Dr. Karl Renner-Museum für Zeitgeschichte#
2640 Gloggnitz/Niederösterreich, Rennergasse 2
2640 Gloggnitz, Rennergasse 2
In der von Dr. Karl Renner während seines Hausarrests in der NS-Zeit bewohnten Villa wurde eine aus vier Teilen bestehende Dauerausstellung eingerichtet: Die Biographie (vom Bauernsohn zum Bundespräsidenten) - vom Vielvölkerstaat zur EU - Schicksale zwischen 1934 und 1955 - die letzen Kriegstage im Semmeringgebiet. Mit relativ bescheidenen Mitteln gelang es den Schöpfern des Museums, dem Historiker Siegfried Nasko und dem Architekten Gotthard Fellerer, die Besucher auch emotional anzusprechen - so ist das Renner-Museum gewissermaßen ein "Haus der Geschichte" in nuce.
"Geschichte sollte nicht nur durch das Zusammentragen von Archivalien vermittelt werden, sondern als Erlebnismuseum, das Einblicke in die Phänomene, Konflikte und Spannungen der letzten acht Jahrzehnte auf spannende, multimediale und virtuelle Weise nachvollziehbar und einsichtig gestaltet."
Schon am Beginn schreckt der Besucher unter einem Schuss zusammen und sieht die aufleuchtenden Totenmasken des Thronfolger-Ehepaares, das in Sarajevo ermordet wurde. Er hört auf der düsteren "Stiege des Todes" den
Schlachtenlärm des Ersten Weltkrieges und steht wie Karl Renner bei den Verhandlungen des Staatsvertrages von Saint Germain vor verschlossenen Türen.
Sprechende Objekte vermitteln den traurigen und durch heftige Spannungen geprägten Alltag der Ersten Republik. Dann findet sich der Besucher vor einem riesengroßen Volksempfänger, der die NS-Propaganda verbreitet und sich in einen beängstigenden Luftschutzkeller verwandelt, der unter heulenden, herabstürzenden Bomben und dem Zerbersten der getroffenen Häuser erzittert. Vorbei an Figls Steirerrock und Renners Gehstock erfährt man vom Staatsvertrag, von Ungarn 1956 und der Tschechenkrise 1968. Die Hainburger Au ist genauso Thema wie der EU-Vertrag mit der dazugehörigen Füllfeder Franz Vranitzkys, das Stacheldraht-Relikt des Eisernen Vorhangs aus dem Besitz von Alois Mock und die Zeichnung eines kroatischen Kriegsgefangenen aus einem serbischen KZ. Am Ende stürzt vor dem Besucher eine mächtige, trennende Mauer ein, und er wird gleichsam in ein vereintes Europa ohne Grenzen hineingezogen.
Bilder © Dr. Karl Renner-Museum für Zeitgeschichte, Gloggnitz
Redaktion & Fotos: Peter Diem