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unbekannter Gast

Wohnadresse: Gozzoburg, Krems#

Ein wohlhabender Kremser leistete sich ein besonderes Heim. "Seine" Gozzoburg birgt bis heute Überraschungen.#


Von der Wiener Zeitung, freundlicherweise zur Verfügung gestellt. (Freitag, 31. Oktober 2008)

von

Richard Solder


Mitte des 17. Jahrhunderts besetzte die schwedische Armee Krems. Wie hat die Stadt damals ausgesehen, welche Szenerie betraten die Soldaten?

Dr. Edwin Chlaupek, Wien 3, informiert: "Die Schweden trafen 1645 ... auf die Gozzoburg." Wilhelm Richard Baier, beschäftigte sich ebenfalls mit der Geschichte der Region. Gerhard Toifl, Wien 17, beschreibt: „Der mächtige Bau beherrscht den Südrand des Hohen Marktes“, des ältesten Teils der Stadt. Mathilde Lewandowski, Payerbach, verweist darauf, dass sich die Gozzoburg im Bereich der (heutigen) Adressen Hoher Markt 10 und 12 sowie Margarthenstraße 12 und 14 befindet.

Ein uralter Profanbau#

Brigitte Schlesinger, Wien 12, bezeichnet das Bauwerk als „die älteste profane Stadtburg nördlich der Alpen bzw. das bedeutendste frühgotische Profangebäude Österreichs“. MedR DDr. Othmar Hartl, Linz: Die Gozzoburg ist „ ein mehrteiliger mittelalterlicher Baukomplex am Rande des Steilabfalls zur Unteren Landstraße.“ Michael Chalupnik, Sieghartskirchen, erwähnt den „spätromanischen Kernbau“. Dr. Karl Beck, Purkersdorf, dazu: Es handelt sich um ein „L-förmiges Gebäude mit einem Hocheinstieg und drei erhaltenen Rundbogenfenstern. In der zweiten Hälfte des 11. Jh.s entstand . . . eine Stadtburg, welche die Oberstadt mit der jüngeren Kaufmannssiedlung an der Unteren Landstraße verband und diese schützte.“ Josef Pflügler, Kamp, hebt hervor, dass die Anlage später einem gewissen Gozzo gehört hatte, der zwischen 1270 und 1285 Stadtrichter war.

Bürgerliches Anwesen#

Auch Neotüftler Dr. Werner Lamm (willkommen in der Gemeine!) bestätigt, dass die Burg Mitte des 13. Jh.s von Gozzo übernommen wurde. Mag. Luise & Ing. Konrad Gerstendorfer, Deutsch-Wagram, ergänzen: „Der Komplex wurde . . . zu einem prächtigen Stadthaus . . . umgebaut, es maß 60 Meter und hatte vier Türme.“ Nachsatz: „Den Namen »Gozzoburg« erhielt der Bau allerdings erst in der Neuzeit.“ Maria Thiel, Breitenfurt, fügt hinzu, dass Gozzo seinen neuen Besitz „nach dem Vorbild der italienischen Stadtpaläste“ errichten ließ. Prof. Helmut Bouzek, Wien 13: „Von dem reichen und angesehenen Kremser Bürger Gozzo sind nur wenige Lebensdaten bekannt. Er stammte nach neueren Erkenntnissen aus dem nördlichen Weinviertel.“

