Welt, Wildnis, Kunst (Aktuell)#
(Kleines Protokoll eines Ausbleibens kulturpolitischer Konsequenzen)#
Von Martin Krusche#
Hier eine Angelegenheit, die sich aus der lokalen Praxis des Kulturbetriebs ableiten ließ. Es ist ein aktuelles Fazit, das den Anlaß ergab, die Leiste „Welt, Wildnis, Kunst“ (Eine Erzählung in einzelnen Werken und Episoden) im Austria-Forum umzuwidmen. Das macht anschaulich, wie treffend die Beschreibung des komplementären Trios sein mag:
- Gundlagenarbeit
- Regelbetrieb und
- Archive der Kultur
Dieser gedankliche Triptychon ergab sich für mich aus der „Fürstenfeld-Session“, in der ich klären wollte, wie sich einige wesentliche Interessenslagen unter regionalen Kunst- und Kulturschaffenden anordnen lassen. (Sie finden die entsprechenden Beiträge hier unter eben diesem Subtitel: „Die Fürstenfeld-Session“.)
Im Anschluß nenne ich mein Gründe für diesen Schritt, nachdem kulturpolitische Konsequenzen bei den primären Kräften der Region (den Kunst- und Kulturschaffenden) ausgeblieben sind. Ich habe eine Ausstellung mit Werken von Joseph Beuys als tauglichen Anlaß eingeschätzt, einen Kunstdiskurs zu erleben, der sich nicht bloß sprachlich entfalten könnte, sondern auch mit anderen künstlerischen Mitteln geführt werden mochte. (So hätte ich mir kulturpolitische Konsequenzen an der Basis vorgestellt.)
Derlei ist aber nicht geschehen. Ein Zeichen Richtung „Von der Konsumation zur Partizipation“ blieb aus. Also konnten im Sommer 2022 zwar Beuys-Werke aus den Archiven der Sammler genutzt werden, um ein Event im Regelbetrieb umzusetzen, aber die anschließende Grundlagenarbeit für eine weiterführende Entwicklung, die sich darauf hätte stützen können, kam nicht zustande. Ergo ist der kulturpolitische Status quo im Raum Gleisdorf bisher unverändert.
Ich meine, das bedeutet, regionale Kunstschaffende, die etwa in Gleisdorf ausstellen möchten, setzen auf den Regelbetrieb und daß die öffentliche Hand dafür Mittel bereitstellt. Dabei bleibt die regionale Situation fast hermetisch geschlossen und selbstreferentiell. Die Tendenz: Kunstschaffende generieren ihre eigenen Archive der Kultur, die sie mit ihren eigenen Werken füttern, setzen dann auf den Regelbetrieb, um ein regionales Publikum zu finden, erwarten dabei von der Kommune, das zu unterstützen, möglichst zu finanzieren.
Da bliebe nun im Rahmen einer kulturpolitischen Debatte zu klären, ob ein Gemeinwesen diese Art Modus fördern soll, wonach die Kommune primär Serviceeinrichtung wäre, die (unter anderem) regionalen Kunstschafffenden Publikationsmöglichkeiten finanziert, um die Einheimischen mit einem Kulturprogramm zu unterhalten. Kann man machen, wäre aber eher ein Ausdruck von Stagnation, ohne jede Kraft, die Zunkunfstfähigkeit eines Gemeinwesens zu stärken. Oder ist es doch ganz anders? (Ab hier nun die kleine Fallschilderung.)
- Startseite: Kulturpolitik (Eine Debatte)
- Welt, Wildnis, Kunst (Eine Erzählung in einzelnen Werken und Episoden)
- Fotos: Martin Krusche
- Welt, Wildnis, Kunst (Eine Erzählung in einzelnen Werken und Episoden)
Welt, Wildnis, Kunst (Archiv)#
(Eine Erzählung in einzelnen Werken und Episoden)#
Ich habe einen Teil der ursprünglichen Startseite hierher verschoben, weil er sich auf einen Prozeß bezog, der sich nicht entwickelt hat. Ich war der Überzeugung gewesen, die Ausstellung etlicher Werke von Joseph Beuys könnte mindestens eine Debatte auslösen und zu einer Standortbestimmung in unserer Region beitragen. Ich mag die Annahme: „Provinz muß nicht provinziell heißen“. Wir sind prinzipiell in der Möglichkeit, der Gegenwartskunst abseits des Landeszentrums ebenso kompetent nachzugehen wie Zentrumsleute in Zentrumseinrichtungen.
