein weißes Kleid mit roter Schärpe, in der linken Hand hält sie einen Schlüsselbund, in der rechten eine Pfingstrose. Dreimal wird die Laufstrecke vom oberen Markt bis zum Jungfrauenbrunnen von einer Reiterschar im Galopp abgeritten, gleichsam zur Austreibung der Pest. Danach treten die drei Reiter zum Wettritt an, gefolgt von den drei Läufern. Der Sieger aus dem Lauf wird im festlichen Zug zur Jungfrau am Marktbrunnen geführt, erhält ein Kranzl, ein Seidentüchlein und ein Paar Strümpfe und darf die Jungfrau auf dem Brunnensockel küssen. Alle 25 Jahre wird dieser Brauch ganz besonders begangen: Anstelle der steinernen Jungfrau nimmt eine echte Maibraut das Kranzl und den Kuss des Siegers entgegen.


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