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Nach 1918
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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91 Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 vieles war noch lange nicht in trockenen Tüchern.383 Anfang September sprach die österreichische Botschaft in Moskau „von faktisch permanenten Verhand- lungen“ zwischen der Bundesrepublik und der Sowjetunion, bei denen bis zum letzten Augenblick offene Fragen, die mit hohen Kosten verbunden waren, zu klären blieben.384 Das Verhandlungstempo war beeindruckend. Der „Einigungsvertrag“ über die politischen und rechtlichen Aspekte der deutschen Einheit zwischen der Bundes- republik und der DDR war am 31. August unterzeichnet worden, beim vierten „Zwei-plus-Vier“-Außenministertreffen am 12. September in Moskau folgte der „Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland“ und bereits am 13. September 1990 wurde der deutsch-sowjetische Vertrag über „gute Nach- barschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit“ paraphiert. Bonn und Moskau hatten sich in diesem vor allem ein wechselseitiges Neutralitätsversprechen im Falle eines Angriffs von dritter Seite gegeben, was bemerkenswert war, zumal Sicherheitsgarantien für die sowjetische Deutschlandpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg immer wichtig waren.385 Nachdem in der Substanz des Vertrags alle Fragen gelöst und für die Sowjetunion zufriedenstellende wirtschaftliche Gegen- leistungen absehbar waren, gelang es Außenminister Genscher, „auch noch die sowjetische Zustimmung zur Suspendierung der alliierten Rechte und Vorbehalte für Berlin und Deutschland ab dem Datum der deutschen Vereinigung zu errei- chen“.386 Die Westabteilung des Ballhausplatzes sah damit die „politischen Ziele der Bonner Regierung, die Verwirklichung der deutschen Einheit unter Beibe- haltung der Westbindung, […] bei Gewährung nur geringfügiger politischer Zu- geständnisse“ als erreicht an.387 Die Ostabteilung des Ballhausplatzes wertete „die  – aus einer Position der relativen Schwäche  – erzielten Regelungen“ als „bedeutende[n] Erfolg der sowje- tischen Außenpolitik“. Nach Ansicht Sucharipas hatte die Sowjetunion „für aus ihrer Sicht verhältnismäßig geringe (weil mittelfristig praktisch unvermeid- liche)  Konzession eine hohe Abgeltung“ erhalten „und gleichzeitig ihre Position in Europa“ gestärkt, worin er Gorbatschows „(vermutlich letzte)  Chance“ sah, die Sowjetunion „unter der Bedingung eines geordneten Übergangs zu Markt- wirtschaft und Föderalismus  – weitgehend zusammenzuhalten“. Zudem ent- 383 Siehe Dok. 167. 384 Siehe Dok. 169. 385 Gesetz zu dem Vertrag vom 9. November 1990 über gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit, zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialisti- schen Sowjetrepubliken vom 31. Mai 1991, siehe darin Artikel 3: „Sollte eine der beiden Seiten zum Gegenstand eines Angriffs werden, so wird die andere Seite dem Angreifer keine mi- litärische Hilfe oder sonstigen Beistand leisten und alle Maßnahmen ergreifen, um den Kon- flikt unter Anwendung der Grundsätze und Verfahren der Vereinten Nationen und anderer Strukturen der kollektiven Sichehrheit beizulegen“, Bundesgesetzblatt 1991, II, Nr. 15. 386 Siehe Dok. 171 387 Siehe Dok. 170.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Title
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Subtitle
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Editor
Michael Gehler
Maximilian Graf
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Location
Göttingen
Date
2018
Language
German
License
CC BY-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35587-5
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
792
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
  2. I. Vorbemerkungen 7
  3. II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
    1. 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
    2. 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
    3. 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
    4. 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
    5. 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
  4. III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
    1. 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
    2. 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
    3. 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
    4. 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
    5. 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
    6. 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
    7. 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
    8. 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
  5. IV. Editorische Vorbemerkungen 99
    1. Verzeichnis der Dokumente 103
    2. Dokumente 111
    3. Abkürzungsverzeichnis 723
    4. Literaturverzeichnis 731
    5. Personenregister 735
    6. Sachregister 773
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