Und warum der?#
Beuys ist eine prägnante Persönlichkeit des Kunstgeschehens der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er hat sich Weltrang erarbeitet, zugleich aber auch sehr problematische Seiten gezeigt. Die sehe ich zum Teil darin begründet, daß er – die gleiche Generation wie mein Vater – seine Kriegserfahrungen und das Trauma der lebensbedrohenden Verwundung ähnlich wie meine Leute behandelt hat; mit ideologischen Effekten in seine geistigen Fundamenten.Beuys hat in Debatten über Kunst und Kultur eine enorme Sachkenntnis entfalten können und etliche seiner Ansichten wurden sehr populär, wenngleich sie oft schlampig zitiert werden. Aber genau darin hat er etwas volkskulturelles, das ich interessant finde.
All das, so meinte ich, habe es geradezu unausweichlich gemacht, die Gleisdorfer Ausstellung zu nutzen, um sich dem Phänomen Beuys aktuell zuzuwenden, ihn quasi als Referenzpunkt zu betrachten, von dem aus wir klären können, worauf wir heute den Begriff Kunst beziehen wollen. Das war eine Fehleinschätzung.
Ich hatte angenommen, es könnte Debatten geben, aber es wäre auch mit künstlerischen Arbeiten auf solche Anregungen zu reagieren. Das hätte bedeutet: Kunst- und Kulturschaffende gehen bewußt von der Konsumation zur Partizipation. Sieht man von einigen vereinzelten Momenten ab, bleibt festzustellen: Nichts dergleichen ist geschehen. Also habe ich „Beuys 101“ (Eine Erzählung in Momenten und Episoden) hier abzuschließen und das „Framing“ jener Leiste, die ich behalten möchte, zu ändern.
Titel und Zweck bleiben bestehen, werden aber umgewidmet: „Welt, Wildnis, Kunst“ (Eine Erzählung in einzelnen Werken und Episoden). Wir können Beuys also nun hinter uns lassen. Ich hab mit „Fahrenheit reloadet“ ohnehin einen regionalen Themenrahmen samt seinen überregionalen Verknüpfungen, in dem weigeführt werden kann, was hier begonnen wurde. Der folgende Ansatz ist alter Textbestand der ursprünglichen Startseite des Projektes.
Archiv#
Die Ausstellung „Joseph Beuys – 101“ wurde im Sommer 2022 zu einem Angelpunkt für Debatten und konkrete Schritte, deren Umfeld ich verdeutlichen möchte. Es gibt eine konkrete Vorgeschichte, die sich unter anderem in Werken ausdrückt. Einiges entstand bei der Vernissage im Juli 2022, etliches wird folgen. (…)(…) Ich unterscheide hier zwei Genres. Das eine ist künstlerische Praxis, das andere ist Wissens- und Kulturarbeit. Diesseits der Diskursebene, in der realen sozialen Begegnung, ist die klare Unterscheidung dieser Genres nicht vorrangig. Da geht es mir primär um einen Fluß der Gedanken im Zusammenhang mit Wahrnehmungserfahrungen. Der Gesamtzusammenhang ist in „Beuys 101“ (Eine Erzählung in Momenten und Episoden) gebündelt.
Postskriptum#
Das Wort-Trio „Welt, Wildnis, Kunst“ ergab sich aus meiner Zusammenarbeit mit Fotograf Richard Mayr als ein knapp gefaßter Begriffs-Bogen, in dem jene Komplexität Platz haben muß, die mich derzeit beschäftigt.Die alten Querverweise#
- Beuys 101 (Eine Erzählung in Momenten und Episoden)
- Die Vernissage: Erweiterte Kunstbegriffe (Zur 2022er Ausstellung in Gleisdorf)