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setzt das Alles, welches im Wesen Eines ist, als Vieles über-
haupt, als Außereinander, das Besondere als Besonderes,
das1 Endliche als Endliches, aber das Endliche als Endliches
setzen heißt nichts anderes, als das Verneinte als Vernein-
tes setzen; das Wesen daher, die Verneinung als actus [Tat]
des Verneinens, in welchem Setzen und Aufheben eines
ist, ist die Zeit. Die Zeit ist nur das Wesen in der Handlung ;
wie in der Handlung ist, was in der Gesinnung ist, die
Handlung nur ist die Gesinnung, in der alles zumal und
identisch ist, gesetzt in Sukzession, so ist die Zeit weiter
nichts als das Setzen der Verneinung als Verneinung; die
Verneinung wird aber nur gesetzt als Verneinung, wann
das im Wesen zumal miteinander Verneinte nacheinander
verneint wird, wenn sie also Sukzession, d. i . Handlung,
verneinend wird und ist. Handlung ist eben die Verneinung
nur, wenn das im Wesen Identische aus der Einheit in
Unterschied, das Endliche als Endliches, das Einzelne
als Einzelnes gesetzt wird, aber dieses Auseinandergehen
ist zugleich Vergehen, das Setzen Aufheben, das Anfangen
Beenden und die Zeit daher nichts als das tätige Wesen,
das Wesen in der Tätigkeit. Fragst du aber wieder: Ja, wie
wird denn Wesen Handlung?, so gehört dir keine andere
Antwort, als daß das Wesen selbst schon Handlung ist.
Denn das Wesen ist überhaupt Einheit, alle Einheit ist
aber Einheit des Unterschiedenen und darum Einigung,
Einen. Tätigkeit, Handlung; das Wesen ist aber die Hand-
lung in der Identität, eine identische Handlung, oder sie
in der Form der Identität; die Zeit, die diskrete Hand-
lung oder sie in der Form des Unterschieds; die Zeit nur
die Äußerung der innern zeitlosen Handlung, die das
Wesen selbst ist, so daß nur der Formunterschied des In-
nern und Äußern zwischen beiden stattfindet. Entgegnest
du mir aber etwa, daß „eine zeitlose Handlung ein Un-
ding sei", so habe ich dir nur dies zu erwidern, daß Liebe,
Denken, Gesinnung, wie vieles andere, lauter Undinge
sind, denn sie sind zeitlose Handlungen. Was ist denn z. B.
die Gesinnung anders als die zeitliche sukzessive, in den
Zusammenhang des äußern Daseins tretende Handlung,
wie sie innere, mit meinem Wesen identische, zeitlose Hand-
1 In A: das das; entsprechend H korrigiert.
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften