Wo begegnen uns unscheinbare Erfindungen im Alltag?#
Hubert Weitensfelder
Täglich haben wir es mit einer Unzahl verschiedener Dinge zu tun. Schätzungen zufolge können Erwachsene 30.000 verschiedene Gegenstände voneinander unterscheiden; zwei Drittel davon stehen im alltäglichen Gebrauch. MancheObjekte sind im Lauf der Zeit aus unserem Leben verschwunden, zum Beispiel die Lichtputzscheren, früher ein wichtiges Requisit zum Reinigen von Kerzendochten. Andere, wie die „Post-it“-Notizzettel, sind vor einiger Zeit neu aufgetaucht.
Unscheinbare Gegenstände vermitteln bisweilen den Eindruck, sie seien immer schon da gewesen und hätten sich nie verändert. Das trifft mit Einschränkungen auf die Sicherheitsnadel zu, die bereits 1849 patentiert wurde und im Prinzip ihr Aussehen bewahrt hat, oder auf die Büroklammer, die ihre heutige Form in den 1930er Jahren erhielt.
Dass auch gewöhnliche Gebrauchsgegenstände Ziel von Verbesserungen sein können, fällt uns im Allgemeinen dann ein, wenn wir uns über sie ärgern, etwa über umständlich zu reinigende Knoblauchpressen oder Ringverschlüsse von Alu-Dosen, die beim Öffnen abbrechen.
Bei solchen Gelegenheiten tritt eine Gruppe von Menschen auf den Plan, die man als „Alltags-Erfinder“ bezeichnen könnte. Sie nehmen mangelnde Funktionstüchtigkeit zum Anlass, nach besseren Lösungen zu suchen. Zu den Ergebnissen solcher Überlegungen zählen zum Beispiel die Erfindung von Reißverschluss und Kugelschreiber.
Vorläufer des Reißverschlusses waren einfache Schließsysteme wie Knöpfe oder Ösen. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden vielfach Haken zur Kleiderschließung verwendet. Auf dieser Grundlage experimentierte der aus Schweden stammende Gideon Sundback in den USA mit Metallhaken auf einer Kette, die mit Hilfe eines Schiebers in gleichgeformte Haken auf einer anderen Kette griffen. Die Bestandteile eigneten sich gut für die Massenproduktion, und 1913 reichte Sundback ein Patent auf einen Reißverschluss ein. DieVerschlüsse wurden zunächst für Fliegermonturen und Rettungswesten verwendet. Zum Zweck besserer Bewerbung erhielten sie 1923 die Bezeichnung „Zipper“ und verkauften sich alsbald in großer Zahl.
Noch jüngeren Datums ist der Kugelschreiber, ein Schreibstift mit einer beweglichen Kugel an der Spitze; zu seinen Erfindern zählten um 1940 der ungarische Journalist László Bíró und sein Bruder. Ein großes Problem war die gleichmäßige Zufuhr von Tinte zur Spitze des Geräts, um ein gleichmäßiges Schriftbild zu gewährleisten. Zu den weitgehend unbekannten Pionieren dieser Methode zählte der aus Wien stammende Techniker Friedrich Schächter; er entwickelte mit dem Amerikaner Paul C. Fisher einen Kugelschreiber, der im schwerkraftlosen Raum funktioniert und daher auch auf Weltraummissionen gute Dienste leistet.
Dieser Essay stammt mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus dem Buch: