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Der "Unvollendete" - Tragik und Schicksal des Österreichers#

Ist es wirklich ein besonderes Kennzeichen Österreichs, ja geradezu ein Symbol dieses Landes, dass so viele Talente unerkannt und so viele Projekte unvollendet geblieben sind? Oder dass es Zukunftsvorstellungen gab, die man heute als "Realutopien" bezeichnen würde?

--> Der österreichische Schriftsteller und Verleger Willy Lorenz (1914-1995) meint in seinem 1979 erschienenen Bändchen A.E.I.O.U.:
"Es gibt eine tiefe Tragik des Österreichers. Sie besteht darin, daß er keinen Mut zu sich selbst hat, kein Vertrauen zu seinen Fähigkeiten, und deshalb die Talente, die ihm verliehen wurden, nur mangelhaft und in geringem Maße auswertet. Oft müßte der Österreicher nur noch einen letzten, einen allerletzten kleinen Schritt tun, um sein Werk zu vollenden. Aber fast nie geht er diesen einen letzten Schritt. Auf den es fast immer ankommt. Und so bleibt er der vollendete Unvollendete."

--> Und schon Franz Grillparzer schrieb:
Das ist der Fluch von unserm edeln Haus:
Auf halben Wegen und zu halber Tat
Mit halben Mitteln zauderhaft zu streben.
Ja oder nein, hier ist kein Mittelweg.

Beipiele:#

Der Wiener Stephansdom - nur der Südturm fertiggestellt
Die Wiener Ringstraße - endet beim Ringturm
Die Neue Hofburg- nur ein Flügel gebaut
Das Stift Klosterneuburg - nur ein Viertel errichtet
Das Neugebäude - ein unvollendetes Renaissanceprojekt
Das Schloss Schönbrunn - 2. Entwurf nicht ganz fertiggestellt.
Das Gebäude der Nationalbank von Leopold Bauer - nur das "Hinterhaus" (als Notendruckerei geplant) wurde fertiggestellt.
Das Schützenhaus am Donaukanal- es wurde nie als Wehr verwendet
Der Wiener Neustädter Kanal - Wien-Triest?
Der Donau-Oder Kanal - Wien-Oberschlesien?
Das Schlachtschiff "Viribus Unitis" - am 20.6.1911 getauft, praktisch nicht eingesetzt und am 1.11.1918 im Hafen von Pula von Tauchern versenkt.
Das Wiener Riesenrad - nur jeder zweite Waggon ergänzt
Die Pressburger Bahn - endet bei Wolfsthal
Die Aspangbahn - sollte bis nach Saloniki führen
Das Autobahn-Netz - Wien-Prag?
Die Weltausstellung "Wien-Budapest" - für 1995 geplant
1915: Eine Ruhmeshalle auf dem Burgstall vor dem Leopoldsberg (Döblinger Extrablatt Nr. 16, Seite 32)
Kernkraftwerk Zwentendorf (1969-1971)

Franz Schubert - Symphonie Nr. 8, die "Unvollendete"
Ludwig van Beethoven - 10. Symphonie

Josef Ressel - Erfinder der Schiffsschraube
Peter Mitterhofer- Erfinder der Schreibmaschine
Josef Madersperger - Erfinder der Nähmaschine
Siegfried Marcus - Motorwagen von 1870 im Fallbeil-Design
Wilhem Kress - Erster Motorflug 1901

Robert Musil - "Der Mann ohne Eigenschaften"
Jura Soyfer - Kulturkritker (1912-1938)
Egon Schiele - "Hockendes Frauenpaar"

Am 2. 12.1848 in Olmütz zum Kaiser promulgiert, ließ sich Franz Josef I. zwar zum ungarischen König krönen (8. 6.1867, Budapest), nicht aber zum böhmischen.
Ein föderalisiertes Großösterreich - František Palacký: Österreichs Staatsidee (1866)
Die Monarchie als Vorbild eines Vereinten Europas - Popovici: Die Vereinigten Staaten von Großösterreich (1906)

Karl Renners politische Schriften - "Österreichs Erneuerung" (1916/17)
Der parafaschistische "Bundesstaat Österreich" (1934-1938) - nur zwei von sieben geplanten "Kammern" wurden eingerichtet

Als offizielle Insignien des neuen österreichischen Kaiserreiches, das die gesamten Erblande und Königreiche der Habsburger umfasste, wurden die als "Hauskrone" geschaffene Krone Kaiser Rudolfs II. (1552-1612) sowie der Reichsapfel und das Zepter seines Bruders und Nachfolgers Matthias (1557-1619) gewählt. Durch ihr Alter und ihre Symbolik sollten diese Insignien Elemente aus der Tradition des Heiligen Römischen Reiches auf das neue habsburgische Kaisertum übertragen. In dieser Absicht wurde ja auch der kaiserliche Doppeladler weitergeführt. Eine formelle Krönung des österreichischen Kaisers mit den neuen/alten Insignien war zwar vorgesehen, wurde aber nie vollzogen.