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18.1.1989: Gespräch Mock – Genscher Dok. 34
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Dok. 34: Gespräch Mock
– Genscher, Wien, 18.1.1989
Aktenvermerk, Gesandter Johann Plattner, Wien, 20. Jänner 1989, ÖStA, AdR, BMAA, II-Pol 1989, GZ. 750.04/
38-II.1/891
Abschluss der KSZE-Folgekonferenz in Wien; Gespräch mit AM Genscher (18.1.1989)
Der Herr Vizekanzler2 erläutert den derzeitigen Stand in der Frage „Petersberg“3
(Sowjetunion zur Zusammenarbeit – Umladen und Probeentnahmen – unter
Voraussetzung bereit, dass alle Anrainerstaaten die Durchfuhr genehmigen, Ge-
nehmigung Rumäniens noch ausständig)
AM Genscher weist darauf hin, dass sich der rumänische Außenminister kürz-
lich in dieser Frage konziliant gezeigt hätte.
1 Der Aktenvermerk über das Gespräche Mock – Genscher im Rahmen des Abschlusses des Wie-
ner KSZE-Folgetreffens wurde vom Leiter der Abteilung II. l, Gesandter Johann Plattner, am
19. Jänner 1989 erstellt und am 20. Jänner 1989 an die österreichischen Vertretungsbehörden
im Ausland gemäß Verteilerlisten „KSZE“ und „ARABIS“ zur dortigen Information über-
mittelt. Im BMAA nahmen die Abteilungen II.3, II.4 und III.3, Einsicht. Mock ließ Genscher
am 20. Jänner 1989 noch ein Dankschreiben zukommen. Erich Maximilian Schmid (für den
Bundesminister) an die österreichische Botschaft Bonn, Wien 20. Jänner 1989, ÖStA, AdR,
BMAA, II-Pol 1989, GZ. 750.04/37-II.1/89
2 Alois Mock, Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten (1987–1995) und Vizekanzler
der Republik Österreich (1987–1989), siehe Personenregister mit Funktionsangaben.
3 In den Vorbereitungsmaterialien für Mocks Gespräche mit den in Wien weilenden Außen-
minister stand: „Das westdeutsche Küstenmotorschiff ‚Petersberg‘, das Mitte Mai 1988 im
Hafen Wien eine Ladung Sondermüll dreier Kategorien kontaminierter Erde (öl- und lack-
verunreinigter Bodenaushub, Ölschlammrückstände) zur Entsorgung in der Türkei auf-
genommen hatte, befand sich seit Ende November vorigen Jahres auf der im Schwarzen Meer
gelegenen ‚Schlangeninsel‘ (ca. 40 km vor der sowjetischen Donaumündung) in Erwartung
der sowjetischen Genehmigung, in den sowjetischen Donauarm bis zum Hafen Reni ein-
zufahren, wo die Umladung des Sondermülls auf zwei Subleichter erfolgen soll. Am 10.1.1989
kreuzte die Petersberg überraschend wieder in Istanbul auf, um Proviant aufzunehmen, was
auf der Schlangeninsel angeblich nicht möglich war. Laut der zwischen dem Bundesminis-
terium für Umwelt, Jugend und Familie und dem Bayerischen Lloyd getroffenen Verein-
barung hat Letzterer es übernommen, den Transport des Sondermülls nach Wien zu besorgen
und allfällige Durchfahrtsgenehmigungen der Donauanrainerstaaten zu erwirken. Österreich
traf die Vorkehrungen für eine Probenziehung, die zweckmäßigerweise während des Um-
ladens in Reni (der niedrige Wasserstand der Donau gestattet es nicht, daß die Petersberg bis
Wien zurückfährt) vorgenommen werden soll. Es wurde vorgesorgt, daß ein österreichisches
Expertenteam innerhalb kurzer Zeit (4–7 Tage) nach Reni entsandt werden kann, das von
dem Sondermüll ca. 200 kg Probenmaterial entnehmen wird, das in Wien analysiert und die
Grundlage für die Erteilung der Importbewilligung sein wird. Die betreffende Analyse wird
über Wunsch der übrigen Donauanrainerstaaten zur Verfügung gestellt werden. […]“ Infor-
mation für den Bundesminister, Legationsrat Litschauer, Wien, 13. Jänner 1989, ÖStA, AdR,
BMAA, II-Pol 1989, GZ. 750.04/22-II.3/89.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Title
- Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
- Subtitle
- Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Editor
- Michael Gehler
- Maximilian Graf
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35587-5
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 792
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
- I. Vorbemerkungen 7
- II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
- 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
- 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
- 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
- 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
- 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
- III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
- 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
- 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
- 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
- 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
- 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
- 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
- 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
- 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
- IV. Editorische Vorbemerkungen 99