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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 316 -
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nung der Seele vom Leibe und ihr Außer-dem-Körper-Sein etwas andres bedeute und bedeuten könne, als daß die Seele sich vom Leibe unterscheide und in dieser Unter- scheidung Denken und Vernunft sei, so mußt du dir das Verhältnis der Seele zum Leibe als ein räumliches und sie selbst als ein Räumliches vorstellen. Indem du daher dir wirklich vorstellst, daß die Seele im Tode außer den Körper hinausgehe, so machst du die geistige, wesentliche, innere Entkörperung der Seele, ihr geistiges Außer-dem-Körper- Sein zu einem räumlichen und stellst dir daher die höchste Tätigkeit, das höchste Wesen der Seele — denn dieses ist der Geist — als eine besondere räumlich und zeitlich, d. i . mit dem Tode erst vor sich gehende Begebenheit vor. Wenn gewisse krankhafte Erscheinungen der Seele darin bestehen, daß für den Menschen Vorstellungen zu Er- scheinungen werden, daß, wie z.B. denen, welche Doppel- gänger hatten, dem Menschen seine sinnliche Vorstellung von ihm selbst1, sein Bild als ein selbständiges Wesen gegenübertritt, daß eine und dieselbe Person zerfällt in zwei Personen, die Person sich selbst im Räume außer sich sieht, wenn die Narrheit darauf beruht, daß Vorstellungen in dem Menschen fix, d. i . gleichsam leibhaftig, werden, sinnliche, räumliche Existenz bekommen, Vorstellungen zu unmittelbaren Affektionen, zu Beschaffenheiten, Pas- sionen und Zuständen werden, so ist dein Glaube an die Unsterblichkeit, insofern er der Glaube und die Vorstellung ist, daß die Seele im Tode förmlich, wirklich außer den Leib hinausgehe, eine theoretische Narrheit, eine theo- retische Seelenkrankheit. Denn wie der Narr seine Vor- stellungen verleiblicht, fixiert und 2 sie für ihn sinnliche Wirklichkeit haben, so ist deine vermeintliche Entkörpe- rung der Seele nur eine Verkörperung derselben, so machst du ihre Befreiung und Freiheit von dem Leibe, das Werden der Vernunft, Freiheit und Selbstbewußtseins, eine innere, ewige, geistige Handlung, also den Geist selbst, die höchste Tätigkeit und das höchste Wesen der Seele, zu einem be- sondern Zustande, einer Passion, einem in Raum und Zeit sich zutragenden Ereignis, denn nach'-' dem Tode oder miß 1 ihm selbst: sich B 2 fixiert und: wie B 3 In B nicht hervorgehoben. 316
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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