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5.12.1985: Abschlussbericht Botschafter Pahr Dok. 2
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Das Triumvirat Brandt,3 Vogel4 und Rau5 und das spektakuläre Ausscheiden
Wischnewskis6 aus dem Parteivorstand oder die Suche nach einem Mandat bei
den kommenden Bundestagswahlen für Apel7 und Koschnick8 sind sichtbare Zei-
chen dafür.
Kohl9 ist sowohl als Bundeskanzler als auch als Parteiführer wohl in den Me-
dien sehr umstritten, innerhalb der CDU ist seine Stellung zumindest nach außen
fest. Trotzdem deutet manches darauf hin, dass es selbst nach für die Union er-
folgreichen Wahlen10 zu Veränderungen kommen könnte.
Der Wechsel von Genscher11 auf Bangemann12 ging scheinbar reibungslos vor
sich.13 Durch die unbestreitbaren Erfolge der FDP bei den letzten Wahlen wurde
die Stellung Bangemanns, der sich auch des deutlichen Wohlwollens Kohls und
Strauß’14 erfreut, gefestigt. Trotzdem ruht der Schatten Genschers nach wie vor
über ihm.
Strauß, der heute die CSU und damit Bayern mehr denn je fest in seinen Hän-
den hat, betrachtet die Probleme in den anderen Parteien insbesondere auch in-
nerhalb der CDU mit einer gewissen Schadenfreude.
3 Willy Brandt (SPD), Vorsitzender der SPD (1964–1987), siehe Personenregister mir
Funktionsangaben.
4 Hans-Jochen Vogel (SPD), Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion (1983–1991), siehe Per-
sonenregister mit Funktionsangaben.
5 Johannes Rau (SPD), Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen (1978–1998) und stell-
vertretender Vorsitzender der SPD (1982–1999), siehe Personenregister mit Funktionsangaben.
6 Hans-Jürgen Wischnewski (SPD), Mitglied des Parteivorstandes der SPD und des Parteipräsi-
diums (1970–1985) und SPD-Schatzmeister (1984/85). Differenzen mit dem Vorsitzenden der
SPD-Bundestagsfraktion Hans-Jochen Vogel führten 1985 zum Rücktritt als Schatzmeister
und zur Niederlegung des Sitzes im Präsidium und Vorstand der SPD, siehe Personenregister
mit Funktionsangaben.
7 Hans Apel (SPD), stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag
(1983–1988), siehe Personenregister mit Funktionsangaben.
8 Hans Koschnick (SPD), Mitglied des Bundesvorstands der SPD (1970–1991), siehe Personen-
register mit Funktionsangaben.
9 Helmut Kohl (CDU), Bundesvorsitzender der CDU (1973–1998), Bundeskanzler der Bundes-
republik Deutschland (1982–1998), siehe Personenregister mit Funktionsangaben.
10 Bei den Bundestagswahlen in der Bundesrepublik am 6. März 1983 erreichte die CDU / CSU
48,8 %, die SPD 38,2 %, die FDP 7,0 % und die Grünen 5,6 %. Die nächste Bundestagswahl fand
am 25. Januar 1987 statt. CDU / CSU kamen auf 44,3 %, die SPD auf 37,0 %, die FDP auf 9,1 %
und die Grünen auf 8,3 %.
11 Hans-Dietrich Genscher, Bundesminister für Auswärtiges und Vizekanzler der Bundesrepu-
blik Deutschland (1974–1992), siehe Personenregister mit Funktionsangaben.
12 Martin Bangemann (FDP), Bundesminister für Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland
(1984–1988) und Bundesvorsitzender der FDP (1985–1988), siehe Personenregister mit Funk-
tionsangaben.
13 Genscher war vom 1. Oktober 1974 bis zum 23. Februar 1985 Bundesvorsitzender der FDP.
1985 verzichtete er auf dieses Amt und übergab es an Bangemann. Ihm folgte 1988 Otto Graf
Lambsdorff (1988–1993).
14 Franz Josef Strauß (CSU), Ministerpräsident Bayerns (1978–1988), siehe Personenregister mit
Funktionsangaben.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Title
- Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
- Subtitle
- Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Editor
- Michael Gehler
- Maximilian Graf
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35587-5
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 792
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
- I. Vorbemerkungen 7
- II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
- 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
- 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
- 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
- 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
- 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
- III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
- 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
- 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
- 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
- 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
- 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
- 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
- 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
- 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
- IV. Editorische Vorbemerkungen 99