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Die Ratten von Hameln sind zurückgekehrt#

von

Günther Jontes, 2016


Rattenfänger Statue
Rattenfänger Denkmal
Foto: G. Jontes, unter CC BY 4.0
Rattenfänger Statue
Rattenfänger Denkmal
Foto: G. Jontes, unter CC BY 4.0
Plakat
Plakat
Foto: G. Jontes, unter CC BY 4.0
Nachbildung Rattenfänger
Nachbildung Rattenfänger
Foto: G. Jontes, unter CC BY 4.0
Nachbildung Rattenfänger
Nachbildung Rattenfänger
Foto: G. Jontes, unter CC BY 4.0

Die niedersächsische Stadt Hameln Deutschland, Hameln an der Weser nennt sich heute offiziell Rattenfängerstadt Hameln und ist als solche auch Station der Deutschen Märchenstraße. Eine lokale, ins Unheimliche spielende Sage wurde durch die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm in ihren 1816 publizierten Deutschen Sagen zum Allgemeingut des deutschen Sprach- und Kulturraumes. In Hameln ist der Rattenfänger vielfach präsent. Ein schöner Brunnen erinnert ebenso an ihn wie Stadtführer, die in mittelalterlichem Gewand die schmucke Stadt erklären. Im Jahre 2004 hatte man eine blendende Idee und folgte damit anderen Städten, die ihre „Leittiere“ auf humorvolle und originelle Weise von Künstlern gestaltet vorführten. In Hameln waren es natürlich die Ratten und Mäuse, die ein fremder Rattenfänger aus der Stadt geschafft hatte, von den Bürgern um seinen Lohn betrogen wurde und sich damit rächte, dass er die Kinder der Bürger mit seiner Pfeife an sich lockte und mit ihnen dann auf Nimmerwiedersehen verschwand.

Die Sage tritt erstmals um die Mitte des 15. Jahrhunderts auf, beruft sich aber auf einen 1284 bezeugten „Auszug der hämelschen Kinder“. Man nimmt heute an, dass im Zuge der Ostkolonisation adelige Grundherren, die im neuen Osten des Reiches umfangreichen Grundbesitz innehatten, in Hameln unternehmenslustige Jungbürger anwarben, um diese in der Urbarmachung des verwilderten Landes einzusetzen. Die Brüder Grimm haben als Quellen ein Werk von N. Kirchmayer „Vom unglücklichen Ausgang der hamelschen Kinder“ benützt, das 1702 in Dresden und Leipzig erschienen war. In der Grimmschen Fassung lautet die Sage in ihrem Kern so:

Die Kinder zu Hameln#

Sage#

Rattenfänger
Rattenfänger
Foto: G. Jontes, unter CC BY 4.0

Im Jahr 1294 ließ sich zu Hameln ein wunderlicher Mann sehen. Er hatte einen Rock von vielfarbigem bunten Tuch an, weshalben er Bundting soll geheißen haben, und gab sich für einen Rattenfänger aus, indem er versprach, gegen ein gewisses Geld die Stadt von allen Mäusen und Ratten zu befreien. Die Bürger wurden mit ihm einig und versicherten ihm einen bestimmten Lohn. Der Rattenfänger zog demnach ein Pfeifchen heraus und pfiff, da kamen alsobald die Ratten und Mäuse aus allen Häusern hervorgekrochen und sammelten sich um ihn herum. Als er nun meinte, es wäre keine zurück, ging er hinaus, und der ganze Haufen folgte ihm, und so führte er sie an die Weser; dort schürzte er seine Kleider und trat in das Wasser, worauf ihm alle folgten und hineinstürzend ertranken.

Nachdem die Bürger aber von ihrer Plage befreit waren, reute sie der versprochene Lohn, und sie verweigerten ihn dem Manne unter allerlei Ausflüchten, sodass er zornig und erbittert wegging. Am 26. Juni auf Johannis- und Paulitag, morgens früh sieben Uhr, nach andern zu Mittag, erschien er wieder, jetzt in Gestalt eines Jägers, erschrecklichen Angesichts, mit einem roten, wunderlichen Hut, und ließ seine Pfeife in den Gassen hören. Alsbald kamen diesmal nicht Ratten und Mäuse, sondern Kinder, Knaben und Mägdlein vom vierten Jahr an, in großer Anzahl gelaufen, worunter auch die schon erwachsene Tochter des Bürgermeisters war. Der ganze Schwarm folgte ihm nach, und er führte sie hinaus in einen Berg, wo er mit ihnen verschwand. Dies hatte ein Kindermädchen gesehen, welches mit einem Kind auf dem Arm von fern nachgezogen war, darnach umkehrte und das Gerücht in die Stadt brachte. Die Eltern liefen haufenweis vor alle Tore und suchten mit betrübtem Herzen ihre Kinder, die Mütter erhoben ein jämmerliches Schreien und Weinen. Von Stund an wurden Boten zu Wasser und Land an alle Orte herumgeschickt, ob man die Kinder oder auch nur etliche gesehen, aber alles vergeblich. Es waren im ganzen hundertunddreißig verloren. Zwei sollen, wie einige sagen, sich verspätet und zurückgekommen sein, wovon aber das eine blind, das andere stumm gewesen, also dass das blinde den Ort nicht hat zeigen können, aber wohl erzählen, wie sie dem Spielmann gefolgt wären; das stumme aber den Ort gewiesen, ob es gleich nichts gehört. Ein Knäblein war im Hemd mitgelaufen und kehrte um, seinen Rock zu holen, wodurch es dem Unglück entgangen; denn als es zurückkam, waren die andern schon in der Grube eines Hügels, die noch gezeigt wird, verschwunden.