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nung der Seele vom Leibe und ihr Außer-dem-Körper-Sein
etwas andres bedeute und bedeuten könne, als daß die
Seele sich vom Leibe unterscheide und in dieser Unter-
scheidung Denken und Vernunft sei, so mußt du dir das
Verhältnis der Seele zum Leibe als ein räumliches und sie
selbst als ein Räumliches vorstellen. Indem du daher dir
wirklich vorstellst, daß die Seele im Tode außer den Körper
hinausgehe, so machst du die geistige, wesentliche, innere
Entkörperung der Seele, ihr geistiges Außer-dem-Körper-
Sein zu einem räumlichen und stellst dir daher die höchste
Tätigkeit, das höchste Wesen der Seele — denn dieses
ist der Geist — als eine besondere räumlich und zeitlich,
d. i . mit dem Tode erst vor sich gehende Begebenheit vor.
Wenn gewisse krankhafte Erscheinungen der Seele darin
bestehen, daß für den Menschen Vorstellungen zu Er-
scheinungen werden, daß, wie z.B. denen, welche Doppel-
gänger hatten, dem Menschen seine sinnliche Vorstellung
von ihm selbst1, sein Bild als ein selbständiges Wesen
gegenübertritt, daß eine und dieselbe Person zerfällt in
zwei Personen, die Person sich selbst im Räume außer sich
sieht, wenn die Narrheit darauf beruht, daß Vorstellungen
in dem Menschen fix, d. i . gleichsam leibhaftig, werden,
sinnliche, räumliche Existenz bekommen, Vorstellungen
zu unmittelbaren Affektionen, zu Beschaffenheiten, Pas-
sionen und Zuständen werden, so ist dein Glaube an die
Unsterblichkeit, insofern er der Glaube und die Vorstellung
ist, daß die Seele im Tode förmlich, wirklich außer den
Leib hinausgehe, eine theoretische Narrheit, eine theo-
retische Seelenkrankheit. Denn wie der Narr seine Vor-
stellungen verleiblicht, fixiert und 2 sie für ihn sinnliche
Wirklichkeit haben, so ist deine vermeintliche Entkörpe-
rung der Seele nur eine Verkörperung derselben, so machst
du ihre Befreiung und Freiheit von dem Leibe, das Werden
der Vernunft, Freiheit und Selbstbewußtseins, eine innere,
ewige, geistige Handlung, also den Geist selbst, die höchste
Tätigkeit und das höchste Wesen der Seele, zu einem be-
sondern Zustande, einer Passion, einem in Raum und Zeit
sich zutragenden Ereignis, denn nach'-' dem Tode oder miß
1 ihm selbst: sich B 2 fixiert und: wie B
3 In B nicht hervorgehoben.
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften