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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1
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punkt des Protestantismus, aber noch nicht die Person als Person überhaupt, worunter sich jeder ohne Unterschied befassen kann, sondern nur als die einzige weitgeschicht- liche Person Christi. Diese Verehrung der Person Christi wurde innerhalb des Protestantismus in gewissen Sekten, z. B. denen der 1 Pietisten, so sehr bis aufs Extrem getrieben, daß selbst die sinnliche Individualität Christi Gegenstand der Verehrung wurde und die Verehrung der Individualität selbst wieder bis auf die Verehrung des Leichnams2 sich erstreckte, eine Behauptung, die man hinlänglich bestätigt findet z. B. in solchen Äußerungen der Pietisten aus dem vorigen Jahrhundert, „daß diejenigen, welche selig werden und bleiben wollten, mit den blassen, toten, eiskalten Lippen Jesu geküßt werden, den toten Leichnam des Heilands beriechen und mit seiner Grabesluft durchdünstet werden müssen". Der Protestantismus bildete sich nun weiter bis dahin aus, daß nicht mehr die Person Christi, sondern die Person als Person Mittelpunkt der Indivi- duen wurde und somit jede Person an ihr selbst und 3 in ihrem eignen Innern sich der Mittelpunkt wurde. Der protestantische Evangelismus wurde so Rationalismus und Moralismus. Den Pietismus muß man als den Übergangs- punkt zu den letztern Formen erkennen. Denn dem Pie- tisten ist nicht mehr die wirkliche4 Person Christi an und für sich selber, wie er in Gott existiert,5 sondern die Ge- stalt, die Christus im Innern des Subjekts annimmt, der ins Herz aufgenommene, innere6, in der Empfindung und Gesinnung existierende, der das Ich selbst des glaubenden Individuums gewordne Christus der wahre und wesent- liche Christus, und der äußere Christus, der dem Pietisten Gegenstand ist, ist ihm nur Gegenstand nach seinen Spezia- lien, nach seinen subjektiven Partikularitäten. Indem aber so von Christus nur das individuell Persönliche, etwa die schmerzlichen Empfindungen, die Christus aus Liebe für die andern ausgestanden hat, Gegenstand der Vor- 1 in . . . der: bei den B 2 die . . . Leichnams: den Leichnam B 3 selbst und: selbst, H 4 wirkliche H gestrichen 5 , wie . . . existiert, Fehlt in B. 6 Fehlt, mitsamt dem Komma davor, in B. 190
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
Title
Ludwig Feuerbach
Subtitle
Gesammlte Werke
Volume
1
Editor
Werner Schuffenhauer
Publisher
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Date
1981
Language
German
License
PD
Size
11.6 x 17.8 cm
Pages
468
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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