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als würde gesagt, daß jeder Mensch dieselben Erinnerungen
hätte, d. h., daß alle Individuen denselben Inhalt und
dieselbe[nl Gegenstände zum Gegenstande der Erinnerung
hätten; so wie ich dich überhaupt dringend bitte, nicht
so albern sein zu wollen und zu meinen, daß, wenn gesagt
wird, das Denken, das Bewußtsein sei absolut eines, des-
wegen behauptet werde, das Bewußte und Gedachte sei
in allen Menschen eines. Denn der Inhalt und das Objekt,
eben als Inhalt und Objekt, begreifen notwendig Mannig-
faltigkeit, Unterschied, Gegensatz in sich. Deine Gegen-
stände der Erinnerung können ganz besondere sein, ab-
getrennt von denen des andern, ja entgegengesetzt1, aber
als erinnerte, als verallgemeinerte, als mitteilbare, ab-
gesehen von der unnotwendigen Besonderheit ihres In-
halts, als Erinnerung sind sie eines mit der Erinnerung des
andern. Eins ist die Erinnerung, unterschieden nur das
Erinnerte; indem ich mich erinnere, erinnere ich mich an
etwas, also Bestimmtes, und die Bestimmtheit ist un-
zertrennlich von Unterschiedenheit, aber der Unterschied
der Bestimmtheit trennt nicht selbst das Wesen, so daß
in dir eine dem Wesen nach andere Erinnerung sei als in
dem andern. Die Erinnerung, als allgemeine Geistestätig-
keit gefaßt, nicht als subjektives Vermögen eingebildet,
ist in ihrem letzten Grund und Wesen unzertrennlich von
Tod und Zeit. Die Erinnerung ist die Assimilationstätig-
keit des Geistes, durch die er Sinnliches, Existierendes,
äußerlich Selbständiges in sich selbst verwandelt, sie ist
der Verdauungsprozeß des Geistes zu nennen, das Wort
in seiner umfassendsten Bedeutung genommen. Wohl ist
von deinen Erinnerungen die Zeit unterschieden und un-
abhängig, aber nicht von der Erinnerung selbst, wiefern
sie unterschieden und unabhängig von deinen Erinnerun-
gen und von dir überhaupt, eine allgemeine, notwendige
Tätigkeit des Geistes selbst ist. Die Zeit ist als das Ver-
gehen des Einzelnen, Besondern, Individuellen, überhaupt
als die Verneinungstätigkeit des Seins, die Erinnerung des
1 Hiermit beginnt ein weiteres Teilstück in H, das bis unter-
scheiden und (vgl. unten Seite 336, Fußnote 3) reicht; es ent-
hält mit schwarzer Tinte eingetragene Korrekturen; der ge-
samte Text wurde dann mit braunem Stift gestrichen.
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften