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9.7.1990: Information Gesandter Plattner Dok. 159
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– KSZE: Anregung zumindest jährlicher Konsultationen auf Ebene der Staats-
und Regierungschefs oder auf Ministerebene;
KSZE-Folgekonferenz alle 2 Jahre, kleines KSZE-Sekretariat, Schaffung eines
Zentrums für Konfliktverhinderung.
NATO-GS Wörner5 wird am 14. Juli zu einem Besuch nach Moskau6 reisen
und der SU persönlich den Inhalt der NATO-Deklaration erläutern.
Wertung:
Das Ergebnis des NATO-Gipfels stellt ein klares Bekenntnis der Allianz dar, auf
die veränderte Lage in Europa einzugehen und die in Aussicht gestellte Umwand-
lung in eine stärker politische Organisation durchzuführen (die SU hat bereits
positiv auf den Gipfel reagiert und ihn als Eingehen auf entsprechende Beschlüsse
des WP vom 7. Juni 19907 bezeichnet). Das NATO-Dokument bedeutet zudem
ein Signal der außenpolitischen Hilfestellung für den bedrängten Gorbatschow.
In der Frage der deutschen Einigung signalisiert die NATO Bereitschaft, auf so-
wjetische Sicherheitsinteressen Rücksicht nehmen zu wollen (Frage der Höchst-
grenze der deutschen Truppen), bekennt sich jedoch klar zur Mitgliedschaft Ge-
samtdeutschlands in der Allianz sowie zur gemeinsamen westlichen Verteidigung
im Allgemeinen. Außenminister Genscher hat übrigens für Herbst d. J. eine Er-
klärung zur deutschen Truppenstärke angekündigt. (Die Wehrdienstzeit in der
BRD wird schon per 1.10.1990 auf 12 Monate reduziert werden.)8
Plattner m. p.
5 Manfred Wörner, Generalsekretär der NATO (1988–1994), siehe Personenregister mit Funk-
tionsangaben.
6 NATO-Generalsekretär Wörner besuchte vom 14. bis 17. Juli 1990 Moskau. Er traf am 14. Juli
zu einem Gespräch mit Gorbatschow und Schewardnadse und am 16. Juli mit dem sowje-
tischen Generalstabschef Moissejew zusammen. Vgl. Gespräch Gorbačevs mit NATO-Ge-
neralsekretär Wörner am 14. Juli 1990 [Auszug] (= Dokument 101), in: Michail Gorbatschow
und die deutsche Frage, S. 455–457. Siehe auch Dokument 34, in: Der Kreml und die deutsche
Wiedervereinigung 1990.
7 Zur Sitzung am 7. Juni 1990 in Moskau, vgl. Records of the Political Consultative Committee
Meeting in Moscow, June 7, 1990 (= Dokument 153), in: A Cardboard Castle?, S. 674–677.
8 Dies hatte die Bundesregierung am 13. Juli 1990 beschlossen.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Title
- Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
- Subtitle
- Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Editor
- Michael Gehler
- Maximilian Graf
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35587-5
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 792
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
- I. Vorbemerkungen 7
- II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
- 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
- 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
- 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
- 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
- 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
- III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
- 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
- 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
- 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
- 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
- 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
- 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
- 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
- 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
- IV. Editorische Vorbemerkungen 99