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27.7.1990: Bericht Botschafter Bauer und Gesandter Kloss
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Dok. 166
tigem Stand der Dinge könnte lt. AA Vereinbarung an sich bereits bei nächstem
2+4 AM-Treffen in Moskau (12. September d. J.)7 abgeschlossen werden. Vieles
würde allerdings dafür sprechen, die Vereinbarung erst bei dem nach Moskau
angesetzten 2+4-Treffen in Washington (in Verbindung mit AM-Anwesenheit bei
UN-GV)8 anzunehmen. Eine letzte, als „krönender Abschluss“ gedachte 2+4-Zu-
sammenkunft in Großbritannien würde sich dann allerdings erübrigen (auf Be-
amtenebene sei britischerseits großes Verständnis für einen derart „verkürzten“
Fahrplan aufgebracht worden).
2. vorgesehener Inhalt der 2+4-Vereinbarung:
– Präambel (bereits fertiggestellt)
– Ablösung der Rechte und Verantwortungen der 4 Mächte in Deutschland und
Berlin
– Grenzregelung (5 mit Polen in Paris abgestimmte Prinzipien: vereinigtes
Deutschland umfasst nur BRD, DDR und Berlin, Verpflichtung zu Eliminierung der
auf Wiedervereinigung abzielenden Bestimmungen des Grundgesetzes, Verzicht
auf deutsche Gebietsansprüche, Abschluss des deutsch-polnischen Grenzvertra-
ges, Erklärung der 4 Mächte zu endgültigem Charakter der deutschen Grenzen)
– „take-note“-Bestimmungen: hier nehmen die 4 Mächte unter anderem zur
Kenntnis: Deutschen Verzicht auf Herstellung und Besitz von ABC-Waffen, Er-
klärung zu Reduzierung gesamtdeutscher Streitkräfte, Aussage betreffend mili-
tärischen Status des Territoriums der ehemaligen DDR
– Schlussbestimmungen
3. In Paris sei unter den 6 endgültige Klarheit darüber hergestellt worden, dass die
2+4-Regelung jede Art von Friedensvertrag bzw. „friedensvertragsähnliche“ völ-
kerrechtliche Vereinbarung ersetzen wird. Damit sei lt. AA auch die Frage von Re-
parationen „vom Tisch“ (polnische Ansprüche auf Abgeltung von Zwangsarbeit
polnischer Staatsbürger sollen im Zusammenhang mit umfassendem polnisch-
deutschen Vertrag über bilaterale Beziehungen n. J. gesondert geregelt werden).
Noch zu prüfen sei die Frage des völkerrechtlichen Inkrafttretens der 2+4-Verein-
barungen (unterschiedliche Ratifikationsverfahren mit verschiedenen Fristen).
Beim KSZE-Gipfel in Paris9 sollten die übrigen Staaten lediglich Gelegenheit er-
halten, die 2+4-Einigung zur Kenntnis zu nehmen.
Fragen, die nicht im Rahmen der 2+4 getroffen werden sollten, erstellen. Die Endredaktion
des 2+4-Vertrages wurde im Zuge des achten 2+4-Beamtentreffens vom 4.–7. September 1990
in Ostberlin und des darauffolgenden neunten Beamtentreffens vom 11. September 1990 in
Moskau abgeschlossen. Siehe dazu Dokument 230 und 232, in: Die Außenpolitik der DDR.
7 Siehe Dok. 170–172.
8 Die UN-Generalversammlung dauerte vom 18. September bis 21. Dezember 1990. Das letzte
2+4-Außenministertreffen fand am 1./2. Oktober in New York statt und diente der Kenntnis-
nahme der Ergebnisse.
9 Das KSZE-Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs fand vom 19. bis 21. November 1990
in Paris statt.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Title
- Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
- Subtitle
- Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Editor
- Michael Gehler
- Maximilian Graf
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Location
- Göttingen
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35587-5
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 792
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
- I. Vorbemerkungen 7
- II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
- 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
- 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
- 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
- 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
- 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
- III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
- 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
- 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
- 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
- 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
- 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
- 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
- 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
- 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
- IV. Editorische Vorbemerkungen 99