Freund und Feind#

Herbert Ambrozy, Wien 7, setzt fort: „Mit Konrad von Tulln und den Wiener Bürgern Otto vom Markt und Paltram von (auch »vor«, Anm.) dem Stephansfreithof gehörte er zu jenen finanzkräftigen Bürgern, die als Parteigänger König Ottokars II. von Böhmen eine wesentliche Stütze der ottokarischen Herrschaft in den österreichischen Ländern waren. Gegen Vorstreckung bedeutender Geldsummen erhielten sie Besitz und Ämter.“ Christine Sigmund, Wien 23: „König Ottokar II. erhob Gozzo . . . zum Kammergrafen.“ Herbert Beer, Wolfpassing, berichtet, dass Gozzo ein „verlässlicher Beamter“ war. Elisabeth Somogyi, Wien 11, informiert: „Während der Auseinandersetzung mit Rudolf I. ließ Ottokar Gozzo als Geisel gefangennehmen. Doch wurde er vom Habsburger losgekauft und erreichte auch beim neuen Landesherren eine gehobene Position.“ Maria Schoßmann, Wien 19, ergänzt: „Nach einer Pilgerreise nach Rom trat er 1288 als Laienbruder in das Stift Zwettl ein, wo er um 1291 starb . . . Die Burg gelangte . . . an seinen Sohn Irnfried, dann an dessen Bruder Jakob und schließlich an seinen Schwager . . . Nach dessen Tod um 1319/1320 dürfte sein Sohn den Besitz an die Habsburger verkauft haben.“ Dr. Hans Peter Nowak, Wien 20, hält fest, dass Gozzo die Johannes-Kapelle stiftete. Prof. Dr. Monika Rath, Wien 7: „1477 erlitt die Gozzoburg während der Belagerung . . . durch Truppen von Matthias Corvinus Schäden.“ Dkfm. Herbert Wöber, Wien 14, mit einem Sprung in die Gegenwart: „Die Renovierung . . ., bei der zum Teil sensationelle Entdeckungen gemacht werden konnten, wurde vor kurzer Zeit beendet.“ Günter Hinze, Wien 8: „Im Zuge der Generalsanierung . . . wurden . . . Wandmalereien von hervorragender Qualität entdeckt. Dabei handelt es sich um einen . . . Freskenzyklus mit der Darstellung der Legende »Josaphat und Barlaam«.“ Klaus-Peter Josef, Tulln, merkt dazu an, dass es sich bei der Heiligenlegende um eine „»verchristlichte« Version des Lebens Buddhas“ handelt. Und: Dr. Gertrud Blaschitz von der Akademie der Wissenschaften (Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit) setzte sich mit den Wandmalereien, die anfangs Rätsel aufgaben, auseinander. Dr. Günter Stickler, Wien 17, ist nicht ganz glücklich mit dem „zeitgenössischen Akzent“ des restaurierten Baus. Die Holzdecke der Gozzoburg soll laut Maria Auli, Wien 3, „mittels Jahresringe der Bäume genau auf 1254 datiert“ worden sein.

Krems anno 1645#

Doch General Lennart Torstenson und seine schwedischen Soldaten sahen natürlich nicht nur die Gozzoburg in Krems. Mag. Helmut Zettl, Weidlingbach, listet mit dem Rathaus, der Bürgerspitalkirche und der Piaristenkirche drei Bauten auf, die schon 1645 das Kremser Stadtbild prägten. Hildegard Rabel, Wien 1, fügt das (ehemalige) Dominikanerkloster, das Steiner Tor, den Pulverturm und gotische sowie Renaissance-Bürgerhausanlagen hinzu. Mag. Robert Lamberger, Wien 4, erwähnt die Pfarrkirche St. Veit, „eine der größten und frühesten Barockkirchen in Niederösterreich“. Karl Meywald, Wien 20, ergänzt um den ehemaligen Passauer Hof und die (ehemalige) Ursulakapelle. Nachsatz: „Die weitgehend im spätmittelalterlichen Umfang erhaltene Altstadt ist im Nordwesten und Norden von einem . . . Straßenzug (Stadtgraben) und gegen Osten vom steil zur Krems abfallenden, von Stadtmauerresten bekrönten Gelände abgegrenzt.“ P.S. Zu Frage 2 der Nuss Nro. 280 zum Stift Göttweig recherchierten nicht zuletzt Ingeborg Huberger, Wien 22, sowie Dkfm. Johann Filip, Wien 17, und Dr. Arnulf Sattler, Wien 14. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe!

Wiener Zeitung Freitag, 31. Oktober 2008


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