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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Übungsmethoden erwecken die Assoziation von Folter: Der Boxer Pleß wird während der Kampfvorbereitung in Verliebtsein ausgeschlossen an einen Holz- pfahl geknotet und muss sich der Stöße und Schwinger seines Trainers Krell so gut wie möglich erwehren:205 Richtiges Boxen konnte man das nicht nennen, denn wenn jemand beide Arme auf den Rücken gebunden werden, wenn auch die Beine unbeweglich an einem Holzpfahl festgeschnürt sind, dann kann man nicht richtig boxen. Nur Kopf und Oberkörper konnte Anton Pleß jetzt bewegen. […] Es gab nur eine Möglichkeit für Pleß sich dieser Stöße und Schwinger zu erwehren, er mußte ihnen mit Kopf und Schultern blitzschnell ausweichen. Und da er es nun tausendmal geübt hatte, so wich er instinktiv aus, ohne darüber nachzudenken, obwohl Krell alles Mögliche tat, um ihn zu täuschen.206 Exerzitien des Durchhaltens, untermischt mit spezifischen kathartischen Mo- menten, prägen auch in Theo boxt sich durch den einer Tortur ähnlichen Übungs- verlauf: Theo mußte die Hände jeden Tag eine halbe Stunde in eine rote Flüssigkeit ste- cken, die die Haut zäh und dick machte, dann mußte er ständig gegen einen harten Sandsack boxen. Das schmerzte anfangs fürchterlich, aber mit der Zeit bildeten sich davon richtige Hornhäute an den Knöcheln. Theo bemerkte mit Genugtuung, wie er nach dieser Kur die Hände rücksichtslos gebrauchen konnte, als wären es Holzklötze oder Backsteine.207 Die Lebensführung eines Boxers 14 Tage vor einem Kampf, resümiert Ludwig von Wohl in Der große Kampf, sei „genauer geregelt, als das Hofzeremoniell des Königs von Spanien!“208 Als Drittes sind in den Unterhaltungsromanen, in denen Trainingsroutinen ausgeführt sind, die Bereiche Selbstdisziplin und Askese angelegt. Die Trai- ningsführung wird einer konsequenten Methodik unterworfen. Der Boxer muss „schrecklich geregelt leben, abstinent, und was nicht noch alles, um ein Cham- pion zu werden“209, er muss geradezu als „Mönch leben, nicht kneipen, nicht 205 Vgl. Witte 1939, S. 24 206 Ebd. 207 Nohara o. J., S. 39f 208 Wohl 1927, S. 21 209 Barnes 1985a, S. 72 140 | Teil II. Im Moderne-Labor
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Title
FAUST UND GEIST
Subtitle
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Author
Wolfgang Paterno
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Size
16.1 x 25.5 cm
Pages
446
Keywords
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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