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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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tionen, vor dem Hintergrund einer Gesellschaft, die dem Phänomen Boxen mit Nachdruck neue diskursive Felder zuweist; der allgemeine kulturelle Wandel fin- det in Romanen und Erzählungen vom Boxen jedoch nur am Rande seinen sym- bolischen Ausdruck; die Spiegelfigur des Boxers wird interpretiert, kommentiert und adaptiert: Der Topos wird in der Trivialliteratur nur lose oben  auf das diskur- sive Zeit- und Mentalitätsgeflecht platziert; erst die avanciertere Literatur sowie Brecht und Musil werden die Ideenfäden des Boxens in engerem Sinne mit den diskursiven Verstrickungen der Moderne verknüpfen. Im Trivialgenre sind noch kaum Verknüpfungspunkte auszumachen. Mit dem Sujet wird in allgemeinem Kontext eine Spannungsebene erzeugt, die das Interesse der Leserschaft wecken soll. Foucault, so Achim Geisenhanslüke in Foucault in der Literaturwissenschaft, lege Wert auf den „theoretischen und methodischen Zuschnitt der Diskursana- lyse“7 als einer Wissenschaft, die „nicht einzelne Texte zum Gegenstand nimmt, sondern übergreifende diskursive Formationen“8. Das erklärte Ziel der nachfol- genden Überlegungen – nämlich mit der an Foucault ausgerichteten Frage nach den Relationen und Transfers zwischen heterogenen Wissens- und Diskursfel- dern jene narrativen Formen zu analysieren, die Boxen hervorbringt – verfängt im Bereich der Trivialliteratur nicht, weil die Kernaussage der Gattung verläss- lich in die leerlaufende Rhetorik vom Boxer als einer grimmigen Kampfmaschine mündet. Jene Wissenskomplexe, die mit Boxen interagieren, bleiben dabei ohne grundlegenden wechselseitigen Zusammenhang; im Unterhaltungsroman box- sportlicher Prägung wird das Wissensarchiv um den Faustkampf nicht einmal im Verborgenen wachgerufen: Die Makrostrukturen des Sozialen und Politischen bleiben ebenso unberücksichtigt wie die Mikroebene der Figurenzeichnungen, wie auf den kommenden Seiten herauszuarbeiten sein wird. Es werden Athleten ins Licht der Aufmerksamkeit gestellt, die sich, fern sozialpsychologischer Hin- weise und literarisch herausgearbeiteter Disziplinierungstechniken, ganz dem Fetisch des Boxens ergeben: Zelebriert wird der Aspekt reiner, ins Schaufenster der Massenhysterie gestellte Körperlichkeit im Zeichen des Zeit- und Menta- litätsgeflechts Boxen; die Signalfigur des Boxers zeigt sich in Trainingsexzesse verfangen; in die Vorstellung vom Boxen als Lebens- und Weltbewältigungspro- gramm scheint keine Relativierungsebene eingezogen, die theoretisch plausibel zu fassen wäre. Die Diskurse distinkter Formationen – Pseudo-Sakralisierung, Ökonomie, Nationalismus und das Berserkern in den Arenen – werden endlich in Form einer Spektakelkultur inszeniert, die sich einem modernen Denken in differenzierten Zusammenhängen verweigert. Zusammenfassend ist festzuhal- ten, dass jener Modernitätsschub, den sich die Trivialliteratur durch das Signal 7 Geisenhanslüke 2007, S. 74 8 Ebd. 119 Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Title
FAUST UND GEIST
Subtitle
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Author
Wolfgang Paterno
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Size
16.1 x 25.5 cm
Pages
446
Keywords
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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