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Subjekt heißt also ebensoviel als: Du bist ein von andern
unterschiednes Subjekt, und du kannst dich daher als
besonderes Subjekt nicht abtrennen und unterscheiden1
von diesem deinem Unterschiede und deiner Verschieden-
heit ; diese Bestimmtheit, diese Unterschiedenheit ist die
Grenze deines Seins, die nicht aufgehoben werden kann,
ohne daß du selbst zu sein aufhörst, sowenig als du einem
bestimmten Vogel, etwa dem Raben, die Bestimmtheit
der Farbe, der Gestalt usw., durch welche Bestimmtheit2
er sich von andern Vögeln unterscheidet, und das ist, was
er ist, Rabe3, rauben kannst, ohne ihn ihm selbst zu rauben.
Aber alle Bestimmtheit, alle Trennung und Unterschieden-
heit beruht nur auf diesem bestimmten, wirklichen Dasein,
ist nur möglich und wirklich in diesem wirklichen Leben:
nur4 in diesem Leben bist du dieser Mensch; hört daher
dieses Leben auf, so hörst du selbst auf, dieser Mensch zu
sein, denn du, dieser Mensch hier meint, daß er unsterb-
lich sei5. Der bestimmteste Ausdruck deiner Bestimmtheit
ist die Zeitlichkeit. Du bist eine bestimmte Person, dein
Sein ist ein bestimmtes Sein, findet daher seinen bestimm-
testen Ausdruck darin, daß es ist ein zeitliches, gegen-
wärtiges, einst vergehendes Sein; und zwar nicht bloß ein
zeitliches überhaupt, sondern ein ganz bestimmt zeit-
liches, momentanes, in Augenblicke zerteiliges Sein, So-
lange bist du nur, als du sagen kannst: Jetzt, diesen
bestimmten Augenblick, bin ich; immer bist du nur
jetzt, diesen Augenblick, und in diesem Augenblick bist
du immer selbst ganz da, als Person; ein Zeitpunkt also,
ein Augenblick, ist groß genug, dein ganzes, ungeteiltes
individuelles Sein in sich zu fassen. Die Zeit ist unab-
trennbar vor dir selbst als bestimmter Person; ist kein
Augenblick mehr, so bist du selbst nicht mehr. Vielleicht ist
es sogar möglich, daß du selbst, als dieses besondere Wesen,
1 ; du meinst damit n i c h t . . . und unterscheiden: . D u bist
aber dieses Indiv iduum nur als ein von andern unterschied-
nes, und kannst dich daher nicht abtrennen B
2 , etwa dem . . . Bestimmtheit: die Bestimmtheit, durch
welche B
3 Fehlt, mitsamt dem Komma dahinter in B.
4 Leben; nur: Leben. N u r B
5 auf . . . unsterblich sei: zu sein auf B
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften