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Rein in den Strom#

Strom muss zum Hauptenergieträger des 21. Jahrhunderts werden.#


Von der Wiener Zeitung (Donnerstag, 16. Juni 2016) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Von

Petra Tempfer


Klimaschutzindex 2016
Klimaschutzindex 2016
Grafik: apa / Quelle: Wiener Zeitung

Wien. Freilich gibt es immer die Möglichkeit, nichts zu tun. Tun wir das angesichts der stetig steigenden Erderwärmung - also nichts -, wird die Temperatur im Jahr 2100 weltweit um durchschnittlich sechs Grad höher sein, prognostizieren Klimaexperten. Schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel und häufigere Wetterextreme sind nur einige der Folgen. Bei der Klimakonferenz in Paris Ende des Vorjahres haben sich allerdings 195 Nationen das Ziel gesetzt, die Erwärmung bis 2100 unter zwei Grad zu halten. Und um das zu erreichen, muss man etwas tun - und zwar einiges.Österreich hat das Pariser Klimaschutzabkommen am Dienstag als drittes Land der EU ratifiziert, weltweit haben das bereits 17 Länder getan. Nächste Woche Donnerstag wollen die Parlamentarier bei einer öffentlichen Enquete über die nächsten Schritte beraten. In jedem Fall werden strikte Maßnahmen und Gesetzesänderungen notwendig sein, um das Ziel zu erreichen.

Strom zu 80 Prozent CO2-frei#

Langfristig müssten wir jedenfalls auf eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energieträgern zusteuern, sagt Rupert Christian vom Verein "Umwelt Management Austria" zur "Wiener Zeitung". Der Verein hat eine Studie erarbeitet, was in Österreich passieren müsste, um die Klimaziele von Paris zu erreichen. Die Vollversorgung mit Erneuerbaren ist einer der Hauptpunkte.

Wirtschafts-, Verkehrs- und Umweltministerium halten diese Vollversorgung für realistisch, heißt es auf Nachfrage. Laut Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) könnte Österreich sogar schon 2050 auf erneuerbare Energieträger umgestellt sein. Im Stromsektor noch früher, und zwar 2030.

Genau das macht Strom so interessant und zu einem der wichtigsten Player auf dem Weg zu den Klimazielen. Die Stromerzeugung ist derzeit zu 80 Prozent CO2-frei, also mit Erneuerbaren produziert. Gemessen am Endenergieverbrauch (Strom, Wärme und Kraftstoffe) hat Österreich im Vorjahr einen Erneuerbaren-Anteil von 33 Prozent erreicht, allen voran die Wasserkraft. Wir sind damit EU-weit am vierten Platz.

Strom macht heute 20 Prozent des energetischen Endverbrauchs aus, 2030 könnten es dem Branchenverband Oesterreichs Energie zufolge bis zu 33 Prozent sein. Elektrizität müsse zum Hauptenergieträger des 21. Jahrhundert avancieren, heißt es - gleichzeitig müssten aber die Leitungen dafür geschaffen werden. Auch das Grünbuch von Wirtschafts-, Umwelt-, Verkehrs- und Sozialministerium, das Wege einer Klimastrategie aufzeigt, stellt Strom als die Energieform der Zukunft in den Mittelpunkt.

Um Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern produzieren zu können, muss laut Oesterreichs Energie aber noch intensiv daran geforscht werden, wie man die schwankende Einspeisung zum Beispiel aus Solarkraftwerken ausgleicht. Spätestens 2025, wenn der EVN-Block in Dürnrohr (Bezirk Tulln) abgestellt werden soll, werde Österreich jedenfalls kein Kohlekraftwerk mehr betreiben.

Generalsekretärin Barbara Schmidt bezeichnet Strom als Schlüssel für eine Dekarbonisierung. Vergangenen November hat der Verband seine Stromstrategie bis 2030 vorgestellt, die unter anderem eine Umstellung bei Steuern und Abgaben vorsieht.

Der Punkt, Kohlendioxid (CO2) zu besteuern wurde bereits von Peter Püspök, Präsident beim Dachverband Erneuerbare Energien Österreich, mehrfach propagiert. In Schweden und Dänemark gebe es "gute CO2-Steuer-Modelle", in Großbritannien gebe es Ansätze, Frankreich habe ein Steuermodell in diese Richtung beschlossen, sagt er. Im Gegenzug könnte man die Lohnsteuern senken, so Püspök. Eine CO2-Steuer schlägt auch eine Studie zur Energiewende des zum Umweltministerium gehörenden Umweltbundesamtes vor. In wenigen Jahren sollen zudem keine Benzin- und Dieselautos mehr verkauft werden, sondern nur noch Stromfahrzeuge, besagt die Studie.

Aber auch die Fördersysteme für erneuerbare Energieträger sollen verändert werden. Eine umfassende Reform des Ökostromgesetzes will das Wirtschaftsministerium ab dem zweiten Halbjahr 2016 in Angriff nehmen. Grundsätzlich soll es Investitionszuschüsse statt Einspeisetarife für alle Technologien geben, wie es auch der neue EU-Beihilfenrechtsrahmen vorsieht und Deutschland ebenfalls plant. Investitionszuschüsse sind laut Oesterreichs Energie wichtiger denn je, weil aufgrund des geringen Strompreises derzeit "alle Investitionen in den Kraftwerksbau stehen". Grundsätzlich seien die Ökostromanbieter heute keine Pioniere mehr und längst marktfähig.

Um die in Paris beschlossenen Klimaziele zu erreichen, sei laut eingangs erwähnter Studie des Vereins "Umwelt Management Austria" aber noch eine weitere Maßnahme wesentlich, die auch jeden Einzelnen von uns betrifft: Der Bruttoinlandsverbrauch müsste zumindest halbiert werden. Dieser beschreibt den gesamten Energieverbrauch eines Landes. "Ihn zu halbieren wird Zeit brauchen", sagt Rupert Christian. Denn obwohl etwa Haushaltsgeräte bereits deutlich weniger Energie verbrauchen als früher, steigt der Bruttoinlandsverbrauch stetig an - vor allem wegen der Industrie.

Energieverbrauch zu hoch#

Bereits vor zwei Jahren, im Juli 2014, hat Österreich zu diesem Zweck das Energieeffizienzgesetz beschlossen, das seit 2015 in Kraft ist und heuer novelliert werden soll. Mithilfe des Gesetzes soll der Energieverbrauch jährlich um 0,6 Prozent sinken. Energielieferanten wurden verpflichtet, im Ausmaß von 0,6 Prozent der im Vorjahr an inländische Kunden gelieferten Energie Einsparmaßnehmen wie Gerätetauschaktionen oder Energieberatungen zu setzen. Die erste Jahresbilanz im heurigen Februar fiel laut Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner positiv aus. "Energielieferanten und Unternehmen haben die gesetzlichen Vorgaben bisher übertroffen", sagte er. Von einer Halbierung des Verbrauchs ist man aber noch weit entfernt.

Für die Erderwärmung und damit den Klimawandel ist der Treibhauseffekt verantwortlich. Treibhausgase entstehen vor allem durch die Nutzung fossiler Energien und bewirken, dass die Atmosphäre die von der Sonne ankommende, kurzwellige Strahlung durchlässt, nicht aber die langwellige Infrarotstrahlung, die von der warmen Erdoberfläche abgestrahlt wird. Ein Anstieg der Temperatur ist die Folge. Das wichtigste Treibhausgas ist Wasserdampf, aber auch Kohlendioxid (CO2) spielt eine Rolle.

  • Interessant sind dazu die vielen Aufgaben, denen sich IIASA widmet .
Wiener Zeitung, Donnerstag, 16. Juni 2016


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