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60 Jahre Steyr-Puch 500#

Zum Jubiläum#

von Martin Krusche

Das wird ein interessantes Jahr. Die Pflege von rollendem Kulturgut hat hier eine bemerkenswerte Österreich-Deutschland-Verbindung. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Massenmotorisierung Europas einsetzte, da Automobile endlich allgemein erschwinglich wurden, gab es eine relativ kurze Phase, in der Kleinstautos auf dem Markt nachgefragt wurden.

Das Pucherl konnte aufgrund ursprünglicher Exportbeschränkungen der Steyr-Daimler-Puch AG erst gegen Ende dieser Ära in Deutschland ankommen, um da neben deutschen Produkten bloß noch eine geringe Rolle zu spielen, die bald von technischen Neuerungen und größeren Fahrzeugen überholt wurde.

Autor Martin Krusche (rechts) mit Ferdinand „Fredi“ Thaler, einem der alten Meister aus dem Grazer Puchwerk, nach einem Ausritt mit dem Puch G. (Photo: Archiv Krusche)
Autor Martin Krusche (rechts) mit Ferdinand „Fredi“ Thaler, einem der alten Meister aus dem Grazer Puchwerk, nach einem Ausritt mit dem Puch G. (Photo: Archiv Krusche)

Das macht freilich unser Puch-Schammerl (Schammerl = Schemel) heute so exklusiv. Sie werden sicher mehr alte Ferraris als Steyr-Puch 650 TR 2 gesehen haben, vom Imp 700 GT ganz zu schweigen.

Vor allem der standfeste Motor mit seiner erheblichem Leistungsreserve war, neben der Kühnheit einiger Fahrer, für bemerkenswerte Rennsporterfolge der Marke gut. Die verebbten zwar schließlich zwischen zwei britischen Ikonen, dem Mini und dem Big Healey, aber der Nimbus blieb.

Für exotisches Flair sorgt dann noch die Kombi-Version, der 700er. Bei der kleinen Langfuhre geht das Tor zur Welt der Nutzfahrzeuge weiter auf. Dort steht dann eine Meisterleistung aus Graz-Thondorf, die Allrad-Plattform, der Steyr-Puch AP 700, genannt Haflinger.

Dieses Offroad-Wunder an Effizienz ist merklich eine Nummer kleiner als der kleinste Unimog, was wohl einen bescheidenen Preisvorteil ergab. Der Hafi ist fast nirgends zu bremsen, klettert noch über Passagen, bei denen größere Fahrzeuge zurückbleiben.

Daran erinnern wir uns, wenn sich nun eine spezielle Pressekonferenz zum 60. Mal jährt. Am 30.9.1957 hielten Richard Ryznar, Generaldirektor der Steyr-Daimler-Puch AG, und der Grazer Werksdirektor Wilhelm Rösche je einen Vortrag, um der Öffentlichkeit den neuen Kleinstwagen vorzustellen.

Die modifizierte Karosserie des Fiat Nuova 500 wurde mit Komponenten aus eigener Produktion versehen. So gelang es überdies einige Zeit, die Thondorfer Anlagen auszulasten, da der Umsatzrückgang auf dem Zweiradsektor kompensiert werden mußte.

Das Zweier-Werk, wie es neben dem Stammwerk von Altmeister Johann Puch besteht, war während des Krieges als Rüstungsbetrieb errichtet worden. Es wurde zum Rahmen der Arbeitswelt einer Generation von Hacklern (Arbeitern), deren Ethos und Arbeitsweisen heute weitgehend Sozialgeschichte sind. Was sie verkörpern, mag bei der Orientierung helfen, da wir uns auf dem Weg in eine Vierte Industrielle Revolution befinden, die fundamentale gesellschaftliche Umbrüche ankündigt.

Bild 'puch_60_02'
Bild 'puch_60_03'

Dieser Text erschien als Grußwort
im Heft "Thondorf" (2017),
herausgegeben vom
''Steyr Puch Freundeskreis''
mit Sitz in Hofheim/Frankfurt


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