Notiz 054: G-Wagen im Kampfgewand#
von Martin KruscheIn Bruce Springsteen’s Song „Jungleland“ heißt es an einer Stelle: „The midnight gang's assembled and picked a rendezvous for the night“… Klassisch! Zum Beispiel: August 2019. Das „Saturday Night Cruising“, zu dem Micky Tieber, Frontman der „Alltagsklassiker“, gerufen hatte. Ich war mit Marketing-Fachmann Norbert Gall unterwegs; im nicht gerade alten Lexus ES 300h.
Diesmal ist mir im Pulk dieser G-Wagen mit der fröhlichen Fresse aufgefallen. Ein markantes Motiv, das ich in der G-Klasse hier zum ersten mal gesehen hab.
Im Zweiten Weltkrieg waren vor allem die amerikanischen Curtis Kittyhawks, Warhawks und die Mustangs mit solchem Dekor versehen, aber auch die zweimotorige Messerschmitt BF 110 der Nazi.
Die Haifisch-Gebisse findet man freilich schon bei Flugzeugen des ersten Weltkriegs. In jüngerer Vergangenheit reißt der Tank Buster (die A-10 Thunderbolt) gerne auf solche Art das Maul auf. Oder zwischenzeitlich diverse Kampfhubschrauber, wie die Bell Cobra, die ab 1965 flog und zum Standardrepertoire des Vietnamkrieges gehörte. Daran erinnert die Bezeichnung HueyCobra. Bis in die Gegenwart werden Jagdflugzeuge auf diese Art dekoriert. (Auch russische MIGs kommen gelegentlich so daher.)
Bei Automobilen wird die Bissigkeit eigentlich vor allem durch Kühlergrills ausgedrückt. Aber in der Hot Rod-Szene kann man allemal derartige Gebiß-Dekors finden; zum Beispiel als Shark Paint Job. Man bekommt Shark Mouth Kits, die sich aufkleben lassen, auch fertig zu kaufen.
Die martialische Pose ist unmißverständlich. Andere bemühen sich mit klassischen Tarnanstrichen um einen Wow-Effekt bei ihrem Auftritt. Das geht gelegentlich schief, wie hier ein Foto zeigt.
Ich hab aus dem Kosovo zwei Aufnahmen mitgebracht, die zeigen, wie Profis ihre Dienstfahrzeuge lackieren lassen.
Der G-Wagen ist eben in seiner Genese ein militärisches Nutzfahrzeug. Solches Armee-Inventar wird mitunter Teil einer Pop-Kultur, wie es in meinen Teenager-Tagen die „Natojacken“ waren, Parkas, die wir mit Rangabzeichen, taktischen Zeichen und populärkulturellen Motiven beklebt und benäht haben.
Aber die G-Wagen sind früh im zivilen Leben angekommen. Ausgemusterte Militärfahrzeuge bewähren sich heute als Funcars. Das Dekorieren von Kriegsgerät hat freilich auch im Motorsport seine Entsprechungen gefunden. Da wie dort symbolisiert das Stärke, Wehrhaftigkeit und Tempo. Diese visuellen Codes sind längst auch auf unseren Straßen präsent. Siehe dazu: „Lackierte Kampfhunde“ (Jagdgeschwader in Bodennähe und ihre Dekors).