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17.7.1990: Bericht Botschafter Grubmayr und Gesandter Sajdik
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Dok. 161
Die letzten Besuche in der DDR: Bundespräsident 1983,19 Bundeskanzler im
November 198920 (erster Besuch eines Regierungschefs nach der Wende). Im Jän-
ner d. J. stattete Ministerpräsident Modrow einen Arbeitsbesuch in Wien ab.21
Binder
Dok. 161: Bericht. Erste Wertung des Kohl-Besuchs in Moskau, 17.7.1990
Botschafter Herbert Grubmayr und Gesandter Martin Sajdik an BMAA, Moskau, 17. Juli 1990, Zl. 379-Res/90, ÖStA,
AdR, BMAA, II-Pol 1990, GZ. 22.17.01/174-II.3/901
SU-BRD; Ergebnisse des Kohl-Besuchs, erste Wertung (Info)
1. Zurückhaltende Berichterstattung der sowjet. Medien über Kohl-Besuch
Die sowjet. Zeitungen von heute (17.7.) bringen keine Berichte über die Ergebnisse
der Kohl-Gorbatschow-Gespräche, insbesondere werden die 8 Hauptpunkte der
gemeinsamen Erklärung noch nicht wiedergegeben.2 Die gemeinsame Presse-
19 Bundespräsident Rudolf Kirchschläger hatte der DDR vom 11. vom 14. Oktober 1983 einen
offiziellen Staatsbesuch abgestattet.
20 Vranitzky hatte am 24. November 1989 die DDR besucht. Siehe Dok. 77–78.
21 Modrow hatte am 26. Jänner 1990 Wien besucht. Siehe Dok. 107, 111–113.
1 Der Bericht erging als Funkdepesche Nr. 25219 an das BMAA und war für die Sektion II, das
Generalsekretariat und das Kabinett des Bundesministers bestimmt. Er wurde in der Abtei-
lung II.3 in Bearbeitung genommen. Legationsrat Josef Litschauer veranlasste am 17. Juli 1990
seine Weiterleitung an die österreichischen Botschaften in Bonn und Berlin.
2 Vgl. Protokoll der Pressekonferenz in Hans Klein, Es begann im Kaukasus. Der entscheidende
Schritt in die Einheit Deutschlands, Berlin 1991, S. 305–353. Auf der gemeinsamen Presse-
konferenz vom 16. Juli 1990 fasste Bundeskanzler Kohl seine Gespräche mit Gorbatschow in
folgenden 8 Punkten zusammen:
1) Die Einigung Deutschlands umfaßt die Bundesrepublik, die DDR und Berlin.
2) Wenn die Einigung vollzogen wird, werden die Vier-Mächte-Rechte und -Verantwortlich-
keiten vollständig abgelöst. Damit erhält das vereinigte Deutschland zum Zeitpunkt seiner
Vereinigung seine volle und uneingeschränkte Souveränität.
3) Das vereinte Deutschland kann in Ausübung seiner uneingeschränkten Souveränität frei
und selbst entscheiden, ob und welchem Bündnis es angehören will. Das entspricht der
KSZE-Schlußakte. Ich habe als die Auffassung der Regierung der Bundesrepublik Deutsch-
land erklärt, daß das geeinte Deutschland Mitglied des Atlantischen Bündnisses sein
möchte und ich bin sicher, dies entspricht auch der Ansicht der Regierung der DDR.
4) Das geeinte Deutschland schließt mit der Sowjetunion einen zweiseitigen Vertrag zur Ab-
wicklung des Truppenabzuges aus der DDR, der innerhalb von drei bis vier Jahren beendet
sein soll. Gleichzeitig soll mit der Sowjetunion ein Überleitungsvertrag über die Auswir-
kung der Einführung der D-Mark in der DDR für diesen Zeitraum von drei bis vier Jahren
abgeschlossen werden.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Title
- Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
- Subtitle
- Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Editor
- Michael Gehler
- Maximilian Graf
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35587-5
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 792
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
- I. Vorbemerkungen 7
- II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
- 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
- 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
- 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
- 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
- 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
- III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
- 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
- 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
- 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
- 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
- 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
- 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
- 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
- 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
- IV. Editorische Vorbemerkungen 99