Der Postmeister und der Windgott #
In den ältesten Teil von Erzherzog Ferdinands Schloss Ambras bei Innsbruck ist neuerdings die Post eingezogen. In Form von Porträts aus der Familie der Taxis-Bordogna, die ehemals das Postwesen im südlichen Tirol und Trentino kontrollierten. #
Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: DIE FURCHE (Donnerstag, 3. Jänner 2013)
Von
Edith Schlocker
Die Post ist da! Trari, trara“, heißt es neuerdings auf Schloss Ambras, der ehemaligen Residenz des kunstsinnigen Tiroler Landesfürsten Erzherzog Ferdinand II., eines Urenkels des noch kunstsinnigeren Kaisers Maximilian I., der um 1500 die „Post“ in seinem Reich eingeführt hat. Primär um seine persönliche Korrespondenz rasch an die diversen europäischen Fürstenhöfe transportieren zu können. Die Durchführung seines Vorhabens legte er in die bewährten Hände der Familie Taxis, die bis 1769 das Monopol auf dieses einträgliche Geschäft innehatte. Bis Maria Theresia – nicht zum Schaden der Taxis – die Post verstaatlichte, ihre Strukturen vereinheitlichte.
Schenkung #
Vor zwei Jahren kamen durch eine großzügige Schenkung von Carlos Tasso de Saxe-Coburgo e Braganca zehn Porträts von Postmeistern aus der Familie Taxis-Bordogna und Valnigra in den Besitz des Kunsthistorischen Museums. Und da es sich bei den Bildnissen um die von Postmeistern jenes Zweiges der weitverzweigten Familie der Taxis handelt, die in Südtirol bzw. im Trentino für das Transportwesen zuständig waren, wurde Ambras als Ausstellungsort erkoren.
Porträts von acht Postmeistern und zwei Postmeisterinnen aus der Mitte des 16. bis späten 18. Jahrhundert schmücken nun das Schloss. Gemalt von soliden lokalen Meistern, wobei das von einem Künstler aus dem Umkreis von Giovanni Battista Moroni (1525–1578) stammende Bildnis von Lorenz I. Bordogna von Taxis sowie das rund 250 Jahre jüngere, von Johann Baptist von Lampi (1751–1830) von Maria Anna von Taxis- Bordogna und Valnigra gemalte, sich künstlerisch von den übrigen deutlich abheben. Es handelt sich um durchwegs repräsentative Bildnisse, die Porträtierten zeigend in ihrem adeligen Selbstverständnis bzw. Prestige, das ihnen ihre Funktion verlieh. Auch den zwei Damen der kleinen Ahnengalerie, die zwar formal nicht die Funktion einer Postmeisterin erfüllen konnten, de facto als Statthalterinnen für ihre unmündigen Kinder dies aber sehr wohl taten.
Obwohl das europäische Postwesen eng mit dem Namen der Familie Taxis verbunden ist, ist sie keineswegs deren Erfindung. Bereits im antiken Rom gab es so etwas wie eine Post, vergleichbar dem effizienten Botenwesen, das sich im Mittelalter in den oberitalienischen Stadtstaaten und Fürstentümern entwickelte. Besonders ausgeklügelt war das der Republik Venedig, das ab dem 14. Jahrhundert als eine Art Aktiengesellschaft betrieben wurde.
Einige ihrer Aktionäre stammten aus der Familie der Tasso – später Taxis – und der Bordogna. Die durch die Heirat von Bonus von Bordogna mit Elisabeth von Taxis und der Geburt von Lorenz I. das Geschlecht der Bordogna von Taxis begründeten. Das mitteleuropäische Postwesen war von alters her ein kaiserliches Lehen, das zunächst jährlich bestätigt werden musste. Um im 16. Jahrhundert zu einem erblichen und höchst einträglichen Amt zu werden. Besonders seit es den Taxis erlaubt war, auch private Briefe zu befördern.
Verlässlich und schnell #
Die das gesamte Heilige Römische Reich und darüber hinaus bedienende Post der Taxis war ein Synonym für Verlässlichkeit und Schnelligkeit. Wobei Letzteres eine sehr subjektive Sache war. Brauchte es doch ganze sechs Tage, bis etwa die Nachricht vom Tod von Maximilian I. Buda erreichte und elf Tage, bis sie in Rom eintraf.
Die Ambraser Ausstellung zeigt neben den Postmeisterporträts aber auch Exponate wie ein Posthorn, das noch immer das Logo der Post ist und in früheren Zeiten jedes Stadttor zu jeder Tages- und Nachtzeit öffnete. Wie schmuck im Gegensatz zu heute die Postillons ehemals gewandet waren, ist ebenso zu sehen wie ein Verzeichnis der „Post-Straßen“, ein Siegelstempel bzw. Adelsdiplom der Bordogna von Taxis. Die enge Verbindung zwischen Ferdinand II. und den Postmeistern dokumentiert die Handschrift, die anlässlich der 1580 in Innsbruck Gefeierten Kolowrat-Hochzeit entstanden ist, wo Ludwig Bordogna von Taxis als Gott der Winde auf einem von schnaubenden Greifen gezogenen Wagen sitzt.