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Notiz 018: Der Vergolder#

von Martin Krusche

Lorenz Rohde ist ein versierter Offroader. Er weiß mit sehr unterschiedlichen Fahrzeugen viele Arten von Unebenheiten zu bewältigen. Davon erzählt zum Beispiel Notiz 008: Straßen werden überschätzt! Er gab mit eben für die Arbeit an meinem Haflinger-Buch eine Anregung mit auf den Weg, die wohl kaum ignoriert werden kann: „Es gibt nichts Langweiligeres in einem Buch, als ein Bild mit einem Serien-Haflinger auf einem grünen Rasen.“

Bernd Höger individualisiert seine Haflinger. (Foto: Lorenz Rohde)
Bernd Höger individualisiert seine Haflinger. (Foto: Lorenz Rohde)

Ich hab nachgesehen, naja, kommt bei mir auch vor. Gut, ganz ohne Standard-Hafi geht es nicht, aber der läßt sich ja mit einer bunten Reisegesellschaft auf den Weg schicken. Dazu trug Rohde gleich etwas bei und sandte mit ein Foto mit „Bernd Höger aus Stuttgart. Genannt ‚Der Vergolder’. Weil er auch Bilderrahmen beruflich vergoldet. Er ist ein begnadeter, selbständiger Handwerker und der Fernreise 703 hört auf den Namen Hüflinger.“ Das ergab sich wegen der Notiz 015: Langstrecken-Haflinger von Martin Vormann.

Da kommt eines der Fahrzeuge von Höger vor, ein Unikat: der Hafi mit dem kubischen Aluminiumaufbau. Das Foto von Rohde zeigt eine Höger-Haflinger, der auf einen Pinzgauer gepackt wurde. Daran ist die adaptierte Plattform des Haflinger interessant. Der Einfüllstutzen des Tanks wurde seitlich herausgeführt, wodurch man die Ladefläche mit den individuellen Bordwänden viel sorgloser nutzen kann.

Kubismus a la Höger. (Quelle: „Thondorf“, Ausgabe 29)
Kubismus a la Höger. (Quelle: „Thondorf“, Ausgabe 29)

Sollte man das als eine Schwachstelle der sonst so gelungenen Ledwinka-Konstruktion deuten? (Voll beladen zu tanken ist kein Spaß.) Später wanderte der Tank ja von rechts hinten nach links vorne, wo der Einfüllstutzen unter dem Fahrersitz liegt, was das Befüllen unkompliziert macht.

Die Kombination beider Allrader erinnert daran, daß der Hafi ursprünglich nicht für die Langstrecke konzipiert war. So wird der Pinzgauer gewissermaßen zur Trägerrakete. Als ein Produkt des Kalten Krieges wurde der Haflinger in einem Österreich eingesetzt, das keine Mittel und Möglichkeiten hatte, Streitkräfte zu motorisieren, die sich einer modernen Großarmee hätten stellen können.

Der Hafi diente dem, was General Emil Spannocchi als „Verteidigung ohne Selbstzerstörung“ zur sogenannten „Spannocchi-Doktrin“ formuliert hatte. Territoriale Raumverteidigung im Rahmen einer umfassenden Landesverteidigung. Das meint hauptsächlich: Soldaten werden dort eingesetzt, wo sie zuhause sind.

In Japan würde das vermutlich „Daisho“ heißen, was dort ein Schwerterpaar meint, also etwa Langschwert und Kurzschwert. (Foto: Lorenz Rohde)
In Japan würde das vermutlich „Daisho“ heißen, was dort ein Schwerterpaar meint, also etwa Langschwert und Kurzschwert. (Foto: Lorenz Rohde)

Sie wissen, wofür sie kämpfen und sie kennen sich vor Ort aus. Eine feindliche Armee würde beim Durchmarsch empfindlich gebremst und müßte vor allem um den Nachschub fürchten. Das verlangt nach Logistik im Kleinräumigen einer Alpenrepublik mit vielen Steilhängen. Ergo: Haflinger.

Das ist das vorrangige Feld des Haflingers gewesen, auch für die ersten Hauptkunden, die Armeen zweier neutraler Staaten (Österreich und Schweiz).

Nun gönnen sich zwar manche Enthusiasten gelegentlich auch sehr lange Touren mit dem Haflinger, wofür er – wie erwähnt – nicht konstruiert wurde, aber was Höger zeigt, scheint ein perfekter mobiler Zweitwohnsitz für Offroader zu sein; diese Kombination von Pinzgauer und Haflinger, zugleich die robuste Wand, an der man sich seinen Schlafplatz richten kann.