Notiz 008: Straßen werden überschätzt!#
von Martin KruscheEs sieht fast so aus, als müßte es für Lorenz Rohde und seine Freunde auf der Welt keine Straßen geben. Es geht ja auch so. Seit Daimler einen Panzerwagen mit Allradantrieb gebaut hat und Spyker einen Rennwagen mit 4WD in Gang setzte, ist ja viel probiert worden. Ist Ihnen die Zeitdimension klar?
Der Spyker 60 HP wurde 1903 präsentiert. Den Daimler hat Österreichs Kaiser Franz Josef anläßlich eines Manövers als unbrauchbar abgelehnt. (Nicht sein einziger und nicht ein größter Irrtum!)
Rohde hat sich offenbar mit ganz verschiedenen Dimensionen von Allrad-Fahrzeugen vertraut gemacht. Damit ist er nicht alleine. Aktuell erfahren wir: „dass unser diesjähriger Teamchef Gregor von den 4 bisher stattgefundenen ONE Trophys 3 auf Gs und Pinzgauern gewinnen konnte.“ (Das liest man als Puch zugeneigter Steirer natürlich gerne.)
Da kommen auch so Details wie: „Auf der ONE 2016 in der Ukraine ist er siegreich mit Richard gefahren, in Richards stärker verbessertem, straßenzugelassenen Pinzgauer 712 T mit Jeep Motor und Höherlegung, mit dem Richard schon mehrfach auf der Breslau Rally war.“ Da sind wir weder zimperlich, noch von einem „Reinheitsgebot“ belastet, es gab ja auch schon Haflinger mit Porsche-Motoren.
Beim 2018er Report macht natürlich schon der erste Satz neugierig: „Wie kommt man dazu, mit den kleinen Steyr Daimler Puch Haflingern Bj. 1964 und 1972 auf die ONE Trophy zu fahren?“ Ja, wie?
Das läßt sich nun im Web nachlesen. Die Leute kennen sich aus: „Richards Haflinger ist ein 703 APK. Also Haflinger mit langem Radstand, 180 cm. Das AP steht, wie bei allen Haflingern, für ‚Allrad Plattform’ und das ‚K’ für Kommunal, d.h. ein Haflinger zum Gehwegkehren, Schneeschieben, Streuen etc.“ (Kommunaler waren ja nur auf langen Chassis unterwegs, wenn auch nicht zwingend mit Polyester-Kabine.)
Der Bericht macht klar, daß man über Getriebedetails und die Übersetzung der Portalachsen das Gerät den eigenen Wünschen anpassen kann. Und das zweite Fahrzeug? „Meinen Haflinger habe ich zum 18. Geburtstag im Jahr 1991 von meinem Vater geschenkt bekommen, der Ihn selbst seit 1980 gefahren hatte und davor seit 1969 auch einen anderen Haflinger im Hobby Forstbetrieb, auf der Jagd und als Alltagsauto für die Botengänge in die Stadt hatte.“
Somit wird klar, wie es bei Rohde zu diesem Neigungsschwerpunkt gekommen ist. Da lese ich aktuell: „Seit Februar war mein Haflinger bei einem deutschen Puch Schrauber, der den Hafi für die tiefen Furten in der Ukraine wasserfest machen sollte…“, was sich gewiß gut lösen läßt.
Ein Grazer Haflinger-Enthusiast hat mir erzählt, wie man seinerzeit die Konkurrenz ins Grübeln brachte, indem man mit einem ganz normalen Fahrzeug durch Wasser bis über die Gürtellinie fuhr, ihn also komplett eintauchen ließ, was die Elektrik hinnahm. Der Schnorchel mußte freilich Atemluft sichern. Hinterher Kerzen putzen, Karre abtropfen lassen, weiter ging’s.
Gut, darauf wird man sich für diese Ausfahrt kaum verlassen haben: „Tiefere Wasserdurchfahrten und die Haflinger vertragen sich nicht wirklich aber auf dieser ONE Trophy gab es keine Probleme.“ Auf der Website des Team Saurer finden Sie einen detaillierten und umfangreichen Bericht von Lorenz Rohde mit zahlreichen Fotos: (Quelle)