Das Jahr der Maria Theresia#
2017 wäre Maria Theresia 300 Jahre alt geworden. Sie war die einzige Herrscherin der Habsburger.#
Von der Wiener Zeitung (Sonntag, 8. Jänner 2017) freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Von
Arian Faal
Wien. Was für ein erhabener Blick. Erhaben über die Männer Europas, ihre Untertanen und auch über die Jahreszeiten. Majestätisch und unbeirrt blickt sie in der Wiener City am ihr gewidmeten Platz auf die tausenden Touristen, die jährlich zu ihrem Denkmal kommen und ihre mythenumwobene Erscheinung bewundern: Die Rede ist von Maria Theresia, die heuer ihren 300. Geburtstag (13. Mai 1717) feiert und mittels einer großen Sonderschau unter dem Titel "300 Jahre Maria Theresia: Strategin - Mutter - Reformerin" gewürdigt wird (die "Wiener Zeitung" berichtete). Doch wer war diese Frau, die gleichzeitg mit Giacomo Casanova, dem größten Liebhaber aller Zeiten, Baron Münchhausen, Leopold Mozart, Benjamin Franklin und Friedrich II. lebte, wirklich?
Auf den Spuren von Maria Theresia wird man schnell fündig, denn ihr Erbe ist vielschichtig: Die gute, alte Favorita etwa, jenes Schloss, das heute als Stiftung Theresianische Akademie, oder kurz Theresianum, als eine der besten Schulen Österreichs der lebendige Nachlass ihrer wichtigsten Reform, der Einführung der Schulpflicht ist. Oder die heute noch älteste existierende Militärakademie der Welt in Wiener Neustadt, die sie ebenfalls gründete und die sie heuer im Rahmen der Maria-Theresien-Gespräche, einer Diskussionsreihe mit berühmten Persönlichkeiten, die über das Weltgeschehen sinnieren, würdigt.
Galt zu Lebzeiten als "Medienstar"#
Fest steht, dass sie schon zu Lebzeiten als "Medienstar" galt und so oft wie kaum eine Habsburgerin abgebildet wurde. Als sie 1740 - nachdem ihr Vater Karl VI. plötzlich gestorben war - als erste und einzige Frau den österreichischen Thron bestieg, war die Habsburgerin erst 23 Jahre alt und stolze Mutter von drei Kindern. Dreizehn weitere (insgesamt hatte sie 11 Töchter und 5 Söhne, aber nur zehn erreichten das Erwachsenenalter) sollten hinzukommen, denn sie war durch und durch ein Familienmensch und hatte diesbezüglich auch Glück. Denn die Ehe mit ihrem Gatten, Franz I. Stephan von Lothringen, war - und das ist nicht selbstverständlich im Hause Habsburg - eine Liebesheirat. Zeit ihres Lebens hatte Maria Theresia Lieblinge, sowohl beruflich als auch privat. Maria Christina etwa galt als ihr Lieblingskind, und so erlaubte sie ihr, sich als einziges ihrer Kinder den Ehepartner selbst auszusuchen. Umso bemerkenswerter ist dieser Umstand, da im Hause Habsburg Ehen stets zum Wohle der Dynastie abgeschlossen werden sollten und nicht aus persönlichen Beweggründen (Heirats- und Hausmachtspolitik des Hauses Habsburg).
Eine Kaiserin, die keine war#
Obwohl selbst nie zur Kaiserin gekrönt, wurde Maria Theresia immer als "Frau Kaiser" angesprochen. Nur die wenigsten wissen, dass eigentlich ihr Mann der offizielle Herrscher war, doch die Hosen hatte sie an und führte die Regierungsgeschäfte ausschließlich selbst. Als ihr Mann 1765 starb, trug die Witwe, die sich auch als oberste Hüterin der Sittlichkeit und Moral sah, nur noch Schwarz. Neben der Schulpflicht ist auch die Verbreitung der Kartoffel als Grundnahrungsmittel, die Gründung des Burgtheaters und der Porzellanmanufaktur Augarten und zahlreicher Schlösser ihr zuzuschreiben.
Maria Theresia Tour im Schloss Schönbrunn#
Das Schloss Schönbrunn bietet anlässlich des 300. Geburtstages der Herrscherin eine eigene Maria-Theresia-Tour direkt in ihren Schönbrunner Gemächern an. Der Rundgang führt durch das Privatappartement der Kaiserin Maria Theresia im Erdgeschoß, das sie als Witwe nach dem Tod ihres geliebten Gemahls Franz Stephan von Lothringen im letzten Lebensjahrzehnt (1770er Jahre) bewohnte.
Diese Räume zeigen eine - in der europäischen Schlossarchitektur einzigartige - Ausstattung mit Landschaftsmalereien des böhmischen Malers Johann Wenzel Bergl, die (visuell) von exotischen Landschaften bis hin zum konstruierten Garten führen. Außerdem können die wichtigsten mariatheresianischen Repräsentationsräume in der Beletage besichtigt werden: Große und Kleine Galerie, Karussellzimmer und Zeremoniensaal. Die Große und die Kleine Galerie zählen mit ihrer Polierweißwandfassung, dem üppigen Golddekor und mit den Deckenfresken des italienischen Malers Gregorio Guglielmi zu den bedeutendsten Festsälen des europäischen Rokoko.
Das Karussellzimmer und der Zeremoniensaal, ebenfalls im typisch mariatheresianischen Weißgolddekor, zeigen großformatige, in die Wandvertäfelung eingelassene Gemälde, die bedeutende Ereignisse der Regierungszeit Maria Theresias in unglaublicher Detailgenauigkeit dokumentieren.
Die Maria Theresia Tour im Schloss Schönbrunn findet von 15. März bis 29. November 2017 jeweils Samstag und Sonntag um 10.30 Uhr (englisch) und um 14.30 Uhr (deutsch) Eintrittspreis: 15,80 Euro (Erwachsene) bzw. 9,70 Euro (Kinder). Dauer: 40 min.
Alle weiteren Informationen zur Sonderausstellung und zum Jubiläumsjahr finden Sie unter http://www.mariatheresia2017.at